Herz-Rhythmus-Störung: Bayern-Star Kingsley Coman operiert

München - Bayerns Coach Julian Nagelsmann sprach am Freitagnachmittag auf der Pressekonferenz an der Säbener Straße von einer "fast vollen Hütte" und meinte damit nicht die Allianz Arena und deren Pandemie-bedingte Kapazitätsgrenze für das Heimspiel am Samstag gegen den VfL Bochum (erneut 25.000 Fans), sondern seinen Kader: Der Bayern-Trainer sagte, dass bei Corentin Tolisso "die Wade immer mal wieder zumacht" und daher kein Mannschaftstraining möglich sei.
Anschließend erwähnte Nagelsmann beinahe beiläufig, dass Kingsley Coman ebenfalls ausfällt. Aber nicht wegen der Wadenprobleme, die den Flügelspieler zuletzt immer mal wieder zu Pausen zwangen, sondern wegen einer Herz-OP aufgrund einer Herzrhythmusstörung. Was? Wie bitte?
Herz-OP bei Coman "mit überschaubarem Risiko"
Operiert wurde der 25-Jährige am Donnerstag im Deutschen Herzzentrum in der Lazarettstraße, der Spezialklinik an der Technischen Universität München (eines der deutschlandweit führenden Zentren für Herz- und Kreislauferkrankungen). Nicht akut und auch nicht wegen eines Herzfehlers oder einer dringenden Lungenproblematik. Es sei "ein Eingriff mit überschaubarem Risiko", gewesen, der über die Leiste vorgenommen wurde, so Nagelsmann.
Der Grund für die Operation: Coman klagte zuletzt hin und wieder, "dass er nicht immer so perfekt Luft bekomme", vor allem auf dem Platz unter hoher Belastung. Die plötzlichen Atemprobleme führten zu einem akuten Leistungsabfall.
Nach mehreren Untersuchungen entschloss man sich, ab Samstag ein Langzeit-EKG zu machen. Coman hatte ohnehin auf das Spiel in Leipzig (4:1) verzichten müssen, reiste jedoch am Montag mit zum Champions-League-Auswärtsspiel beim FC Barcelona (3:0) und kam auch am Ende noch knapp zehn Minuten zum Einsatz. Vor seiner zunächst früher geplanten Einwechslung im Camp Nou hatte er kurzfristig über Magenprobleme geklagt und die Toilette aufsuchen müssen. Über einen Zusammenhang mit den Herzrhythmusstörungen ist nichts bekannt.
Nagelsmann beruhigt nach Coman-OP: "Das ist nicht so krass"
Was bei Comans Langzeit-EKG erkannt wurde, führte Nagelsmann so aus: "Es kommt irgendwann mal zu einem leichten zusätzlichen Herzschlag. In dem Moment schlägt das Herz schneller, und du bist weniger leistungsfähig. Er hatte kurzzeitig teilweise einen Tick weniger Luft. Dabei handelt es sich um drei, vier Minuten." Bei der OP wurde daher einer der Stränge, die zum Herzen führen, verödet, um diesen Schlag zu verhindern. Ein Routine-Eingriff.
"Es klingt deutlich dramatischer, als es ist", erklärte Nagelsmann, der tatsächlich entspannt darüber referierte ("Ich hoffe, ich kann das alles aus medizinischer Sicht richtig wiedergeben") und befand: "Das ist nicht so krass. Das haben mehrere Menschen. Aber es ist ein Unterschied, ob meine größte Anstrengung ist, zum Kühlschrank zu gehen und mir ein Helles zu holen – oder ob ich Leistungssportler bin."
Nach Herz-OP: FC Bayern mehrere Spiele ohne Coman
Die zu erwartende Pause für Coman ist überschaubar, Nagelsmann sprach davon, dass der Franzose nicht länger als eineinhalb bis zwei Wochen ausfallen werde, bis er wieder ins Mannschaftstraining einsteigen könne. Heißt: Nach dem Bochum-Spiel muss er auch auf die Partie bei Aufsteiger Fürth am kommenden Freitag sowie das erste Heimspiel der Champions-League-Gruppenphase gegen Dynamo Kiew (29.9.) verzichten. Ein Comeback kurz vor der Länderspielpause gegen Eintracht Frankfurt (3. Oktober) ist möglich, aber eher unrealistisch.
"Ihm geht es sehr gut, er hat minimale Wundschmerzen", berichtete Nagelsmann, der mit Coman geschrieben habe. Am Dienstag soll der französische Nationalspieler, dessen Verletzungsakte seit dem Transfer 2015 von Juventus Turin ganze Schrankwände füllt (zig Bänderrisse und Kapselverletzungen) mit dem Cardiotraining beginnen. Der weitere Plan: "Wenn die Wundheilung vonstattengegangen ist, beginnt er wieder mit dem Aufbautraining", sprach Nagelsmann und nannte sich im Scherz "Doktor Schiwago". Kann also alles nicht so schlimm sein beim Patienten "King".