Heynckes: Sogar sein Schäferhund freut sich

Nothilfe-Coach Jupp Heynckes nimmt nach erfolgreichem Kurzengagement Abschied von Bayern. Mit der Erkenntnis: "Man kann sich auch über einen zweiten Platz freuen."
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Jupp Heynckes wir von seinem Freund Uli Hoeneß (l.) herzlich verabschiedet. Lukas Podolski schaut zu.
Bongarts/Getty Images Jupp Heynckes wir von seinem Freund Uli Hoeneß (l.) herzlich verabschiedet. Lukas Podolski schaut zu.

MÜNCHEN - Nothilfe-Coach Jupp Heynckes nimmt nach erfolgreichem Kurzengagement Abschied von Bayern. Mit der Erkenntnis: "Man kann sich auch über einen zweiten Platz Freude."

Vor der Südkurve hatte es noch nicht so richtig geklappt. Er wollte ja auch eigentlich gar nicht, der Jupp Heynckes. Solo-Auftritte vor größeren Menschenansammlungen sind nicht so sein Ding. Doch nachdem ihn Bayerns Pressechef Markus Hörwick ein paar Minuten, nachdem das Spiel gegen Stuttgart 2:1 für Bayern geendet hatte, mit einer innigen Umarmung unwiderstehlich vom TV-Interview weggezogen und sanft Richtung Südkurve geschoben hatte, tja, da musste der Jupp dann alleine gehen. Zögerlich wie nie in seiner Stürmerkarriere näherte er sich dem Sechzehner, verharrte aber etwa 22 Meter vor dem Kasten, halbrechte Position - klatschte, winkte, hob den Daumen.

Doch die Menge wollte die Welle. Und so versuchte sich der Anti-Show-Man Jupp Heynckes als Wellen-Auslöser, machte aber eine ähnlich unbeholfene Figur wie einst sein alter Gladbacher Mannschaftskamerad Berti Vogts als Nationaltrainer nach dem EM-Triumph. Statt aufpeitschend nach oben ging die Bewegung der Arme eher stimmungstötend nach unten - aber was machte das schon? Der Wille zählt.

Vor der Nordkurve - diesmal ebenso sanft auf den Weg gebracht von Mannschaftskapitän Mark van Bommel - klappte das schon sehr viel besser: halblinke Ribery-Position, bisschen zu spitzer Winkel, aber nah dran bis auf etwa sieben Meter - und diesmal warf der Jupp schon beide Arme nach oben, als würde er jeden Samstagnachmittag so ein Bad in der Menge nehmen. Hat er aber nicht und wird er auch nicht mehr. Jupp Heynckes wird samstags bald wieder Rasen mähen, daheim im Rheinischen. Wird mit Cando, seinem Schäferhund, durch die Wälder schnüren und nachmittags vielleicht ein bisschen Fußball gucken. Unter der Woche, dienstag- und mittwochabends, wird er den FC Bayern in der Champions League spielen sehen, und einen gewissen Anteil daran darf er auch für sich reklamieren.

Gründlich, ordentlich und grundehrlich wie Heynckes nun mal ist, begann er in der Pressekonferenz seine Ausführungen wie sich das für einen fairen Sportsmann gehört: "Zuerst mal Grüße und Glückwünsche nach Wolfsburg. Der VfL ist verdient Meister geworden." Normalerweise sei er ja vor jedem Spiel immer Optimist, aber dass sich die Niedersachsen das nicht mehr nehmen lassen würden, das war auch Heynckes klar.

Doch selbst der alte Fuchs - Heynckes feierte unlängst seinen 64. Geburtstag - lernt immer noch dazu: "Man kann sich auch über einen zweiten Platz Freude. Das war damals nicht so, als ich zum ersten Mal hier beim FC Bayern war." Tja, die Zeiten ändern sich, und so heißt es jetzt: "Wir sind zufrieden, und ich denke, die Mannschaft auch." Gern habe er es gemacht, diese vier Wochen beim FC Bayern, auch für die vielen Freunde, die er dort immer noch habe. Und noch eine Liebeserklärung: "Der FC Bayern ist das Nonplusultra."

Aber jetzt sei ja Schluss, weitere Engagements strebe er nicht an. "Sehen Sie, mein Schäferhund trauert jetzt schon seit vier Wochen." Anscheinend gibt es doch Wichtigeres auf der Welt als Fußball.

Thomas Becker

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