Heynckes: "Streich Freiburgs bester Mann"

Der unkonventionelle Streich hat Freiburg vorm Abstieg bewahrt und nun sensationell auf Platz sechs geführt. Vom kommenden Gegner gibt's deshalb Anerkennung.
von  Oliver Trust

Der unkonventionelle Christian Streich hat den SC Freiburg vorm Abstieg bewahrt und ihn nun sensationell auf Platz sechs geführt. Vom kommenden Gegner FC Bayern gibt's deshalb Anerkennung.

Freiburg - Er ist jetzt plötzlich das Gesicht einer ganzen Stadt. Das hält Christian Streich, Coach des SC Freiburg und heute Gastgeber der Bayern, zwar für übertrieben, aber nicht unbedingt unangenehm.

Der Hype um den Mann, der einer Metzger-Familie entstammt und lieber Fußballlehrer wurde, entstand aus gutem Grund. Nach 17 Jahren beim SC Freiburg steht Streich für alles, was dieser Klub zu leben versucht. Lange schien der Sportclub auf der Suche nach seiner Identität, nachdem Trainer Volker Finke 2007 nach 16 Jahren gehen musste.

Finke, der Übervater, der aus dem SCF eine Marke machte, der dominant seine Linie durchzog und am Ende doch eine Identitätskrise hinterließ. Bis Streich kam und die Sehnsüchte erfüllte, anders sein zu dürfen, aus der Ferne betrachtet etwas schräg, jedoch authentisch.

"Bescheiden und kompetent"

Streichs Vorgänger konnten das nicht bieten. Robin Dutts Kraft floss in die Aufarbeitung des Finke-Vermächtnisses. Der unnahbare Marcus Sorg scheiterte schnell. Dann kam das Wagnis Streich, der Jahre lang als Ausbilder mit Schnüffelnase galt und nicht in die glamouröse Fußballwelt zu passen schien.

Nun ist Streich mitten drin und zeigt, "man muss nicht alles abnicken, was dort geschieht". Das Gesicht des SC sei er gerne, "solange jeder versteht, dass ich nur ein Teil des Ganzen bin".

Freiburgs "bester Mann, der sitzt auf der Bank", meinte Bayern-Trainer Jupp Heynckes am Dienstag. "Er ist bescheiden, kompetent und lässt modernen Fußball spielen", lobte der 67-Jährige seinen Kontrahenten.

Dabei ist Streich so ziemlich alles, nur nicht Everybodys Darling. "Die Gemeinschaft stärkt den Einzelnen und nicht umgekehrt", sagt er. Wer seiner Linie nicht folgt, hat es schwer. Die Spieler dürften sich die Haare färben, Nachts zum "Knutschen mit der Freundin" ausbrechen, Tattoos und Piercings tragen, "solange es nicht gegen die Gruppe geht".

Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser

Die Macht des Trainers interpretiert Streich anders, er lässt Vertrauen zu. Er sagt, er hatte Glück, junge Talente aufbauen zu können, "die sofort vollwertige Mitglieder des Teams waren. Wäre das nicht gelungen, wäre ich als Trainer gescheitert."

Vor knapp einem Jahr stand man kurz vor dem Abstieg. Streich schaffte die Rettung. Er steht für die Überlebensstrategie eines Klubs, der mit guter Ausbildung und sozialer Kompetenz gegen finanzstärkere Klubs kämpft.

"Für die Menschen hier gehen nicht die Lichter aus, wenn wir nicht erste Liga spielen", sagt er, um sofort zu betonen, dass er große Freude daran habe, "wie die Mannschaft kämpft, damit wir weiter Bundesliga spielen".

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