Hoeneß-Nachfolger? Kahn ziert sich

Bayerns früherer Kapitän Oliver Kahn plädiert dafür, den Manager-Job auf mehrere Personen aufzuteilen. Für ihn aber zählt zunächst nur sein Asien-Projekt .
von  Abendzeitung
Vermisst beim DFB-Team einen Plan B: Oliver Kahn.
Vermisst beim DFB-Team einen Plan B: Oliver Kahn. © Martha Schlüter

Bayerns früherer Kapitän Oliver Kahn plädiert dafür, den Manager-Job auf mehrere Personen aufzuteilen. Für ihn aber zählt zunächst nur sein Asien-Projekt .

Von Gunnar Jans und Patrick Strasser

AZ: Herr Kahn, was planen Sie derzeit? Ist nach „ICH. Erfolg kommt von innen“ ein weiteres Buch in Planung?

OLIVER KAHN: Nein, obwohl es sehr gut läuft. Interessanterweise wird es oft unter der Rubrik Management verkauft.

Passt doch zum Thema des Buches. Sie halten ja auch Vorträge im Bereich Motivation.

Ich halte keine Vorträge ins Blaue hinein, sondern wenn, dann ganz gezielt in Bereichen, wo ich das für sinnvoll halte. Motivation ist eine sehr individuelle Sache, da solltest du mit den Menschen sehr individuell umgehen. Ich halte nichts von diesen Typen, die in großen Hallen auftreten und versuchen, eine Masse zu motivieren.

Sie machen erste Erfahrungen in der Welt des Managements – das passt ja ganz gut, schließlich wird gerade das Bayern-Management neu aufgestellt. Man kann es sich zwar kaum vorstellen, aber Uli Hoeneß will sich tatsächlich am Jahresende als Manager zurückziehen und statt dessen Präsident und Aufsichtsrat werden. Oder soll er doch weitermachen?

Das ist seine ganz persönliche Entscheidung. Nach 30 Jahren kann er auch nicht so einfach sagen, morgen höre ich dann mal auf. Uli Hoeneß ist der personifizierte FC Bayern, er identifiziert sich total mit dem Verein. Aber irgendwann kommt bei jedem Menschen der Zeitpunkt des Abschieds und des Loslassens.

Ist er überhaupt zu ersetzen?

Grundsätzlich ist es doch so: Jeder Mensch ist ersetzbar.

Der FC Bayern hat jetzt sogar einen Torwart, der nicht mehr Kahn heißt.

So ist es. Es ist eine Fehlinterpretation des Menschen, zu glauben: Ohne mich läuft gar nichts. Alles unterliegt dem permanenten Wandel. Es geht immer weiter. Auch beim FC Bayern.

Selbst als Franz Beckenbauer in die USA gewechselt ist, wurde der Laden nicht dichtgemacht.

Sehen Sie. Ob das der Franz war, Gerd Müller, Uli Hoeneß, Lothar Matthäus, Stefan Effenberg oder ich - immer hieß es: Oh je, oh je, wie geht es jetzt weiter? Es ging weiter. Manchmal sogar noch einen Tick erfolgreicher.

Klar. Aber es kommt doch darauf an, wie es weitergeht – nach Uli Hoeneß. Machen Sie es? Werden Sie der Hoeneß-Nachfolger?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Anforderungen an einen Nachfolger von Uli Hoeneß von einem Menschen alleine zu bewältigen sind. Das wird in Zukunft sicher auf mehrere Schultern verteilt werden.

Nochmal: Wollen Sie eine dieser Schultern sein?

Warum sollte ich mich momentan auf etwas festlegen.

Wann ist die Zeit reif?

Es gibt für mich viele Optionen, in verschiedensten Bereichen. Ob es meine sozialen Projekte sind, die Arbeit beim ZDF, die Asien-Aktivitäten, meine Verpflichtungen mit meinen Werbepartnern, mein Buch und und und.. .

Sie spielen also auf Zeit.

Warum sollte ich das denn tun? Ich bin sicher ein Mensch, der Dinge bewegen möchte. Das ist immer auch eine Frage von den jeweiligen Strukturen, die man vorfindet und in welchem Kontext man sich verwirklichen kann.

Falls Sie irgendwann Ja sagen zu Bayern – wäre denn eine Zusammenarbeit mit Trainer Jürgen Klinsmann, der Sie vor der WM 2006 zur Nr. 2 in der Nationalelf degradiert hat, überhaupt denkbar?

Man sollte sich mit bestimmten Fragestellungen dann beschäftigen, wenn es sinnvoll ist.

Sie sprachen Ihr Asien-Projekt an. Sie werden Juror einer Fernsehshow, bei der Nachwuchs-Torhüter entdeckt werden sollen. Wann geht das Casting los?

Das fängt im Frühjahr in China an, da werden zwölf Folgen produziert. Je nachdem wie es sich entwickelt, kommt da viel Arbeit auf mich zu. Es kann auch sein, dass die Show in andere Länder in Asien verkauft wird – Interessenten gibt es schon.

Wie läuft das Ganze ab?

Die interessierten Talente können sich auf meiner Internet-Seite bewerben, das sind jetzt schon viele. Dann wird vorselektiert, die Begabtesten weiter begleitet. In der Sendung. Sie müssen sich beweisen.

Sie werden der Dieter Bohlen des Torwart-Castings?

Na ja, ich will mich nicht lustig machen über die Leute, auch wenn es eine Unterhaltungsshow sein soll. Die Seriosität des Fußballs steht im Vordergrund.

Und schon müssten Sie sich wieder disziplinieren – immer weiter, immer weiter.

Ja, natürlich, wieder viel reisen - wie als Profi. Ich habe während meiner Karriere 20 Jahre viel Zeit in Hotels verbracht. Ich habe Hotels verflucht. Wissen Sie, was das Witzige ist: Jetzt habe ich plötzlich, da ich öfter daheim bin, so komische Anflüge: Ich will ins Hotel. Vielleicht brauche ich das. Kürzlich habe ich an einem Golf-Turnier in Spanien teilgenommen, das war wieder wie früher: Morgens um 8 Uhr aufstehen und dann auf den Platz. Zum Glück war es der Golf-Platz.

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