Hoeneß: "Der Franz hatte auch eine Schwächephase"
Dortmund, Robben, Müller: Bayern-Präsident Hoeneß und Vorgänger Beckenbauer geraten bei "Sky90" in allen wichtigen Punkten aneinander. Fan-Aufstand gegen den Kaiser?
MÜNCHEN Als Bayern-Präsident Uli Hoeneß am Sonntagabend ins Fernsehstudio kam, hatte er ein Lächeln auf den Lippen. Gerade noch rechtzeitig zum Beginn von „Sky90“ traf er in Ismaning ein, schließlich hatte er zuvor noch so lange wie möglich mit den Basketballern des FC Bayern im Audi Dome mitgefiebert. Dass das Bauermann-Team tatsächlich gegen Meister Bamberg gewinnen sollte, es wurde ihm nur telefonisch mitgeteilt.
Hoeneß: Franz hatte in der ersten Halbzeit ebenfalls Schwächephase
Doch das Strahlen verschwand schnell aus dem Gesicht des Präsidenten. „Der Sieg der Basketballer war ein kleiner Trost, mehr nicht“, sagte er. „Wenn man nur noch wenige Chancen auf die Meisterschaft hat, um nicht zu sagen gar keine, kann meine Laune nicht allzu gut sein.“ Und Hoeneß’ Miene verfinsterte sich weiter, als es um Franz Beckenbauers Bewertung der Bayern-Pleite in Dortmund („Da ging es es doch um die Meisterschaft. Ich weiß es immer noch nicht: Waren die Bayern so zurückhaltend, weil die Dortmunder so stark waren – oder wie auch immer?“) ging.
Hoeneß konterte: „Unsere Fans waren der Meinung, dass Franz in der ersten Halbzeit ebenfalls eine Schwächephase hatte.“ Hoeneß berichtete sogar von einem Fan-Aufstand gegen den Kaiser: „Ich habe sehr viele Briefe und Anrufe bekommen, die besagen, Franz wäre zu kritisch mit der Mannschaft umgegangen.“ Beckenbauer antwortete ausweichend. Er fühle sich in seiner Rolle als TV-Experte bei Bayern-Spielen ohnehin nicht wohl: „Wenn die Bayern spielen, will ich, dass sie gewinnen. Wenn ich dann sehe, wie die Dortmunder um sie herum ein Spiel aufziehen, kocht’s in mir, dann werde ich oft ungerecht und treffe Aussagen, die ich sofort wieder bereue.“
Elfmeter: Hoeneß widerspricht Beckenbauer
Als Beckenbauer erzählte, der BVB hätte im Spitzenspiel zur Pause auch schon 2:0 oder 3:0 führen können, biss sich Hoeneß auf die Lippen. Spätestens als Beckenbauer, auf Robbens Fehlschuss angesprochen, bei seiner These blieb („Der Gefoulte schießt grundsätzlich nicht, das ist ein Gesetz“), reichte es Hoeneß: „Da muss ich wiedersprechen. Er war durch das Foul nicht schwer verletzt worden. Gomez war ausgewechselt, Schweinsteiger erst kurz auf dem Platz.“ Und dann, direkt an Beckenbauer gewandt: „Was glaubst Du, was los ist, wenn Heynckes sagt, der Schweinsteiger schießt und er verschießt? Dann hätten wir den Robben nicht mehr anschauen dürfen. Zu sagen, als Gefoulter darf man nicht schießen, halte ich für eine gefährliche Sache."
Später wurde der Präsident zur Formkrise von Thomas Müller befragt. Er gebe keine Einschätzungen zu einzelnen Spielern ab, sagte Hoeneß. Beckenbauer aber richtete über Müller: „Es ist auffällig, dass er momentan nicht das bringt, was er schon mal gebracht hat. Vielleicht überlegt er zu viel, ich weiß es nicht. Er spielt nicht mehr so mannschaftsdienlich wie am Anfang. Ich bin nicht begeistert, er kann mehr.“
Hoeneß quittierte das schmallippig: „Van Gaal hat gesagt: Müller spielt immer. Vielleicht war das ein zu viel. Seine wichtigen Tore fehlen, das ist schade.“ Den Rest der Sendung über nahm sich Beckenbauer dann merklich zurück. Ob er denn, wenn er Expertisen zum FC Bayern abgebe, an die Tragweite seiner Aussagen denke, wurde Beckenbauer noch von „Sky“-Mann Patrick Wasserzieher gefragt. Die entwaffnende Antwort des Ehrenpräsidenten: „Nein.“