Hoeneß: „Ribéry geben wir nicht her!“

Bayern-Manager Uli Hoeneß über van Gaals Pläne, die letzten Transfers – und warum Zé Roberto doch geht.
AZ: Herr Hoeneß, die Saison ist vorbei, doch wegen all der offenen Transferfragen sind Sie noch bis 12. Juni im Büro, und erst danach beginnt Ihr Urlaub. Seit Montag laufen die Planungsgespräche mit dem neuen Coach Louis van Gaal. Wie war die Atmosphäre?
ULI HOENEß: Gut. Louis van Gaal ist drei, vier Tage hier – da ist genug Zeit, all die Personalplanungen voranzutreiben. Wir kennen uns seit vielen Jahren schon recht gut, das ist ja kein Fremder, der einem da gegenübersitzt. Louis ist ein sehr selbstsicherer, selbstbewusster Mann, der ganz genau weiß, was er will.
Konkret gefragt: Will er Hermann Gerland als einen seiner Assistenten?
Es war immer sein Wunsch, neben den Assistenten, die er aus Holland mitbringt, einen deutschsprachigen Trainer an seiner Seite zu haben, der den Verein bestens kennt. Dann haben wir den Hermann ins Gespräch gebracht, jetzt müssen sich die beiden kennen lernen. Aber ich kann mir ganz gut vorstellen, dass der Hermann mit seiner Art van Gaal von sich überzeugen wird.
Nach der Erfahrung mit Jürgen Klinsmann und seinem polyglotten Trainerstab wäre die Wahl pro Gerland auch die Erkenntnis, dass es ohne einen deutschen Co-Trainer, der Ansprechpartner für die Spieler sein kann, nicht geht?
Wir wollen uns nicht einmischen in van Gaals Vorstellungen, nur Anregungen geben. Bei Hermann hätten wir nichts dagegen – im Gegenteil: Wir würden ihn empfehlen; bei ihm wissen wir, was wir haben. Er hat hervorragende Arbeit unter Jupp Heynckes geleistet. Mit van Gaal und Gerland als Gespann würde das sicher gut klappen.
Wenn Gerland dauerhaft bei den Profis arbeitet, wäre der Weg frei für Mehmet Scholl, der schon übergangsweise die Drittliga-Mannschaft in den letzten Wochen der Saison übernommen hat.
Mir wurde berichtet, dass es sehr gut gelaufen ist, dass er mit großem Eifer bei der Sache war. Man müsste dann noch klären, was mit seinem Trainerschein ist (bislang hat Scholl nur die B-Lizenz, d.Red.). Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass das mit Scholl klappt.
Besteht van Gaal darauf, dass Ribéry bleibt?
Ja, er möchte ihn unbedingt behalten.
Und der Verein? Hat sich denn abgesehen von einer losen Anfrage von Manchester United schon ein Verein gemeldet, der ein ernsthaftes Angebot abgegeben hat?
Nein, bisher nicht. Diese entscheidende Anfrage hat es nicht gegeben und irgendwelche Gerüchte aus irgendwelchen englischen Zeitungen interessieren uns nicht.
Überrascht Sie das? Bei Ribérys Qualitäten?
Bei den meisten Vereinen ist die Saison erst an Pfingsten vorbeigegangen. Die Spieler gehen in den Urlaub, die Bosse beginnen mit den Planungen. Es wird Anfragen in den nächsten vier bis sechs Wochen für Ribéry geben, davon gehe ich aus.
Und wenn es ernst wird?
Wir werden nicht jubeln am Telefon, wenn einer die Summe X bietet.
Sie könnten ja auflegen.
Wir sind ja höflich. Aber wir verhandeln nicht. Ribéry geben wir nicht her.
Und Luca Toni? Sie haben Mario Gomez verpflichtet.
Vier Stürmer reichen im Prinzip. Aber wenn wir fünf Stürmer im Kader haben, dann eben fünf. Wir schicken niemanden weg, bestehende Verträge werden beim FC Bayern nicht angetastet. Wenn einer zu uns kommt von den Stürmern, die da sind, werden wir sprechen. Sonst nicht.
Was passiert mit Zé Roberto?
Es ist ziemlich klar, dass er weggeht. Wir sind traurig darüber, er war einer der Besten in der vergangenen Saison. Aber wir müssen ja konsequent bleiben: Wir können nicht unserem Kapitän Mark van Bommel, der 32 Jahre alt ist, einen Vertrag nur über ein Jahr anbieten und dem 34-jährigen Zé Roberto dann zwei Jahre – das geht nicht. Schade, aber so ist es eben.
Interview: Patrick Strasser