Heynckes lobt: „Wieder Spaß am Fußball“
Der Chef ist zurück: Bastian Schweinsteiger vom FC Bayern ist Torschütze, Dirigent und spielte beim 2:1-Sieg gegen Valencia Seite an Seite mit Millionen-Mann Javi Martínez.
München – Der Torjubel sprach für sich. Bastian Schweinsteiger breitete die Arme aus, strahlte über das ganze Gesicht und warf sich erleichtert auf den Rasen. Vier Monate nach dem Elfmeter-Drama des FC Bayern im Königsklassen-Finale gegen den FC Chelsea redete der Fußball-Nationalspieler zwar hinterher von einem „gewöhnlichen Champions-League-Auftakt“. Aber die Art und Weise seiner Freude über den Führungstreffer seines Teams beim 2:1 (1:0) gegen den FC Valencia drückte anderes aus. Eine Erlösung! „Er hat über weite Strecken wirklich gut gespielt, obwohl ich nach wie vor der Meinung bin, dass er von Spiel zu Spiel noch besser
wird“, lobte Jupp Heynckes. Dann fügte der Bayern-Trainer noch hinzu, was 68 000 Zuschauer im Stadion und Millionen vor den TV-Schirmen 90 Minuten lang gesehen hatten: „Er hat wieder Spaß am Fußballspielen.“
Zufrieden verbuchten die Münchner nach Siegen im DFB-Pokal und in der Bundesliga nun auch den erfolgreichen Auftakt in der europäischen Königsklasse. Auch wenn der FC Bayern dort „gerade mal 1,2 Kilometer eines Marathons hinter sich gebracht hat“, wie es Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ausdrückte. Der Mittwochabend lieferte wichtige Erkenntnisse: Toni Kroos, der zweite Torschütze des Abends, glänzt in der Offensivzentrale. Das Startelf-Debüt von Rekord-Einkauf Javier Martínez macht Hoffnung. Und ein befreit wirkender Schweinsteiger ist auf dem Weg zurück zum Chef. „Bastian ist ein Spieler, der eine wahnsinnig gute Spielübersicht hat. Er hat strategische Fähigkeiten und kommt auch langsam physisch in den Zustand, den er vielleicht vor einem Jahr gehabt hat“, sagte Heynckes. Er sieht auch Martínez auf einem guten Weg.
„Solch ein Jahr, wie er hinter sich hat, schüttelt man nicht so einfach aus den Kleidern. Da können wir noch vieles erwarten.“ Der Señor selbst freute sich, verfolgt von einer Horde spanischer Reporter, über eine „großartige Mannschaft“ und ein „hervorragendes Zusammenspiel“ mit seinem neuen Mittelfeldpartner Schweinsteiger.
Der behutsame körperliche Aufbau des Nationalspielers nach einer für ihn unbefriedigenden EM zahlt sich aus, für den seelischen tut er selbst mit seinen nunmehr drei Saisontoren am meisten. Wie nach der aktiven Vergangenheitsbewältigung vom Mittwochabend will sich der 28-Jährige „nicht mehr jeden Tag“ um den bitteren Abend vom 19. Mai und seinen Elfmeterfehlschuss kümmern.
„Das ist Schnee von gestern. Dass man es nie vergessen wird, ist klar. Aber es hat nichts mit dem Auftreten gegen Valencia zu tun“, betonte er im ZDF. Bei den Live-Sendern des Spiels stand er Rede und Antwort, an den anderen Journalisten stapfte er im Trainingsanzug mit mürrischer Miene und tief ins Gesicht gezogener Mütze auskunftslos vorbei. Schweinsteiger, dem sein erster Königsklassentreffer seit einem Doppelpack in Basel vor zwei Jahren glückte, sicherte mit Martínez in der Mitte ab. Vor ihnen präsentierte sich ein starker Kroos, dem mit einem Traumschuss das erlösende 2:0 glückte (76. Minute). „Die optimale Position für Toni ist im vorderen Mittelfeld, weil er nicht nur Torgefahr entwickeln kann, sondern er auch Impulse geben kann. Mit seinem Passspiel, mit seiner Fußball-Intelligenz und seiner
überragenden Technik“, erläuterte Heynckes. Seine beiden Torschützen sorgten dafür, dass der FCB auch im 15. Champions-League-Heimspiel nacheinander nicht ohne Treffer blieb – Vereinsrekord eingestellt.
„Unser Ziel ist, Gruppenerster zu werden. Die Mannschaft hat heute angefangen“, betonte Philipp Lahm. Der Kapitän erwartet am Samstag im Liga-Knaller beim FC Schalke die nächsten Umstellungen von Heynckes: „Ich glaube nicht, dass die gleiche Mannschaft wie gegen Valencia auf dem Feld steht.“ Der starke Kader macht allen Beine, das kann man schon nach wenigen Spieltagen sagen. „Wer spielt, gibt Gas“, hob Schweinsteiger hervor und betonte: „Wenn man große Ziele hat, muss
man so einen Kader haben.“
Weiter geht – auch in dem verstärkten Kader – nur die Suche nach einem zuverlässigen Elfmeterschützen. In der Nachspielzeit und nach dem 1:2 von Nelson Valdez (90.+1) scheiterte gegen Valencia Mario Mandzukic. Ausgerechnet vor der Stadion-Kurve, vor der vier Monate zuvor alle Titelträume auf so bittere Art und Weise geplatzt waren.