Heynckes: "Alles dafür getan, dass wir für Uli gewinnen"
Barcelona - Letztes Jahr Madrid, gestern Barcelona – Hauptsache Spanien. Was für eine Geschichte, was für eine Leistung. Jupp Heynckes, der ehemalige Real-Coach, der aktuelle Triple-in-Arbeit-Trainer, führt die Bayern auch im zweiten Jahr seines dritten Engagements an der Säbener ins Finale um Europas Krone. 2012 via Madrid, nun in Barcelona. The only way is Jupp!
So entspannt wie gestern Abend im Camp Nou hat wohl noch nie ein Trainer ein Halbfinal-Rückspiel der Champions League gecoacht. Mit dem 4:0-Polster aus dem Hinspiel richtete der 67-Jährige sein Team aus: erneut auf Sieg. Mit den Händen in den Hosentaschen spazierte er durch die riesige Coaching-Zone. Wie ein Feldherr. Seiner Sache sicher, weiter akribisch bei der Arbeit. Nur einer wie Heynckes, ein Fachmann, ein Hundertprozentiger, kann sich noch über einen falschen Einwurf bei einer 5:0-Führung (insgesamt) gegen das Wunderteam a.D. aus Barcelona aufregen. Er blieb in der zweiten Halbzeit meist stehen, als müsse er noch Feinheiten korrigieren, beheben.
Nach dem Triumph dachte er sofort an seinen Freund, an den durch die Steuer-Affäre in Bedrängnis geratenen Präsidenten. „Es ist ja unmenschlich, was Uli aushalten musste. Ich habe heute alles dafür getan, dass wir dieses Spiel für Uli gewinnen“, sagte Heynckes über Hoeneß. „Die Mannschaft wollte für ihn etwas besonderes zeigen.“ Seine Mannschaft – von der Heynckes in höchsten Tönen schwärmt: „Wir waren ungemein konzentriert. Wir haben überragenden Fußball gespielt.“
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Das Ziel Wembley ist erreicht. In London soll die Krönung folgen. „Wir sind reifer geworden“, sagt Heynckes. Heynckes’ Stehplatz im Camp Nou war auch ein Signal: Señores, ich bin’s, el entrenador, der Coach, der Finalgarant. Als wolle er, gerade hier in Barcelona, sagen: Warum bloß habt ihr Pep Guardiola, den Architekten des mittlerweile bröckelnden Barça-Ruhms, als seinen Nachfolger verpflichtet?
Es ist sein zweites Königsklassen-Finale mit Bayern, damit zog Heynckes mit Dettmar Cramer gleich, der 1975 und 1976 das Endspiel des Europapokals der Landesmeister erreichte – und beide gewann. Cramer 2:0, Udo Lattek 1:1, Ottmar Hitzfeld 1:1, Pal Csernai 0:1 und Louis van Gaal 0:1 – so die Bilanz der Trainer in Bayerns Endspielen um Europas Krone. Der zehnte Versuch folgt, mit Heynckes – und der weiß, wie’s geht. 1998 triumphierte er mit Real.
Nun will er den großen Abschied. Zum Karriere-Ende? Wer weiß? Diesem Mann ist alles zuzutrauen. Aber nicht alles anzuraten.
Franz Beckenbauer jedenfalls sagte bei „Sky“: „Er sollte als Trainer aufhören. Was soll denn da noch kommen? Eine Steigerung zum FC Bayern gibt’s doch gar nicht.“ Jedenfalls nicht zum Champions-League-Sieger FC Bayern.