Heynckes & Gerland: Alter Kumpel, alter Kämpe

Mit Jupp Heynckes und Hermann Gerland kehrt bei Bayern der Spaß zurück – und auch die Hoffnung auf die Meisterschaft.
von  Abendzeitung
Bayerns Retro-Gang: Uli Hoeneß (57), Jupp Heynckes (wird am Samstag 64) und Hermann Gerland (54)
Bayerns Retro-Gang: Uli Hoeneß (57), Jupp Heynckes (wird am Samstag 64) und Hermann Gerland (54) © Bongarts/Getty Images

Mit Jupp Heynckes und Hermann Gerland kehrt bei Bayern der Spaß zurück – und auch die Hoffnung auf die Meisterschaft.

MÜNCHEN Letzter Sicherheitscheck. „Die Handys sind alle ausgeschaltet?", fragte Bayerns Sprecher Markus Hörwick. Die Herrschaften nickten stumm. Dann betraten Uli Hoeneß, Jupp Heynckes und Hermann Gerland um Punkt 13 Uhr den Presseraum des FC Bayern. Einen Raum, in dem man das Zeitgefühl verlieren kann, es gibt keine Fenster.

Für Hoeneß war am Dienstag Weihnachten. Aus seinem Gesicht strahlte das pure Mailand-2001-Glück. Ach, als wäre der gute Jupp nie weggewesen. Mehr als 17 Jahre ist es her, dass er hier die Geschicke mit Heynckes leitete. Nun saßen sie hier – dort, wo bis letzten Sommer noch das Fanlokal „Insider" war - den Umbau hatte ein gewisser Jürgen Klinsmann veranlasst.

Leistungszentrum heißt das jetzt, Handys gibt es, Laptops - aber immer noch den Jupp und den Hermann. Und so stellte sie der stolze Hoeneß auch vor. Er als Abgesandter des Vorstandes wolle wenig sagen, es sei aber „ein Akt der Höflichkeit", das neue, altehrwürdige Trainergespann vorzustellen, nämlich „den alten Kumpel Jupp Heynckes, mit dem wir viele Schlachten geschlagen haben und den alten Kämpen Hermann Gerland". Hoeneß strahlte. Als habe er bei einem Klassentreffen zufällig getroffene Mitschüler zu einer kernigen Zusammenarbeit im Geiste früherer Triumphe überreden können. Hoeneß richtete sich an die Journalisten: „Ich bitte Sie, nur Fragen an die Zukunft zu richten, die Vergangenheit haben wir erörtert, das war gestern. Wir fühlen uns alle in einer Aufbruchsstimmung und hoffen, dass wir die Chance, die uns Cottbus verschafft hat, zu nutzen." Das Ziel heißt: Titel.

"Ich brauchte meine Frau nicht zu fragen"

Fragen wurden dann doch an Heynckes und Gerland gerichtet, die Interims-Zukunft des FC Bayern. Eine sehr zufällige. „Ich war am Wochenende zufällig in München", erzählte Heynckes. Er war Augenzeuge des 0:1 gegen Schalke, weil die Familie Hoeneß ihn schon vor sechs Wochen zu einem Tegernsee/München-Wochenende eingeladen hatte. Nach dem Rückflug nach Düsseldorf und einer SMS von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge war Heynckes zurück in der Zukunft. Freilich nicht, ohne vorher seine Frau zu fragen. Iris sagte ja. Und schon war Heynckes wieder in München. Da ergriff Gerland das Wort. „Ich brauchte meine Frau nicht zu fragen. Ich muss sie nur fragen, wenn ich den FC Bayern verlassen will." Die Lacher waren auf seiner Seite.

Seine Rolle als Co-Trainer stand zur Debatte, dass er sich bei den Spielen der Drittliga-Mannschaft so gerne wie ein „HB-Männchen" (Gerland über Gerland) aufrege. „Das ist meine Art", sagte er, „ich versuche mich nun, zurückzuhalten." Da witzelte Heynckes: „Du bekommst einen Sicherheitsgurt angelegt." Alle lachten, Hoeneß feixte. Leinen los, der Spaß ist zurück.

Zuletzt war es Klinsmann, der immer weiter gelächelt hatte. Die Spieler besser machen? Besser lachen war seine Masche – nun lachen alle wieder. „Mein Ton ist rau, mein Herz ist groß", sagte Gerland, „ich bin der Handlanger, die Taktik macht der Josef. Ich bin sein Gehilfe, er wird mir sagen, was ich zu machen habe."

Beine soll er den Stars machen. Heynckes gibt den Mentaltrainer. „Gegen Schalke war eine psychische Blockade da", sagte er, „es ist meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Spieler von den Fesseln befreit werden, die sie hatten."

Ab 16 Uhr leitete das neue, alte Duo die erste Einheit mit den Stars. Die Sorgenfalten und das Magengrummeln der Bosse, die Gesamtlähmung des Vereins – alles ist auf einen Schlag wegjuppisiert. Nun müssen nur noch Siege her, am besten fünf aus fünf Spielen. Und neue Stühle im Presseraum. Hoeneß stöhnte auf, sagte: „Diese hier sind ja furchtbar." Wenn sonst alles passt.

Patrick Strasser

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