Heynckes vor Luxusproblemen
München - Nimmt man einfach mal nackte Zahlen her, dann saßen am Samstag in Hamburg beim FC Bayern 92,3 Millionen Euro auf der Bank. So viel haben die Herren Martínez (40 Mio.), Robben (24), Shaqiri (11,8), Tymoshchuk (11) und Rafinha (5,5) die Bayern in den vergangenen Jahren irgendwann mal gekostet.
Im Fall von Arjen Robben ("Ich will immer spielen!") war die Ruhepause dieses eine Mal nicht so schlimm. "Überrascht war ich nicht", sagte der Holländer, der so eine Erkältung auskurieren konnte. "Diesen Luxus konnten wir uns leisten", meinte Trainer Jupp Heynckes.
Auf kurz oder lang wird Robben aber wieder dauerhaft von Beginn an spielen wollen – und so steht Heynckes vor dem wichtigen Champions-League-Spiel gegen den OSC Lille (Mi., 20.45 Uhr live im ZDF und bei Sky) gleich mal vor einem Luxusproblem: Wen soll er aufstellen?
"Das ist schöner Luxus", sagt Präsident Uli Hoeneß, Heynckes gelinge das Bei-Laune-Halten schließlich bislang fantastisch. "Egal wer spielt, derjenige fügt sich nahtlos ein. Das ist die hohe Kunst und Jupp beherrscht sie", meinte Hoeneß zur "Bild".
Angesichts einiger verletzter Spieler gab’s bislang kaum Härtefälle – auch weil sich Franck Ribéry und Arjen Robben beispielweise beinahe abwechselnd in den Krankenstand verabschiedeten.
Jetzt aber, da bis auf Holger Badstuber (Muskelfaserriss) und Emre Can (Bänderriss) sowie den noch im Aufbau befindlichen Mario Gomez und Daniel Van Buyten alle Spieler fit sind, steht Heynckes vor schwierigen Entscheidungen.
Javi Martínez oder Luiz Gustavo? Der Spanier bekommt von Heynckes erstmals sanften Druck ("muss sich steigern"), hat aber das große Problem, dass Konkurrent Gustavo in der Form seines Lebens ist und plötzlich auch offensiv Akzente setzt. "Wir haben sehr viele Optionen, einen erstklassigen Kader. Das beflügelt sicher auch den einen oder anderen Spieler nicht nur 100, sondern 120 Prozent zu geben", sagt Heynckes. Hoeneß meint, man müsse sich bei Martínez "einfach in Geduld üben". Tendenz: In Auswärtsspielen läuft eher Gustavo auf, bei Heimspielen und gegen schwächere Gegner Martínez.
Toni Kroos oder Thomas Müller? Beide sind in Top-Form. Wenn Ribéry und Robben gemeinsam spielen, bleibt aber nur Platz für einen. In dem Fall hat Kroos aktuell die besseren Karten, weil er sich in der zentralen Rolle im Mittelfeld festgespielt hat und endlich auch die erwünschte Torgefahr ausstrahlt (schon fünf Saisontore). Müller ist zwar noch gefährlicher (sieben Tore, sieben Assists), wird aber eher zwischen den Flügeln pendeln, wenn einer der Außen eine Pause bekommt.
Arjen Robben oder Xherdan Shaqiri? Gegen Lille ist Robben wieder gesetzt. "Er wird von Beginn an spielen", sagte Heynckes dem "Kicker". Neuzugang Shaqiri, bislang mit neun Einwechslungen Heynckes’ Lieblingsjoker, drängt jedoch ins Team, würde gerne an seine starke Form vom Saisonstart anknüpfen. Shaqiri könnte aber genauso gut auch Ribéry auf links vertreten.
Mario Mandzukic oder Claudio Pizarro? Der Kroate hat die Argumente mit acht Liga-Toren auf seiner Seite. Pizarro überzeugte allerdings zuletzt gegen Leverkusen (Torvorlage) und Kaiserslautern (zwei Tore), ist insgesamt beweglicher und nun auch körperlich wieder auf der Höhe.