Hoeneß schließt Rücktritt nicht aus

Er hat sein Schweigen gebrochen: In der „Zeit” spricht Bayern-Präsident Uli Hoeneß ausführlich über seine Steuer-Affäre – und schließt auch einen Rücktritt nicht aus.
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Er hat sein Schweigen gebrochen: In der „Zeit” spricht Bayern-Präsident Uli Hoeneß ausführlich über seine Steuer-Affäre – und schließt auch einen Rücktritt nicht aus.

Barcelona - Es ist die erste Auswärtsreise von Uli Hoeneß, die erste als anderer Mensch. So gesehen sein drittes Spiel im neuen Leben. Nach Barça am Dienstag und Freiburg am Samstag, beides in Fröttmaning. Nun wieder Barça, in Barcelona.

Schlecht geschlafen hat er. Ob im Kingsize-Bett des Hotels oder daheim im umgebauten Bauernhof am Tegernsee. Erstmals nach Bekanntwerden der Steueraffäre vor zehn Tagen hat der Bayern-Präsident sein Herz ausgeschüttet. In der aktuellen „Zeit” (erscheint am heutigen Donnerstag) sagt er: „Sie glauben gar nicht, was ich alles spüre. Es ist eine Situation, die kaum auszuhalten ist. Ich schlafe sehr schlecht, ich schwitze sehr viel in der Nacht, was ich eigentlich gar nicht kenne. Ich wälze mich und wälze mich. Und dann wälze ich mich nochmal. Und denke nach und verzweifle. Ich bin morgens auch manchmal schon eine Stunde nach dem Aufstehen völlig fertig.” Seine Familie sei der Rückhalt, „stehe wie eine Eins” hinter ihm.
Diese Auswärtsreise ist für Hoeneß eine ganz spezielle, seit 1970 macht er das ja. Die immer selben Abläufe. Und plötzlich ist alles anders. Er steht unter Beobachtung, mehr als je zuvor. Er steht unter Druck, am Pranger.

Doch er stellt sich. Reumütig. „Ich habe eine große Torheit begangen, einen Riesenfehler, den ich so gut wie möglich korrigieren will”, sagt Hoeneß. Die Fallhöhe, dieser Sturz vom Vorbild zum Buhmann, ist es, die seinen Mikrokosmos erschüttert hat. „Das ist für mich ein ganz großes Problem. Ich fühlte mich in diesen Tagen auf die andere Seite der Gesellschaft katapultiert”, sagte er der „Zeit”. Bei aller Reue ist dem 61-Jährigen wichtig: „Ich mache mir natürlich riesige Vorwürfe. Ich habe Riesenmist gebaut, aber ich bin kein schlechter Mensch.” Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sich „enttäuscht” geäußert hatte, würde er das erklären wollen, „den ganzen Mist”. Dann müsste er nun auch Bundespräsident Joachim Gauck um eine Audienz bitten. „Wer Steuern hinterzieht, verhält sich verantwortungslos oder gar asozial”, sagte er dem „Stern”. In Richtung Hoeneß stellte er klar: „In unserem Land darf es in rechtlichen und moralischen Fragen nicht zweierlei Standards geben, einen für die Starken und einen für die Schwachen. Niemand darf selbst entscheiden, ob er Steuern zahlt oder nicht.”

Im Januar hatte sich Hoeneß selbst angezeigt, am 20. März klingelte die Staatsanwaltschaft: Hausdurchsuchung. „Da begann die Hölle für mich.” Er glaubt an die Wirkung der Selbstanzeige, weiß jedoch, dass es eng werde, wenn Anklage erhoben werde. Dabei fühlt er sich geheilt von der Zockerei an der Börse mit all dem virtuellen Geld („Wie wenn ich Monopoly spiele.”). Er will erklären. Daher der Schritt in die Öffentlichkeit via „Zeit”: „In den Jahren 2002 bis 2006 habe ich richtig gezockt, ich habe teilweise Tag und Nacht gehandelt, das waren Summen, die für mich heute auch schwer zu begreifen sind, diese Beträge waren schon teilweise extrem. Das war der Kick, das pure Adrenalin.” Und nun?

Am Montag wird der Aufsichtsrat des FC Bayern tagen. Legt man Hoeneß, dem Vorsitzenden, den Rücktritt nahe? Verzichtet er auf seinen Präsidenten-Posten? Er deutet es in der „Zeit” an: „Wenn ich das Gefühl habe, dass meine Person dem Verein schadet, werde ich Konsequenzen ziehen.” Jedoch nicht vor dem Champions-League-Finale.
Vor dem Alptraum steht die Erfüllung seines Traumes.

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