Heynckes-Rückkehr: Das war's noch nicht!

Bayern ist ja sowas von retro! Holt Jupp Heynckes als Trainer zurück. Schon wieder! Kann das denn funktionieren? Einen 72-jährigen Rentner! Einen, der seit über vier Jahren aus dem Fußball-Geschäft raus ist! Hält Heynckes der Belastung stand? Geht er nicht das Risiko ein, an seinem Lebensabend sein Lebenswerk, das Triple 2013 mit dem FC Bayern, zu zerstören?
Im Netz zerrissen sich die Leute das Maul. Die Zweifler, Grantler, Pessimisten. Ob denn Uli Hoeneß, seinem Freund fürs Leben, in der Krise nach der Entlassung von Carlo Ancelotti nichts Besseres einfalle, als den alten Jupp anzurufen? Wie einst im April 2009. Auch bei Hitzfeld klingelte das Handy, im Januar 2007. Keiner konnte Nein sagen. Mit Heynckes drehen die Bayern die Zeit zurück. Und gewinnen damit vor allem eins: Zeit, wertvolle Monate bis Saisonende, um sich in Ruhe Gedanken zu machen, wer Bayern ab Juli 2018 übernimmt. Julian Nagelsmann, Thomas Tuchel oder gar Jürgen Klopp.
Aus meiner Sicht also: Alles richtig gemacht mit Heynckes. Denn: Wenn nicht er, wer packt es dann? In einer verfahrenen Situation, die Ancelotti hinterlassen hat. Eine Mannschaft, die orientierungslos wirkt, der Struktur und Hierarchie fehlen. Nun kommt Jupp, die Autorität, die Respektsperson, der Vertrauensmensch, der Menschenfänger. Er soll die Kabine beruhigen, die Egos glätten, die Spieler zusammenführen, einen soften Übergang zur neuen Saison schaffen.
Braucht es noch mehr Argumente pro Jupp? Bitteschön: Er kennt Bayern und sein spezielles Innenleben, die Bosse und ihre Eigenheiten, er hat fünf Führungsspieler (Neuer, Boateng, Müller, Robben, Ribéry) bis 2013 trainiert, lässt ein vertrautes System spielen. Er spricht Spanisch, keiner hat mehr Erfahrung und steht mit 72 über den Dingen.
Nun gilt auch für Heynckes, was Hoeneß nach seiner Haftentlassung erklärte: "Das war’s noch nicht!"
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