Hoeneß fliegt nach Barcelona: Entspannt in Sitz 2B
Die Diskussionen um Uli Hoeneß nehmen kein Ende. Nach Barcelona reiste der Präsident des FC Bayern wie selbstverständlich mit.
Barcelona - Uli Hoeneß dürfte ein wenig erleichtert gewesen sein, als er endlich in der Maschine nach Barcelona saß. Als letzter der Vereins-Verantwortlichen war er am Dienstag am Flughafen München erschienen. Allem Anschein nach völlig entspannt holte er sich seine Bordkarte, ließ sich mit Fans fotografieren, schrieb Autogramme. Die Anzahl an Kameras und Mikrofonen, die dem Präsidenten des FC Bayern danach zur Sicherheitskontrolle hinterherdrängten, schien aber noch größer zu sein als sonst. Hoeneß lächelte und sagte: nichts.
Den Flug nach Barcelona, erst einmal weg von der Steueraffäre und den ganzen, immer hysterischer wirkenden Auswüchsen, verbrachte der angegriffene Hoeneß in der Ersten Klasse des Airbus A340, Sitz 2B, direkt neben Matthias Sammer. Am Vorabend hatte es wieder Aufregung gegeben: Aufgrund des Bekanntwerdens der Selbstanzeige von Hoeneß hatte eine Anwaltskanzlei aus München eine Klage gegen Unbekannt bei den Steuerbehörden angekündigt. Sie erweckte dabei den Eindruck, ein Mandat von Hoeneß zu besitzen. Was sie nicht tat.
Angeblich soll Hoeneß auch dazu gedrängt werden, seinen Posten als Aufsichtsratsvorsitzender zumindest ruhen zu lassen. Sollte es so sein – rein äußerlich wirkt der Präsident unbelastet. Ebenso der ganze Verein, der mit der Situation „sehr seriös“ umgehe, wie es am Dienstag kurz vor dem Abflug nach Barcelona der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge formulierte. „Es hat mir gefallen, was Arjen gesagt hat“, ergänzte der Klub-Chef, die Aussagen des Profis zeigten „die hohe Wertschätzung für Uli.“
Die Mannschaft, hatte Robben gesagt, werde sich vom Trubel um Hoeneß auch beim Halbfinal-Rückspiel am Mittwoch beim FC Barcelona (20.45 Uhr/Sky und ZDF) nicht beeinflussen lassen, obwohl „dies das Thema Nummer eins in Deutschland ist“ und es ja „logisch“ sei, dass „darüber geredet wird“. Und er sagte über Hoeneß: „Er ist einer von uns. Das letzte Spiel (das 4:0 gegen Barcelona im Hinspiel, d.Red.) war auch für ihn.“
Torwart Manuel Neuer ergänzte, „dass uns das Drumherum ohnehin nicht so sehr interessiert“, der Fußball stehe im Mittelpunkt. Und Trainer Jupp Heynckes hatte bereits im Vorfeld betont, dass seine Spieler trotz aller Nebengeräusche für den Saison-Endspurt und den Kampf ums Triple gerüstet seien. „Der FC Bayern ist ein Klub, bei dem immer wieder alle möglichen Themen auftauchen. Die Spieler nehmen das sachlich und nüchtern wahr. Wir wissen damit umzugehen und lassen uns davon nicht beeindrucken“, sagte er.
Angeführt von Ehrenpräsident Franz Beckenbauer und Rummenigge steht der FC Bayern weiter geschlossen zu Hoeneß. Sportvorstand Sammer hatte erst am Wochenende erklärt, „dass ich immer an seiner Seite sein werde. Es steht der Mensch im Mittelpunkt. Er wird sich auf mich immer verlassen können.“
Offen bleibt, was auf einer Aufsichtsratssitzung der FC Bayern München AG am kommenden Montag (6. Mai) womöglich beschlossen wird. Spekuliert wird darüber, dass die Mitglieder des mächtigen Gremiums Hoeneß drängen könnten, bis zur endgültigen Klärung des Steuerfalls seine Ämter als Präsident und Aufsichtsratschef ruhen zu lassen.