Hitzfelds feine Stiche gegen van Gaal

MÜNCHEN - Der Ex-Trainer sagt: „Bayern hat zur Zeit den besten Kader aller Zeiten.“ Und mit dem launischen Ribéry richtig umzugehen, das sei quasi nur ein Klacks. Ottmar Hitzfeld macht dem aktuellen Coach damit gehörig Druck
Erst kam der Lothar und meckert! Dann der Effe! Als Dritter der Kahn! Oder war es umgekehrt? Und viel schlimmer – jetzt kommt auch noch der Hitzfeld und weiß was. Da kann es einem als Bayern-Chef offenbar schon mal blümerant werden. Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandschef, ist jedenfalls recht energisch geworden gegen die früheren Kapitäne seines Klubs.
In Sorge um ihren Ex-Verein hatten Oliver Kahn, Stefan Effenberg und Lothar Matthäus ein paar Empfehlungen für Transfers oder Spielerverkäufe ausgesprochen, die Defensive kritisiert oder die Taktik. Worauf Rummenigge das prominente Trio via „kicker“ in einem Streich abwatschte: „Sie sollen zusehen, dass sie einen Job kriegen, in dem sie etwas zu sagen haben, und sich nicht als bezahlte Chefkritiker des FC Bayern hervortun.“
Wie Rummenigge nun wohl auf die Aussagen von Ottmar Hitzfeld reagiert? Der Ex-Trainer wurde dank seiner Erfolge in Ära eins (Champions-League-Sieg 2001) und Ära zwei (nochmal Double 2008) vom Klubchef zur „Persona gratissima" erklärt, ein Unantastbarer. Und was macht dieser Vereinsheilige? Er tastet sich an Louis van Gaal heran, den aktuellen Trainer der Bayern. Ganz wie es seine Art ist, recht vorsichtig, doch auch bei ihm ist die Zeit der feinen Zwischentöne vorbei.
„Ich glaube, dass Bayern zur Zeit den besten Kader aller Zeiten hat“, stellte Hitzfeld im DSF fest. Nicht mehr, nicht weniger. Und wenn er also schon, damals 2001, Europas schillerndsten Henkelpott gewonnen hat, müsste van Gaal das doch auch. . .
Die Botschaft ist also klar. Hitzfeld weiter: „Nachdem man jetzt noch mal circa 70 Millionen investiert hat, hat man ein immenses Potenzial – aber natürlich auch Konfliktpotenzial. Denn es sitzen ja auch einige hochkarätige Spieler auf der Bank. Das kann natürlich auch für Unruhe sorgen.“ Er denkt an Klose, an Toni, die Bankdrücker, Opfer des Robben- Transfers – schöne Aussichten.
"Ein Luxusproblem"
Schon ist Hitzfeld, der jetzt das Schweizer Nationalteam trainiert, mittendrin, mischt sich auch ins Hoheitsgebiet ein, in die Transferpolitik: „Natürlich hat der FC Bayern ein Luxusproblem, und ich sehe das auch als ein Problem an – wenn die Konkurrenz zu groß ist, wenn man Weltklasse- Stürmer auf der Bank hat, die nicht mehr zum Einsatz kommen. Deswegen gehe ich davon aus, dass Bayern im Winter versuchen wird, noch einen Stürmer abzugeben.“ Ja, darf er das, der Ottmar?
Er geht noch weiter, bezeichnet Franck Ribéry im Vorbeigehen als „einen pflegeleichten Spieler“. Jenen Ribéry, der sich über mangelnden Spaß im Training unter Anleitung des Holländers beklagt hatte. Ein Jahr hat Hitzfeld mit Ribéry gearbeitet, eine Bedienungsanleitung für van Gaal lieferte er nun via DSF: „Man muss ihm nur das Vertrauen schenken“, sagt Hitzfeld. „Man muss oft mit ihm sprechen. Ich habe oft einen Dolmetscher dazugeholt und mich mit ihm unterhalten. Das waren immer sehr angenehme Gespräche, und er hat das Vertrauen auch durch Top-Leistungen wieder zurückgezahlt.“
Ob die Bosse darüber begeistert sind?
ps