Hoeneß: „Stoffers ist nicht Herr seiner Sinne“

MÜNCHEN - Uli Hoeneß keilt im Catering-Streit gegen die Löwen und kann sich selbst über neue Millionenfür den FC Bayern freuen.
In drei Wochen will Uli Hoeneß abtreten. Nach 30 Jahren als Manager des FC Bayern wird er sich bei der Mitgliederversammlung zum Präsidenten wählen lassen. Er wird einen Verein hinterlassen, der nicht nur pumperlgesund ist, sondern dem es wirtschaftlich so gut geht wie noch nie. Zwölf Millionen Mark Umsatz machte der FC Bayern 1979, bei einem Schuldenstand von sieben Millionen. Letztes Jahr setzten die Bayern 300 Millionen Euro um. Bis zur Hauptversammlung will Hoeneß noch den Vertrag mit dem Hauptsponsor Telekom verlängern; bis 2013 wird der künftig 25 Millionen (bisher 20) im Jahr überweisen, zudem wird Bayern noch für mehr als 100 Millionen Euro einen einstelligen Prozentsatz der Klub-Anteile an Audi veräußern.
Hoeneß will seine Bayern zum Ende der Karriere endgültig in den Geldadel des europäischen Fußballs bringen. Der Anspruch sind Real Madrid und Manchester United.
Und nicht der TSV 1860, auf keinen Fall der TSV 1860. Nie war der Lokalrivale von der anderen Straßenseite (die Vereinsgelände liegen keine 200 Meter auseinander) so weit weg von den Bayern wie jetzt.
Doch nie haben die Blauen die Roten so sehr gebraucht wie in den letzten Jahren. Immer wieder retteten Hoeneß und Bayern die Löwen vor dem Super-GAU. Als den Löwen 2006 die Insolvenz drohte, kauften sie 1860 für elf Millionen die Anteile an der Allianz Arena ab; später verringerten sie immer wieder die Fixkosten, welche die Sechzger Jahr für Jahr zu erdrücken scheinen.
Die Allianz Arena, die für Bayern den wirtschaftlichen Aufschwung in die absolute Bel-Etage erst endgültig möglich machte, bedeutet für die Löwen beinahe den Tod. „Sie hatten eine goldene Chance mit der Allianz Arena, die haben sie nicht genutzt“, sagt Hoeneß der AZ.
Der FC Bayern fütterte die Löwen durch. Zum Dank gab’s immer wieder Querelen und immer neue Forderungen der Sechzger. Hoeneß hat sich das ein paar Jahre angeschaut. Doch jetzt ist Schluss. Als Manfred Stoffers im April dieses Jahres über die Cateringkosten verhandeln wollte, ließ Hoeneß ihn auflaufen. Stoffers fragte erst, ob man Hoeneß eigentlich „Hohness“ ausspreche und stellte im Juli die Zahlungen teilweise ein, nun ließ Hoeneß den TSV 1860 verklagen.
Möglicherweise wird es das letzte Mal sein, dass der FC Bayern sich auf einen Streit mit 1860 herablässt. Bayern braucht die Löwen nicht mehr in der Arena.
Dank der Audi-Millionen wird das Stadion in drei Jahren schuldenfrei sein; ab 2011 dürfen zudem auch Konzerte und andere Veranstaltungen im Stadion stattfinden. Die Mieteinnahmen von 1860 dürften bald verzichtbar sein.
Aber Hoeneß hat diese emotionalen Streitereien voll Lokalkolorit immer geliebt. Und Stoffers ist vielleicht kein Gegner auf Augenhöhe für ihn, bietet aber wenigstens genügend Angriffsfläche. „Herr Stoffers ist nicht mehr Herr seiner Sinne“, sagt Hoeneß jetzt. Er selbst kann sich auf eine euphorische Präsidentenwahl freuen.
Filippo Cataldo, Patrick Strasser