Hoeneß: Aki Watzke wird zu Willi Lemke
MÜNCHEN - Meisterschaft verloren, Kampfgeist auch? das gilt für viele, aber nicht für Uli Hoeneß. Anders als die Profis beim müden 0:0 gegen Mainz präsentierte sich ihr Präsident am Sonntagabend bei „Sky90“ in Hochform – wenn alle Bayern bei ihren Attacken gegen Dortmund so gut getroffen hätten wie Hoeneß, wären sie im direkten Duell wohl nicht unterlegen.
„Für mich kriegen sie erst dann den Ritterschlag, wenn sie eine super Saison in der Bundesliga und im internationalen Wettbewerb gespielt haben. Erst dann sage ich: Chapeau“, meinte Hoeneß – und versprach doch, dem BVB „als Erster“ zu gratulieren, wenn die Meisterschaft perfekt sei.
Vorher gab’s aber noch ein paar Breitseiten. Ziel Nummer eins: BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, dessen Gerede von finanziellen Unterschieden zwischen Dortmund und Bayern den Präsidenten chronisch nervt: „Die Märchen von arm und reich kann er sonst wem erzählen. Er muss aufpassen, dass er nicht der zweite Willi Lemke wird.“ Hoeneß’ Intimfeind aus Bremen, der zu Werders Zeiten als Bayern-Rivale jahrelang Klassenkampfparolen gegen den Rekordmeister bemühte und seitdem bei Hoeneß noch unbeliebter ist als Christoph Daum. Und ausgerechnet diesen Lemke scheint BVB-Boss Watzke jetzt in Hoeneß’ Missgunst zu beerben. Welch ein Schicksal: Aki Watzke wird zu Willi Lemke.
Bahnt sich da eine neue Intimfeindschaft an? Sicherlich waren Hoeneß die Auftritte von Watzke, der auch vor den Auswärtsspielen seiner Dortmunder in München regelmäßig Runden mit Münchner Reportern organisiert, in den letzten Tagen und Wochen nicht entgangen, und man darf davon ausgehen, dass sie ihm nicht gefallen haben. Zum Beispiel jener Kommentar nach dem 1:0 der Dortmunder gegen die Bayern am Mittwoch, da sagte Watzke: „Ich hatte da wirklich Mitgefühl mit Uli Hoeneß. Man konnte in dem Moment wirklich sehen, welchem Druck wir allesamt ausgesetzt sind."
Nun ist Mitleid vom Rivalen ja das Schlimmste, was einem widerfahren kann, Watzke aber legte sogar noch höhnisch nach: BVB-Aktionär Hoeneß habe die Wertpapiere der Borussia vor Jahren ja zu einem schlechten Kurs gekauft und profitiere deshalb jetzt noch nicht vom Kurs – also riet er dem Bayern-Präsidenten: „Es wäre nicht dumm von ihm, BVB-Aktien nachzukaufen!" Hoeneß konterte: Er werde die Aktie in naher Zukunft wieder abstoßen, „weil ich total enttäuscht darüber war, dass sie nach dem Sieg über uns nicht gestiegen ist“. Das sei schließlich ein ganz schlechtes Zeichen.
Männerfreunde werden die beiden nicht mehr. „Ich habe Watzke noch nie kommentiert“, sagte Hoeneß später noch – nach all den Aussagen über das beschauliche Dortmund, wo es so anders zugehe als im unruhigen München. „In Dortmund haben sie zwei, drei Journalisten“, berichtete Hoeneß noch und erklärte: „Die meisten schlafen in gelb-schwarzer Unterwäsche und sind die größten Jubler, wenn die gewinnen. Davon haben wir in München wenige.“
Am Ende aber irrte Hoeneß nicht: „Es hat kein Sinn, sich zu beklagen. Wir müssen es nächstes Jahr besser machen. Basta.“