Hoeneß: "Nervös" wegen Bordeaux

Nach dem 0:0 in Stuttgart glaubt der Bayern-Manager zwar, dass sein Team bis Weihnachten auf Platz 1 steht, doch vor dem Champions-League-Hit am Dienstag hat er Angst.
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STUTTGART - Nach dem 0:0 in Stuttgart glaubt der Bayern-Manager zwar, dass sein Team bis Weihnachten auf Platz 1 steht, doch vor dem Champions-League-Hit am Dienstag hat er Angst.

Es gibt kaum einen bessern Indikator für die Befindlichkeiten des FC Bayern als Uli Hoeneß. Wie eine Blackbox speichert der Manager jeden Atemzug, den einer im Reich der Bayern tut. Wie ein Seismograf nimmt er jede kleine Erschütterung auf. Und, wenn er spricht, die Ergebnisse der verdeckten Ermittlung in Erkenntnisse bündelt, die Gesetzestext ähnlichen Status haben, weiß man, was München umtreibt.

Als er durch die Interviewzone der Mercedes-Benz-Arena in Stuttgart schritt, schien er seltsam gefasst. Konzentriert angespannt, nichts zu sehen von sonst auftretenden rötlich schimmernden Gesichtsfärbungen. Es war nicht viel passiert in Stuttgart beim lange langweiligen 0:0. Wie gute Verwalter hatten die Bayern das Südderby verwaltet.

Ähnlich einer guter Bürogemeinschaft, einen Arbeitstag emotionslos abgewickelt und größeren Schaden vor dem wichtigen Champions League Spiel am Dienstag gegen Girondins Bordeaux (20.45 Uhr) vermieden. Eigentlich ging es nur darum. "Wir haben wichtige Ziele in der Champions League. Deshalb müssen wir am Dienstag gewinnen, sonst wird es schwierig mit dem Weiterkommen", so Hoeneß. "Deshalb, das gestehe ich, bin ich ziemlich nervös."

Dienstag reicht kein Unentschieden, das die Zuschauer der Gefahr aussetzt wegzudösen, weil nicht Spielwitz und Leidenschaft vorgeführt werden, sondern biedere Kontrolle bis in den letzten Rasenwinkel. In geschäftsmäßiger Eile, nicht überflüssig frustriert, strebte man dem Mannschaftsbus zu, ließ ein paar Sätze des Bedauerns darüber fallen, den Sprung in die Spitze der Liga verpasst zu haben und dachte an Bordeaux. "Riesenchance verpasst", sagte Hoeneß. Und: "Die Situation um die Tabellenspitze wäre noch früher interessant geworden als ich es vermutet hatte". Der Betriebsunfall Unentschieden in Stuttgart, so es überhaupt einer war, lässt sich reparieren. "Bis Weihnachten stehen wir oben", verkündete der FCB-Manager.

Das übervorsichtige Spielverhalten der Bayern zeigt, hier ist ein Verein mit Trainer und Team weiter auf der Suche. Eingeklemmt zwischen der "Mir-San-Mir"-Attitüde früherer Tage und der real existierenden Wirklichkeit, stehen gegen Bordeaux Zwischenziele des unerbittlichen Reformators Louis van Gaal auf dem Spiel und mehr. Nach der Niederlage in Bordeaux, droht die Europa League. "Ich bin der Letzte, der nach Verletzten ruft", sagte Hoeneß, "aber ohne Robben und Ribery sind wir nicht derselbe Verein. Und ich finde, ohne die beiden schlagen wir uns gar nicht so schlecht". Zumindest Robben, den Van Gaal in Stuttgart schonte, wird gegen Bordeaux dabei sein. Ribery fällt noch ein paar Wochen aus.

Man darf die Frage stellen, ob ein Klub, der von der Champions League träumt, ohne seine beiden Superstars nur die Hälfte wert sein darf? In Stuttgart drängte sich dieser Eindruck auf, beim 4:0 im Pokal in Frankfurt widerlegten ihn die Bayern. Das, meinte Hoeneß, hatte mit dem VfB Stuttgart zu tun. Die Schwaben setzten den Quer-Zurück-Sicherheitspass-Spielern des FC Bayern, die das mangelhaft ausführten, nur 20 Minuten herzerfrischenden Schwung entgegen. Torwart Jörg Butt zeigte drei Paraden (3., 6. und 50.) gegen Christian Träsch, Julian Schieber und später Roberto Hilpert. Eine Abwehrkrisensitzung musste der Bayern Torwart nicht einberufen. "Wir waren dann auf unerklärliche Weise zu passiv", sagte VfB-Teamchef Markus Babbel. Und er warnte davor, den Punkt "schön zu reden". Da müsse man höllisch aufpassen, trotz der "sensationellen kämpferischen Leistung".

Babbel bleibt Teamchef auf Bewährung, eine neue Trainerdiskussion aber wird in Stuttgart vorerst nicht mehr geführt. Tore allerdings sollten die Stuttgarter bald ein paar schießen. Am Besten schon am Mittwoch in Sevilla in der Champions League und dann in der Bundesliga. Dort steckt der VfB trotz guter Ansätze im Abstiegskampfdrittel der Tabelle fest. Immerhin präsentierte der VfB eine völlig neue Form der Fanmotivation. Der gesamte Kader mit Kapitän Thomas Hitzlsperger an der Spitze lief vor dem Spiel in die Cannstatter Kurve vor die eigenen Fans, um die Stimmung anzuheizen.

Die Bayern und ihren Ordnungsgeneral Van Gaal beeindruckte das wenig. "Ich kann mit dem Ergebnis leben. Aber wir hatten zu viele Fehlpässe und haben zu wenige Chancen kreiert." Zum in der 86.Minute nicht anerkannten Tor von Luca Toni meinte der Niederländer: "Das war fünf Zentimeter Abseits. Fünf Zentimeter." Auch in München wird man bald klären müssen wie weit man von dem entfernt ist, was man eigentlich will und braucht, um Uli Hoeneß die Angst zu nehmen.

Oliver Trust

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