Hoeneß-Ankunft in JVA: Landsbergern ist das egal

Vor dem Gefängnis in Landsberg warten einige Kameraleute darauf, dass der ehemalige Bayern-Präsident einfährt. In der Stadt hält sich das Interesse in Grenzen. Ein Ortstermin.  
von  Christian Pfaffinger
Den Landsbergern ist es egal, wann Uli Hoeneß in die JVA muß.
Den Landsbergern ist es egal, wann Uli Hoeneß in die JVA muß. © dpa/AZ

Vor dem Gefängnis in Landsberg warten einige Kameraleute darauf, dass der ehemalige Bayern-Präsident einfährt. In der Stadt hält sich das Interesse in Grenzen. Ein Ortstermin.

Landsberg - Die Landsberger warten nicht auf ihn. Niemand will nochmal seinen Grant loswerden, seinen Frust über den Millionen-Betrüger. Niemand will nochmal sein Mitgefühl zeigen, seine Unterstützung für den geliebten Ex-Präsidenten. Es ist ruhig vor der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech, und das so kurz bevor Uli Hoeneß dort seine Haft antritt. Die Verurteilung des ehemaligen Bayern-Bosses wegen Steuerhinterziehung polarisiert.

Vor dem Münchner Landgericht haben Fans für Hoeneß demonstriert, ihn als Wohltäter gefeiert und ihm ewigen Zusammenhalt geschworen. Vor seinem Haus in Rottach-Egern am Tegernsee haben seine Gegner protestiert, ihn als gierigen Kriminellen und entrückten Millionen-Zocker geächtet. Die Solidarität der einen und die Wut der anderen, beides schien so schnell nicht zu versiegen. Auch vor der JVA Landsberg wurden bereits Hoeneß-Fans gesichtet, mit Plakaten und Parolen. Sie sind verschwunden.

Lesen Sie hier: Uli Hoeneß: Verwirrspiel um den Haftantritt?

Bloß ein paar neue Schilder sind aufgetaucht. „Anstaltsgelände! Betreten für Unbefugte verboten!“ steht darauf. Sie sollen Neugierige auf Distanz halten. Mit seltsamen Folgen: Ein paar Schritte vor dem Eingang der JVA stehen Bänke am Rand einer Rasenfläche. Offiziell darf darauf jetzt aber nur noch sitzen, wer befugt ist. Ohnehin sind an diesem Vormittag aber wenige da, die darauf sitzen wollten. Ein paar Fotografen und Kameraleute stehen dort, warten auf Hoeneß. Einer hat sich einen Klappstuhl mitgebracht. Die anderen vertreten sich die Beine.

Es ist nasskalt. In der Landsberger Innenstadt ist mehr los, trotz des leichten Nieselregens. Das Parkhaus ist voll, die Schlange beim Metzger lang; es wird für das Wochenende eingekauft. Und Hoeneß? „Wurscht“, sagt Alois Maier. Er ist Rentner und bummelt ein wenig in der Altstadt. „Mir ist das gleich“, sagt er. „Und allen anderen Landsbergern, die ich kenne, auch.“ Mit dieser Meinung ist der 76-jährige Alois Maier nicht allein (siehe AZ-Umfrage unten).

Davon, dass mit Uli Hoeneß bald ein A-Promi in ihrem Knast sitzt, erhoffen sich die Landsberger vor allem eins: Dass der Wirbel darum bald wieder vorbei ist. Schaut man sich diese Tage vor dem Landsberger Knast um, stehen die Chancen nicht schlecht.

 

Brigitte Schlegel-Lauterbach (70):

„Hoeneß ist doch viel zu unbedeutend für Landsberg.

Wir haben hier keinen solchen Bezug zu ihm wie die Münchner.

Mir gefällt es nur nicht, dass vor dem Gefängnis nun immer Paparazzi herumstehen.“

 

 

 

 

 

 

Alois Maier (76):

„Hier wartet niemand auf Hoeneß, ich auch nicht.

Dass jetzt bald ein Prominenter bei uns im Gefängnis sitzt, ist mir dermaßen gleich.

Es ändert gar nichts daran, wie die Stadt von außen wahrgenommen wird.“

 

 

 

 

 

 

David Steininger (18):

„Ich gehe in Landsberg auf das Gymnasium – und da wird nicht viel darüber geredet, dass Hoeneß jetzt kommt.

Kaum ist er drin, geht der Hype vorbei.

Spätestens in einem halben Jahr – wenn er so lange drin bleibt.“

 

 

 

 

 

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