Hoeneß, Heynckes und das Traineramt: Der Bärendienst

Patrick Strasser, der Bayern-Reporter der AZ, kommentiert den Auftritt von Uli Hoeneß bei der Hauptversammlung – und die anschließende Absage von Jupp Heynckes.
von  Patrick Strasser
Uli Hoeneß spricht auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern. Patrick Strasser (kl. Bild) über den Auftritt des Präsidenten.
Uli Hoeneß spricht auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern. Patrick Strasser (kl. Bild) über den Auftritt des Präsidenten. © dpa/AZ

Alles war gesagt, rauf- und runterdiskutiert. Drei Stunden und 40 Minuten dauerte die Jahreshauptversammlung der Bayern am Freitagabend. Doch Uli Hoeneß hatte noch nicht fertig. Kurze Medienrunde, langes Echo. Der Bayern-Präsident kennt alle Aggregatzustände, alle Tricks. Das Pokerface etwa.

Thema Sandro Wagner aus Hoffenheim, der im Januar kommen soll, um den Stürmernotstand zu beheben. "Meilenweit" lägen die Verhandlungspartner auseinander. Das kennt man. Hoeneß beherrscht dieses Spiel. Schön den Druck an die TSG weitergegeben.

Letzte Frage. Was wird aus Jupp Heynckes, der gekommen ist, um den Vereins- und Trainernotstand zu beheben? Bleibt er vielleicht doch – entgegen der Abmachung – über das Saisonende hinaus? Hoeneß streifte sein Pokergesicht ab, Emotionen übermannten sein Gesicht. Klar, es ging ja um seinen engen Freund Jupp. "Ja, das halte ich für möglich", sagte Hoeneß (der Bericht zum Nachlesen). Und – bumm – war der Ball drin.

Eigentor. Aus Emotion? Oder doch Kalkül? Kaum vorstellbar, wenn man die erstaunte, ja entrüstete Reaktion von Heynckes sieht. Hat er doch seinen Wiedereinstieg an die klare Bedingung eines befristeten Engagements geknüpft. Nur so kann er ein kompromissloses Saison(-ziel)-Coaching durchziehen wie in der Rückrunde 2012/13. Damals hätte er gerne weitergemacht, durfte aber nicht, weil Pep Guardiola verpflichtet wurde. Heimlich, still – und weise.

Heynckes fand sich damit ab, gekränkt und extra-motiviert. Das ständige Nachfragen der Reporter, von Hoeneß jetzt losgetreten, nervt Heynckes, es lenkt ab. Unterm Strich: Schweigen wäre so golden gewesen. Womöglich wäre Jupp selbst mit dem Wunsch angekommen, zu bleiben. Aber so? Ein Bärendienst.

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