Hoeneß soll Bayern-Aufsichtsratschef bleiben

München -Breite Unterstützung für Uli Hoeneß: Der wegen
Steuerhinterziehung angeklagte Präsident des Triple-Gewinners FC Bayern
soll seinen Posten als Aufsichtsratschef der FC Bayern AG nur im Falle einer
längeren Gefängnisstrafe verlieren. "Aus der Zelle kann er den Klub nicht
leiten", zitierte die Bild am Sonntag ein namentlich nicht genanntes
Aufsichtsratsmitglied. Sollte Hoeneß zu einer Geld- oder Bewährungsstrafe
verurteilt werden, könne er dem Aufsichtsrat auch künftig vorstehen, hieß es
weiter.
Dem neunköpfigen Aufsichtsrat gehören Top-Manager von Weltfirmen wie
Adidas (Herbert Hainer), Audi (Rupert Stadler), Telekom (Timotheus Höttges)
oder VW (Martin Winterkorn) an. Der Aufsichtsrat tagt wieder im September. Er
sieht einen dann möglicherweise bereits eröffneten Gerichtsprozess gegen
Hoeneß jedoch nicht als Grund für einen Rücktritt des langjährigen
Bayern-Managers an. "Der damalige Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat die
Bank schließlich auch geführt, obwohl er im Mannesmann-Prozess wegen
Untreueverdachts vor Gericht stand", zitierte die Bild ein Mitglied des
Gremiums.
Der Aufsichtsrat hatte Hoeneß bei einer Sitzung Anfang Mai den Rücken
gestärkt und dafür Kritik unter anderem von hochrangigen Politikern wie
SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück geerntet. Ob Hoeneß vor Gericht muss, ist
indes offen. Die Staatsanwaltschaft München II hat vor wenigen Tagen Anklage
gegen den 61-Jährigen erhoben. Die 5. Strafkammer des Landgerichts München II
will bis Ende September über eine Zulassung der Anklage und die Eröffnung
eines Hauptverfahrens entscheiden.
Weitere positive Nachrichten gab es für Hoeneß unterdessen von der
Staatsanwaltschaft. Diese hält die kürzlich neu erhobenen Vorwürfe gegen ihn
offensichtlich für nicht stichhaltig. "Es gibt kein neues
Ermittlungsverfahren. Das Verfahren gegen Uli Hoeneß ist für die
Staatsanwaltschaft München II mit der Klageerhebung abgeschlossen", sagte ein
Sprecher dem Nachrichtenmagazin "Focus".
Ein Hinweisgeber hatte am Donnerstag vorvergangener Woche Kontakt zu den
Strafverfolgern aufgenommen und behauptet, Hoeneß habe weit höhere Summen in
der Schweiz versteckt als zuvor angenommen. Hoeneß bezeichnete dies als
"absurde Unwahrheit" und veranlasste seinen Hamburger Anwalt Michael
Nesselhauf, "gegen diesen Wahnsinn vorzugehen, eine Verleumdungsklage
einzuleiten".