Hoeneß, Obama und Mutter Teresa

MÜNCHEN - Launiger TV-Auftritt des Bayern-Managers einen Tag nach der Vize-Meisterschaft. Augenzwinkernd verriet Uli Hoeneß, welchen Star er holen will. Ironie pur auch, seine Attacke gegen Jauch und Klinsmann.
Für Uli Hoeneß ist die Saison noch lange nicht vorbei. Ein Spiel hat ja gerade erst begonnen – den Anstoß hatte Jürgen Klinsmann letzte Woche an der Seite von Moderator Günther Jauch in der RTL-Sendung „stern.tv“ gegeben. Nun geht Hoeneß in die Verlängerung. Am Sonntag im „DSF-Doppelpass“, am Montagabend in „Blickpunkt Sport“ des DSF.
Die Vorwürfe von Klinsmann sollen nicht so im Raum stehen bleiben dürfen. Der Ex-Coach hatte behauptet, es wäre ein Fehler von ihm gewesen, nicht auf zusätzliche Transfers zu pochen. Das Problem gewesen seien die „Alphatiere, die natürlich auch ihren Platz haben möchten und mit denen man sich zu reiben hat“. Klinsmanns Vorwurf lautete: „Ich bin mit meiner Denkweise hier und da an die Grenzen gestoßen, weil ich es oftmals mit Leuten zu tun hatte, die sich nicht weiterentwickeln wollen, die mehr auf Besitzdenken fixiert waren.“
Das schmeckte Hoeneß überhaupt nicht. „Seine Wünsche sind übererfüllt worden, das war ja Wahnsinn, was wir gemacht haben“, sagte Hoeneß am Sonntag, „kein Trainer hatte eine solche Machtfülle.“ Auch der von Klinsmann forcierte Transfer des US-Amerikaners Landon Donovan hatte die Vereinsführung irritiert: „Die einzige Verstärkung, die uns Jürgen in der Winterpause vorgeschlagen hat, war Donovan. Unser Amateur-Trainer hat gesagt, er würde bei ihm nicht mal in der zweiten Mannschaft spielen.“ Damit ist das Gentlemen’s Agreement endgültig aufgehoben, dass am Tag der Trennung, an jenem 27. April, angeblich getroffen worden war zwischen den Parteien Klinsmann samt seinem Berater Roland Eitel und den Vereinsverantwortlichen. Es sollte keine schmutzige Wäsche gewaschen werden, nun aber läuft der Hauptwaschgang.
Schweigen wäre nicht Silber, sondern Gold gewesen. Kurz nach dem 2:1 gegen den VfB Stuttgart in der Allianz Arena hatte Hoeneß gesagt: „Ich habe in Latein mal gelernt: Si tacuisses philosophus mansisses. Wenn du geschwiegen hättest, wärst du Philosoph geblieben. Ich glaube, das wäre besser gewesen.“ Die Attacke richtete sich aber nicht allein an Klinsmann. Hoeneß: „Und auch Herr Jauch hat sich demaskiert als Gefälligkeitsjournalist – das habe ich ihm vorher nicht zugetraut.“ Hoeneß hält den Klinsi-Auftritt für abgekartet: „Das war eine Mischpoke. Ich bin todsicher, dass der Herr Eitel alle Fragen aufgeschrieben hat, und der Herr Jauch hat sie vorgelesen. Das kennen wir ja, das Spielchen.“
Am Sonntag legte Hoeneß, angesprochen auf die „stern.tv“-Sendung, nochmal nach: „Ich habe es selbst nicht sehen können, aber Freunde, mein Sohn, meine Frau, alle haben es mir erzählt. Mich hat es gestört, wie Jauch dem Jürgen eine Plattform gegeben hat, ohne kritische Nachfragen.“ Damit nicht genug. „Und danach hat Günther Jauch Jürgen Klinsmann als Obama des deutschen Fußballs bezeichnet“, zitierte Hoeneß aus einem Interview Jauchs mit „Zeit online“ und schlussfolgerte: „Wenn er der Obama des deutschen Fußballs ist, bin ich Mutter Teresa.“
Kumpelhaft, nicht mal freundschaftlich, wird das Verhältnis von Klinsmann und Hoeneß nicht mehr werden – eine dritte Zusammenarbeit in ferner Zukunft scheint nun endgültig ausgeschlossen. Und mit Jauch? Hoeneß hat die Möglichkeit zur persönlichen Gegenüberstellung. Auge in Auge. Er wurde zur nächsten stern.tv-Sendung am Mittwoch (ab 22.15 Uhr bei RTL) eingeladen. „Das ist unsere Reaktion darauf“, sagte stern.tv-Chefredakteur Andreas Zaik. Er habe die Aussagen von Hoeneß gelesen, „es ist ärgerlich und unzutreffend, dass Fragen abgesprochen sind. Das ist in 20 Jahren nicht vorgekommen und wird in 20 Jahren nicht vorkommen. Günther Jauch lässt sich Fragen nicht diktieren“, so Zaik.
Patrick Strasser