Heynckes: Mein Abschied, mein Hund, mein Bauernhof

Nach seinem letzten Bundesligaspiel als Trainer weinte Jupp Heynckes bitterlich. Stunden später dann war die Laune wieder bestens: Im Garten seines Hauses gab es Rotwein, Bier – und Essen von Schuhbeck
von  F. Bogner, P. Strasser
Bei der Pressekonferenz nach seinem letzten Bundesligaspiel in Mönchengladbach rang Jupp Heynckes um Worte. Schließlich kamen ihm die Tränen.
Bei der Pressekonferenz nach seinem letzten Bundesligaspiel in Mönchengladbach rang Jupp Heynckes um Worte. Schließlich kamen ihm die Tränen. © Patrick Strasser

Nach seinem letzten Bundesligaspiel als Trainer weinte er bitterlich. Stunden später dann war die Laune wieder bestens: Im Garten seines Hauses gab es Rotwein, Bier – und Essen von Schuhbeck

Mönchengladbach - Bastian Schweinsteigers Mundwinkel verschoben sich gen Norden. „Boah! Super Garten hier!”, platzte es beim Betreten des Anwesens aus ihm heraus. „Sind wir in Los Angeles?!”

Nein, in Schwalmtal, wenige Kilometer von Mönchengladbach entfernt. In Jupps Welt. Zu Hause bei den Heynckes’. Der Bayern-Trainer hatte Mannschaft, Vorstand, Trainer und Betreuer am Samstagabend nach dem 4:3 gegen „sein” Borussia Mönchengladbach am letzten Bundesliga-Spieltag zu sich nach Hause, auf seinen Bauernhof namens „Casa de los gatos” (spanisch für „Haus der Katzen”), eingeladen. Zu Speis und Trank.

Zu verdanken war die private Runde Jérôme Boateng und dessen Kopfballtreffer vor ein paar Wochen zum 3:2 gegen Fortuna Düsseldorf. Heynckes hatte den Innenverteidiger zuvor mit einer Wette um ein Mannschaftsessen motiviert. Nach dem Motto: Schießt Du in deinem Leben nochmal ein Tor, lade ich alle ein. „Es gab vorher einfach keine Gelegenheit, ins Restaurant zu gehen”, erklärte Heynckes die intime Einladung in sein Refugium. „Deswegen habe ich das jetzt mit dem letzten Bundesliga-Spiel verbunden. Vom Borussia-Park hierher sind’s genau 15 Minuten, das bot sich an.”

In Heynckes’ Garten war alles vorbereitet. Alfons Schuhbeck ließ in einem Zelt Scampi-Salat, Heynckes’ Leibspeise Rheinischen Sauerbraten und Apfelstrudel mit Nuss-Eis servieren. Angestoßen wurde mit Wasser, Apfelschorle, aber auch auch mit Rotwein (Heynckes, Rummenigge) und Bier (Hoeneß). „Es ist immer gut, wenn die Mannschaft zusammen ist, zusammen isst, einen Rotwein oder ein Bier trinkt”, sagte Heynckes. Vor und nach dem Essen schlenderten die Spieler im Garten herum, bewunderten den großen Teich oder spielten mit Heynckes’ Schäferhund Cando. „Cando ist richtig groß”, meinte Boateng bei „fcb.de” und erzählte, dass einige Mitspieler Respekt vor dem Hund gehabt hätten. „Namen will ich nicht nennen. Basti Schweinsteiger hat sich am besten mit ihm verstanden, er ist unser Hundeflüsterer.” „Die Mannschaft war neugierig, wie ich wohne, auch neugierig auf Cando”, meinte Heynckes. „Zusammensitzen, reden, rumalbern und Blödsinn machen – das schweißt zusammen”, sagte er locker und gelöst.

Ein paar Stunden zuvor, direkt nach dem Spiel bei seinem Ex-Klub, hatte Heynckes den Kampf gegen die Tränen zum ersten Mal in diesen Abschiedswochen verloren. „Es war bewegend”, sagte Heynckes auf der Pressekonferenz nach dem Spiel, dankte den Borussia-Fans und stockte dann im Reden. „Ich möchte mich wirklich bedanken, denn das zeigt mir, dass das meine Heimat ist”, sprach er und musste dann seine feuchten Augen unter Applaus der Anwesenden hinter seinen Händen verbergen. Gladbach-Trainer Lucien Favre stand kurz auf und drückte Heynckes die Schulter. „Dankeschön”, hauchte der 68-Jährige, sichtlich ergriffen – ein rührender weil menschlicher Moment.

Abends, im eigenen Garten, war Heynckes dann wieder Herr über seine Gefühle. Sein Fazit zur Rekordsaison mit 91 Punkten und nur einer Niederlage: „Fantastisch, bombastisch! Wie die Mannschaft die ganze Saison über gespielt hat, war außergewöhnlich. Das wird es so schnell nicht wieder geben! Aber wir haben noch einiges vor”, sagte er, bevor er seinen Bauernhof für zwei letzte Finalspiele noch einmal hinter sich ließ.

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