Hoeneß: Fußballbranche „nicht unmenschlich“
Präsident Uli Hoeneß von Rekordmeister Bayern München hat sich gegen den Eindruck gewehrt, Profifußball fördere Burnout-Fälle wie die von Schalke-Trainer Ralf Rangnick oder des früheren Münchners Sebastian Deisler.
München – 'Die Branche ist überhaupt nicht unmenschlich. Wir sollten aufhören zu glauben, dass diese Problematik ein ganz fußballspezifisches Problem ist – das ist es absolut nicht. Ich glaube, dass es in den Firmen im Alltag viel mehr Burnout-Syndrome gibt als im Fußball", sagte Hoeneß am Samstag im ZDF.
Man solle „nicht anfangen, den Fußball in eine spezielle Kaste zu stecken. Fußball ist repräsentativ für die Gesellschaft. Wie es beim Fußball passiert, passiert es auch in anderen Firmen“, ergänzte der frühere Manager im Aktuellen Sportstudio. Immer mehr Menschen benötigten eine Auszeit, weil sie „mit dem Druck, der auf sie einprasselt, einfach nicht fertig werden“, meinte Hoeneß. Das sei ein gesamtgesellschaftliches Problem, aber kein fußballspezifisches. Rangnick war am Donnerstag wegen eines Erschöpfungssyndroms zurückgetreten.
Als Ursache für das Gefühl des Überfordertseins nannte Hoeneß die modernen Kommunikationsmittel und die ständige Nachrichten-Flut, die den Menschen nicht mehr zur Ruhe kommen ließen. „Jeder ist 24 Stunden erreichbar“, sagte er, dabei sei es doch wichtig, sich „die nötigen Ruhezeiten zu gönnen, nicht sieben Tage die Woche immer unter Strom (zu) stehen. Man muss auch mal abschalten, Urlaub machen“.
Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer beim deutschen Meister Borussia Dortmund, pflichtete Hoeneß in der selben Sendung bei. „Uli Hoeneß hat völlig recht, wir sind heute komplett erreichbar, von morgens bis abends und nachts und sieben Tage“, sagte er. Watzke sieht aber auch fußballspezifische Probleme. „Ich habe das früher von außen auch nicht so geglaubt. Dass man wirklich unter einem massivem Druck steht, das merkt man erst, wenn man das am eigenen Leibe erlebt. Man muss das versuchen zu kanalisieren“, sagte er. Hoeneß wie Watzke sehen indes gute Chancen, dass Personen wie Rangnick in den Fußball zurückkehren können. Die Bayern hätten Ottmar Hitzfeld, der 2004 ebenfalls ausgebrannt bei den Münchnern ausgeschieden war, Anfang 2007 ein zweites Mal geholt, „weil wir überzeugt waren, dass er nach einer gewissen Ruhepause wieder in der Lage war, diesen Job auszuführen“. Watzke: „Jemanden nachher wieder einzustellen (...), da hätte ich überhaupt keine Bedenken.“