Heynckes: Wenn Hoeneß ihn gefragt hätte...
MÜNCHEN - Er war ursprünglich nur eine Notlösung. Nach dem Rauswurf von Jürgen Klinsmann übernahm Jupp Heynckes den FC Bayern für die letzten fünf Spieltage der vergangenen Saison. Nun sagte der 64-Jährige, der mittlerweile mit Bayer Leverkusen an der Tabellenspitze steht, er hätte sich durchaus vorstellen können, weiter beim FC Bayern zu arbeiten. Uli Hoeneß hätte ihn nur fragen müssen.
Trainer Jupp Heynckes hätte sich nach seinem Fünf-Spiele-Intermezzo durchaus ein langfristiges Engagement beim deutschen Fußball-Rekordmeister Bayern München vorstellen können. „Ich hätte darüber nachgedacht“, sagte der 64-Jährige dem kicker: „Drei Klubs sind in meinem Herzen: Mönchengladbach, Bilbao und Bayern.“
Sein Comeback nach mehr als zwei Jahren als Interimscoach nach der Entlassung von Jürgen Klinsmann sei eigentlich „ein schöner Abschluss gewesen“. Doch nachdem `mein Freund Ulrich – Uli – Hoeneß und die Bayern-Führung mich dazu animierten, kam ich auf Temperatur und konnte den Motor nicht mehr abwürgen". Allerdings hatte Hoeneß von vornherin klar gemacht, dass er nicht langfristig mit Heynckes plane. Deshalb sei er zu Bayer Leverkusen gegangen. Mit den Rheinländern führt er nach acht Spieltagen die Bundesliga-Tabelle an.
Zudem sprang Heynckes in Sachen Nationalmannschaft für zwei seiner Bayer-Spieler in die Bresche. Der von Bundestrainer Joachim Löw trotz seiner sechs Bundesliga-Tore zuletzt nicht berücksichtigte Stefan Kießling habe „es verdient. Solche Spieler gibt es nicht sehr viele in Deutschland.“
Und Rene Adler, der beim 1:0 in Russland am Samstag mit seiner starken Leistung das WM-Ticket sicherte, soll nach Ansicht von Heynckes trotz seiner engen Beziehung zum Konkurrenten Robert Enke (Hannover 96) 2010 in Südafrika im Tor stehen. „Robert ist ein fantastischer Mensch und hat sich als Torwart weiterentwickelt“, sagte Heynckes: „Aber ich sehe Rene Adler als Nummer 1 im deutschen Tor. Er ist ein Klassekeeper, hat großes Talent und dank seines Intellekts schon ein Führungsspieler bei uns. Wenn er ständig im Europapokal spielt, wird er ein Weltklassetorwart.“
Nach seinem Comeback möchte der Weltmeister von 1974 noch einige Jahre als Trainer arbeiten. „Ich fühle mich auch mit 67 für die Rente noch zu jung“, sagte der 64-Jährige. Die letzten Jahre hätten ihn verändert: „Ich hatte Operationen und Krankheiten, da erhielt ich einen Blick für das Wesentliche, etwa dass der Sport die herrlichste Nebensache der Welt ist.“ Selbstkritisch äußerte sich „Don Jupp“, der mit München zweimal deutscher Meister und mit Real Madrid 1998 Champions-League-Sieger wurde, mit Blick auf seine Anfangsjahre. „In der Menschenführung und Kommunikation habe ich Fehler gemacht“, sagte er. Heute analysiere er ausgewogener: „Man darf nicht verletzend sein.“