Heynckes vs. Nagelsmann: Besondere Premiere bei FC Bayern gegen Hoffenheim
Der FC Bayern und Jupp Heynckes (72) empfangen die TSG 1899 Hoffenheim und Julian Nagelsmann (30): Es ist das Duell zwischen dem ältesten und dem jüngsten Trainer der Liga – und eine Premiere.
München - Ist man jung, wäre man gerne älter. Und später, im Alter, wünscht man sich von Zeit zu Zeit, etwas jünger zu sein. C'est la vie. Die Begegnung des FC Bayern gegen die TSG 1899 Hoffenheim am Samstag (15:30 Uhr, live bei Sky und im AZ-Liveticker) in der Allianz Arena ist das Duell des jüngsten mit dem ältesten Trainer der Bundesliga.
Frischling Julian Nagelsmann gegen die geballte Ladung Erfahrung namens Jupp Heynckes. 42 Jahre liegen zwischen den beiden. Welten? Ja. So fern und doch so nah. Nagelsmann (30) redet nicht mehr gerne über seinen Status als jüngster Trainer der Liga. Das musste er im Februar 2016, als er die TSG übernahm und vor dem Abstieg rettete.
Der 72-jährige Heynckes, in diesen Dingen eine Art Conférencier der Liga, spricht gerne über nachfolgende Generationen. "Zwei Jahre ist Julian nun Trainer im Profibereich. Ein Fußballer muss über die Distanz beweisen, ob er irgendwann mal ein Topspieler wird. Ein Trainer genauso."
Heynckes: "Es gibt Ups and Downs"
Noch im Frühjahr galt Nagelsmann, der Shooting-Star der deutschen Trainerzunft, als Top-Favorit auf die Nachfolge von Carlo Ancelotti. Präsident Uli Hoeneß outete sich schon vor Jahren als Nagelsmann-Fan. Mittlerweile liegt Raureif auf dem Boden der Hoffenheimer Tatsachen. Die TSG ist als Neunter ins Liga-Mittelfeld abgesackt. Im DFB-Pokal kam das Aus ebenso früh wie in der erstmals erreichten Europa-League-Gruppenphase.
Klassischer Fall von: Lehrgeld gezahlt. Auch der Lack von Strahlemann Nagelsmann bekam Kratzer ab, die ach so steile Karrierekurve ist abgeflacht. "Das sind die Anfänge", betont Heynckes, "es gibt in jedem Berufsleben Ups and Downs, Niederlagen und Siege. Damit muss man auch lernen, umzugehen."
Ein verbales Schulterklopfen. Samt erhobenem Zeigefinger. Im Februar geht der gebürtige Bayer Nagelsmann in sein drittes Jahr in Hoffenheim. Ganz im Sinne seiner Trainerbrüder im Geiste, der Coaching-Nerds Pep Guardiola und Thomas Tuchel, findet auch Nagelsmann, dass sich ein Fußballlehrer spätestens nach drei Spielzeiten abgenutzt hat und seine Mannschaft nicht mehr vollumfänglich erreicht, weil, so glaubt er, "die Originalität deiner Ansprachen verloren geht".
Nagelsmann in der Warteschleife
Es riecht – trotz des Vertrages bis 2021 – nach Veränderung. Aber nicht Richtung Heimat. Familienvater Nagelsmann baut in München ein Haus, Frau und Kind leben bereits dort. Im Herbst, auf dem Höhepunkt des Hypes um seine Person, verriet er ehrlich, aber unbedarft seine Träume: "Ich bin sehr, sehr glücklich in meinem Leben. Der FC Bayern würde mich noch ein Stück glücklicher machen."
Wenig später löste Heynckes an der Säbener Straße Ancelotti ab. Dessen Ruhe, Reife und Routine brachten Bayern wieder auf Kurs und der nach Meinung der Bosse zu junge und unerfahrene Nagelsmann wurde in die Warteschleife geschickt. Mittlerweile ist nicht mal mehr sicher, ob ihn Borussia Dortmund im Sommer engagiert.
Auf Fragen nach seiner Zukunft reagiert der Trainer mit der einst größten Zukunft genervt und sarkastisch. Erst hieß es, er sei auf dem Sprung – mittlerweile verlassen viele Spieler das Sprungbrett TSG. Etwa Mark Uth, der ablösefrei zu Schalke wechselt. Sebastian Rudy, Niklas Süle und Sandro Wagner spielen nun gegen Hoffenheim, im Bayern-Trikot.
Heynckes erwartet "prickelnde Partie"
Ja, auch der Trainer Heynckes war mal ein Anfänger. Damals in Mönchengladbach. "Aber mit 30 habe ich pro Saison noch 27, 30 Tore erzielt und bin erst mit 34 Cheftrainer geworden", erzählte er, "meine Spieler, mit denen ich zuvor noch gemeinsam auf dem Platz stand, wollten mich plötzlich siezen. Aber das habe ich natürlich nicht zugelassen."
Heynckes wollte "als junger Trainer über den Tellerrand hinausschauen, von Ernst Happel und Arrigo Sacchi lernen. Ich kann mir vorstellen, dass Julian genauso wissbegierig ist."
Bei Fragen einfach Jupp anrufen. Der erwartet am Samstag eine "für die Zuschauer prickelnde Partie". Auch weil Nagelsmann gegen Bayern bisher ungeschlagen ist und 2017 als einziges Liga-Team zwei Mal gewann (1:0, 2:0). Alter!
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