Hoeneß' Fürbitte: Benedikt zu Bayern

München - Der Papst mit Bayern-Schal – warum eigentlich nicht? Uli Hoeneß kann sich das jedenfalls durchaus vorstellen. „Wenn er uns ein Signal gibt, fahren wir zu ihm und tragen ihm die Ehrenmitgliedschaft an”, sagte der Bayern-Präsident bei einer Veranstaltung in Sindelfingen.
Aber: Hat Benedikt XVI, denn überhaupt einen Bezug zum Fußball? Einer, der den ehemaligen Kardinal Josef Ratzinger seit vielen Jahren sehr gut kennt, sagt: „Er hat noch nie ein Fußballspiel angeschaut. Aber vielleicht gibt es ja dennoch eine Möglichkeit, dass er Bayern-Mitglied wird.”
Der Papst-Kenner heißt Thaddäus Kühnel, ist Direktor bei der Münchner Privatbank Hauck und Aufhäuser und seit 1978 mit dem Kirchenoberhauot befreundet. Im Haus der Barmherzigen Schwestern in Bad Adelholzen im Chiemgau hatten sich die beiden zufällig kennen gelernt; Ratzinger war damals Erzbischof von München. Er ging vier Jahre später nach Rom – und versprach, auch in der Heiligen Stadt ein Bayer zu bleiben. So ergab sich, dass Kühnel dem Neu-Römer regelmäßig „Bayerisches” in die neue Heimat brachte: Weißwürste, Lebkuchen, das ein oder andere Bier, Adventskränze und einen Christbaum. Daran hat sich bis heute nichts geändert: Kurz vor Weihnachten packt der Mittsechziger Kühnel das Auto voll und düst gen Rom. „In der Karwoche bin ich wieder bei ihm”, erzählt Kühnel der AZ, „aber Fußball? Das lässt er sich manchmal erzählen oder erfährt es aus der Zeitung. Und er ist eigentlich immer froh, wenn die Italiener nicht gewonnen haben – dann ist es ruhiger bei ihm”, fügt Kühnel im Scherz an.
Man kann sich gut vorstellen, wie Uli Hoeneß da im Sindelfinger Goldberg-Gymnasium auf die Idee mit dem prominenten Mitglied kam. Von den 174000 Vereinsmitgliedern hatte der Präsident dort gesprochen und gemeint, dass nur noch der Papst in Rom fehle. Die Hoeneß-Fürbitte: Benedikt zu Bayern! Tja, warum eigentlich nicht? Schließlich war auch Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. Vereinsmitglied, bei so unterschiedlichen Klubs wie Schalke 04 und später auch Borussia Dortmund. Mit Bischof Marx sitzt nun ein weiterer BVB-Fan dort, wo Ratzinger einst saß: im Erzbischöflichen Ordinariat von München.
Noch vor wenigen Monaten hatte Hoeneß das Oberhaupt der katholischen Kirche kritisiert. „Ich sehe den Papst nicht als Popstar. Ich sehe ihn als relativ weltfremd. Er ist ein Problem für die Kirche”, sagte Hoeneß der „Frankfurter Rundschau”. Aber ein schönes Signal wäre so eine Papst-Mitgliedschaft natürlich schon. Papst-Freund Thaddäus Kühnel schließt das nicht gänzlich aus: „Vielleicht ist da ja was zu machen.”