Hoeneß: Auch andere Geschäfte in der Schweiz?

Der "Tages-Anzeiger" aus Zürich stellt kritische, aber unbeantwortete Fragen zu Hoeneß' Devisengeschäften in der Schweiz.
Georg Thanscheidt |
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Der "Tages-Anzeiger" aus Zürich stellt kritische, aber unbeantwortete Fragen zu Hoeneß' Devisengeschäften in der Schweiz. Neue Regeln für Selbstanzeigen?

München - Der erste Titel könnte bald schon weg sein: Ulrich Hoeneß droht der Ausschluss aus der „Hall of Fame“ der Deutschen Sporthilfe.

Sein Porträt ist seit 2009 Bestandteil der „Walhalla des Leistungssports“, in der sich auch Franz Beckenbauer, Katarina Witt, aber auch Graf Berghe von Trips oder Gottfried von Cramm befinden. Der Vorstand der Sporthilfe beschäftigt sich mit dem Ausschluss wegen „unwürdigen Verhaltens“.

Hoeneß wäre der erste von derzeit 70 Athleten, der seinen Platz in der Ruhmeshalle räumen muss. Das Urteil gegen Hoeneß und der Rückzug von allen Ämtern sorgte am Wochenende weiter für Diskussionen und Spekulationen. Während deutsche Politiker auch reuige Steuerbetrüger künftig härter bestrafen wollen, ziehen Schweizer Medien die Darstellung der Geldgeschäfte von Ulrich Hoeneß in Zweifel.

Der angesehene „Tages-Anzeiger“ aus Zürich – dort, wo auch Hoeneß’ Bankhaus Vontobel seinen Sitz hat – meldet gleich in der Überschrift seiner Online-Ausgabe „Zweifel an seiner Version“ an. Die von Hoeneß dargestellten „Gewinne im Devisenhandel sind für Laien kaum möglich. Das nährt den Verdacht, dass das Vontobel-Konto auch anderen Geschäften diente“, lautet in der Online-Version des Artikels die Unterzeile.

Belege bleibt die Zürcher Zeitung allerdings schuldig. Es geht um die Frage, ob und wenn ja wie es Hoeneß gelingen konnte, aus den umgerechnet 10 Millionen Euro, die ihm nach Angaben im Prozess der Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus geliehen hatte, in nur drei Jahren Millionen-Gewinne zu generieren.

Denn 2003 erwirtschaftete Hoeneß laut Anwalt Hanns W. Feigen dort 52 Millionen Gewinn. 2005 betrug der Ertrag 78 Millionen-Euro. Wie hoch die Summen gewesen sein müssen, die diesem Ertrag, der größtenteils aus Devisengeschäften kam, gegenüber stehen, ist nicht bekannt.

Klar wurden im Prozess aber zwei Dinge: Hoeneß hinterlegte für ein Einzelgeschäft auch mal 200 Millionen Euro als Sicherheit – das gab sein Konto her. Und er zockte gewaltig, setzte so genannte „Hebel“ ein. Das sorgte bei einem Geschäft dafür, dass aus zwei Prozent Kursgewinn 32 Prozent Wertzuwachs entstand.

Hoher Einsatz, großes Risiko – aber: „Für einen Hoeneß ist es in diesem Markt unmöglich, aus 20 Millionen Mark zeitweise 150 Millionen Euro zu machen. Das ist völlig absurd“, zitiert der „Tages-Anzeiger“ einen Ex-Banker.

Der vermutet: „Die Geschichte mit Devisengeschäften könnte eine Schutzbehauptung sein, um andere zu verdecken.“ Die Zeitung stellt den Verdacht der Korruption und Geldwäscherei in den Raum – ohne ihn zu belegen. Hinzu kommt: Untreue oder Geldwäsche verjähren nach fünf Jahren.

Der „Spiegel“ berichtet von einem Insider, der der Münchner Justiz Informationen über das Hoeneß-Konto zuletzt im Februar 2014 angeboten hatte, das Haus von Winfried Bausback (CSU) antwortet dem Magazin, der Vorgang sei in Bearbeitung. Das Magazin wittert „einen neuerlichen bayerischen Justizskandal“.

Finanzminister Wolfgang Schäuble kündigte unterdessen strengere Regeln für die Selbstanzeige von Steuerbetrügern an. Zuschläge und Strafzinsen sollen erhöht werden – „mit den Ländern wollen wir die Voraussetzungen für eine Strafbefreiung verschärfen“, so der CDU-Politiker.

 

 

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