Hoeneß: „Lahm hat gegen Regeln verstoßen“
MÜNCHEN - Bayern München hat gegen Kritiker Philipp Lahm und Stadion-Flüchtling Luca Toni hohe Geldstrafen ausgesprochen. Damit reagierte der deutsche Fußball-Rekordmeister am Sonntag auf die Vorgänge rund um das 1:1 im Bundesliga-Heimspiel am Vortag gegen den FC Schalke 04.
Beide Spieler mussten zuvor zum Rapport bei Vorstand Karl-Heinz Rummenigge und Trainer Louis van Gaal antreten. Lahm habe mit seinem Zeitungs-Interview in „eklatanter und unverzeihlicher Art und Weise gegen interne Regeln verstoßen“, teilte der Verein mit. Er erhalte die höchste bislang verhängte Geldstrafe beim FC Bayern. Sie müsste über 50 000 Euro liegen. Genaue Zahlen wurden nicht genannt.
Lahm hielt in dem Interview für die Süddeutsche Zeitung unter anderem dem Vorstand um Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß eine fehlende Strategie und eine unglückliche Transfer-Politik vor.
Was Manager Uli Hoeneß dazu sagt
Uli Hoeneß, wie haben Sie den FC Bayern beim 1:1 gegen Schalke 04 gesehen?
Uli Hoeneß: Wir haben über weite Strecken ordentlich gespielt. Man hat aber gemerkt, dass der Druck auf die Mannschaft sehr hoch ist. Anfangs waren wir nicht so stark, nach dem Tor war es besser. Ausgerechnet als es lief, haben wir dann das 1:1 kassiert. Ich bin sicher, dass wir gewonnen hätten, wenn wir mit 1:0 in die Pause gegangen wären.
Aber war das für Ihre Ansprüche nicht wieder zu wenig?
Es war kein katastrophales Spiel und gegenüber dem gegen Bordeaux sicher eine Steigerung. Dass wir nicht zufrieden sind, ist auch klar.
Verärgert hat Sie sicher auch das kritische Interview von Philipp Lahm vor dem Spiel, oder?
Das Interview ist nicht in Ordnung, das wird uns Philipp Lahm erklären müssen. Das war nicht klug, vor so einem wichtigen Spiel, das hätte er besser nicht gegeben. Wir werden das in aller Ruhe besprechen – in meinem Büro. Sie können sich sicher sein, dass er das Interview noch bedauern wird. Er hat eindeutig gegen Regeln verstoßen.
Warum?
Wir haben ja bisher auch nicht öffentlich darüber geredet, dass er ein besserer Linksverteidiger als ein Rechtsverteidiger ist. Die Meinung, dass er ein guter rechter Verteidiger ist, hat er sowieso ziemlich exklusiv.
Was denken Sie, wollte Lahm mit dem Interview bewirken?
Ich sehe da die Handschrift von Roman Grill (Lahms Berater, d.Red). Der würde gerne bei uns arbeiten, nachdem man ihn in Hamburg nicht genommen hat. Der meint sowieso, dass er die Weisheit mit Löffeln gefressen hat. Auch für ihn wird es keine gute nächste Woche. Der will uns ja irgendwann auch wieder mal einen Spieler verkaufen.
Wird es auch für Luca Toni, der nach seiner Auswechslung zur Pause das Stadion verlassen hat, Konsequenzen geben?
Auch darüber werden wir in der nächsten Woche sprechen. Das ist natürlich nicht in Ordnung, wir haben das registriert.
Halten Sie es denn noch für realistisch, dass der FC Bayern, wie von Ihnen angekündigt, bis Weihnachten Erster sein wird?
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich bin der Meinung, dass das nicht auszuschließen ist.
Wie sehr stellen Sie nach den jüngsten Ergebnissen Trainer Louis van Gaal in Frage?
Wir haben die Position von Louis van Gaal bisher nie in der Öffentlichkeit diskutiert, und wir werden das auch in Zukunft nicht tun. Wir sollten bis Weihnachten in aller Ruhe weiterarbeiten. In fünf, sechs Wochen ist dann der Zeitpunkt gekommen, Bilanz zu ziehen.