Hoeneß-Biografie: „Der Uli ist kein Macho“

Im letzten Teil der AZ-Serie erzählt Patrick Strasser, Autor der Biografie „Hier ist Hoeneß!“, wie der Manager die Übergabe plant, was seine Frau sagt und warum die Wurstfabrik Vorbild für Bayern ist.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - Im letzten Teil der AZ-Serie erzählt Patrick Strasser, Autor der Biografie „Hier ist Hoeneß!“, wie der Manager die Übergabe plant, was seine Frau sagt und warum die Wurstfabrik Vorbild für Bayern ist.

Immer, wenn er sich ungerecht behandelt fühlt oder er einem Journalisten mal wieder die Welt erklären muss, färbt sich sein Gesicht. Im Winter kommt es dann vor, dass sich seine Gesichtsfarbe dem Rot seiner dicken Stadionjacke annähert. Nein, nein, dies habe nichts mit einem Wutanfall zu tun – dieses Dementi verbreitete seine Frau Susi im Juni 2009 rechtzeitig vor Beginn des Hochsommers via „Bunte“. Ihr Mann leide vielmehr an einer Lichtempfindlichkeit. „Diese rote Hautfarbe kommt nicht daher, dass er explodiert ist", sagte sie und erklärte: „Wenn man meinen Mann zwei Stunden an die frische Luft schickt, kommt er mit einem riesigen roten Schädel heim. Er müsste eigentlich immer mit Käppi rumlaufen.!

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Wie soll der FC Hoeneß bloß ohne Hoeneß funktionieren? Er wolle keinen Klon, sagt er. Aber, na ja, so etwas Ähnliches darf's schon sein. „Ich sehe bei Christian Nerlinger in vielen Dingen den jungen Uli Hoeneß. Er ist gradlinig und hat eine eigene Meinung. Er kann einem in die Augen schauen. Er ist kein Buckler, der hier nur zuhört, zu allem Ja und Amen sagt. Das gefällt mir."

Nerlinger ist seit Juli 2009 Zimmernachbar von Hoeneß. Und das wird auch so bleiben. Denn Hoeneß gibt sein Büro nicht auf. Er hat den Generationswechsel eingeleitet, aber ohne ihn läuft nichts. „Noch ist meine Rolle aktiv, ich kann selbst bestimmen, ob wir Ribéry verkaufen oder nicht", sagt Hoeneß dem „Stern". Er gesteht: „In Zukunft muss ich hoffen, dass andere die richtigen Entscheidungen treffen. Das wird schwer für mich.“

Ratgeber will er sein, aber nicht zu aufdringlich. Ein schmaler Grat. Da muss Nerlinger seinen Weg finden, es ist eine hohle Gasse. Für ihn sollen Florian Hoeneß und die Wurstfabrik HoWe mit den rund 250 Mitarbeitern das Vorbild sein. „Da habe ich doch gezeigt, wie gut es funktionieren kann", sagt der Vater stolz, „die führt mein Sohn seit 2003 mehr oder weniger allein. Damals war er gerade einmal 22 Jahre alt, und er hat sich prima entwickelt. Damals hat auch jeder gesagt: Der arme Sohn, der wird jetzt vom Vater gegängelt und hat nichts zu sagen. Das Gegenteil ist der Fall. Ich mache höchstens noch zwei Prozent.

Und weil ich den FC Bayern wie meine eigene Firma sehe, will ich es genauso machen: loslassen - und zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Leute ans Ruder lassen.“

Der FC Bayern ist also nichts anderes als eine Wurstfabrik, Nerlinger sein Sohn. „Ich sehe da im Wesentlichen keinen sehr großen Unterschied, außer bei der Bezahlung der Mitarbeiter." Hoeneß lacht.

Nur ein Jahr nach seinem Flugzeugabsturz hatte er 1983 sein Würstl-Imperium gegründet, das im letzten Geschäftsjahr rund 38 Millionen Umsatz gemacht hat. „Am Anfang, kurz nach dem Unglück, hatte ich mir viel vorgenommen: nicht mehr fliegen, Zeit besser einteilen, intensiver leben, mehr Zeit für die Familie und für gute Freunde. Aber dieses Gefühl war nicht die Realität, es war nach ein paar Wochen wieder verschwunden." Doch da war Hoeneß 31. Viel zu jung, um die Füße hochzulegen. Und Flugangst hätte er sich bei seinem Job ohnehin nicht erlauben können. „Nein, die hatte ich nie", sagt er. Mit ein wenig Abstand konnte er sogar Witze darüber machen, wie Sepp Maier erzählt: „Wenn wir später mit zwei Chartermaschinen zu Auswärtsspielen geflogen sind, hat der Uli bestens gelaunt gerufen: ,Wer in der Maschine mit mir fliegt, ist sicher. Ein zweites Mal im Leben passiert so etwas nicht.'"

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Seine Frau Susi wünscht ihm, „dass er gesund bleibt. Und er soll immer lachen." Vielleicht wird Hoeneß ja künftig Hausmann. Die ehemalige Zahnarzthelferin hat ihren Beruf aufgegeben, um Hausfrau und Mutter zu sein. Darauf ist sie stolz: „Meine Karriere habe ich zu Hause gemacht, da muss ich mich hinter keinem verstecken. Man kann nicht als Ehefrau von Uli Hoeneß nebenher noch einen Job haben. Mein Mann hat jemanden gebraucht, der alles zu Hause macht: Büro, Haus, Kinder, Hund. Aber derUli ist kein Macho.“

Patrick Strasser

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