Heiße Saisonphase beginnt: Alles Ancelotti
Doha - Carlo Ancelotti hat sich in den fast 22 Jahren, in denen er nun schon Cheftrainer ist, einen Ruf erarbeitet, den jeder andere Coach gerne hätte. Ancelotti, 57, dieser gelassene Italiener, gilt als sogenannter Rückrundentrainer. Diese Gruppe der Fußballlehrer hat sich darauf spezialisiert, dass ihre Mannschaften in der Hinrunde einer jeden Saison gerade so viel investieren, dass sie sich alle Chancen wahren. Um dann in der Rückrunde mit voller Kraft die Trophäen zu gewinnen, wenn die anderen Teams erschöpft sind. Es gibt wohl keinen Trainer im Weltfußball, der diese Kunst so meisterhaft beherrscht wie Ancelotti.
Als der Coach des FC Bayern am Dienstagmittag im Presseraum des Mannschaftshotels in Doha sitzt und sein Fazit zieht nach acht intensiven Trainingstagen, spürt man, dass seine Zeit, die Rückrunde, in wenigen Tagen beginnt. „Unser Selbstvertrauen ist maximal“, sagt Ancelotti, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt. „Wir sind stärker als im Sommer“, erklärt der Trainer auf AZ-Nachfrage. Na klar, was sonst. Und weiter: „Wir haben drei wichtige Wettbewerbe und wollen bis zum Ende dabei sein.“
"Kennen uns jetzt besser"
Die Tage von Doha haben Trainer und Mannschaft in ihrem Glauben gestärkt, dass in dieser Saison der maximale Erfolg möglich ist. „Wir kennen uns jetzt besser“, erklärt Ancelotti seinen Optimismus, „wir arbeiten schon sechs Monate zusammen. Der zweite Part der Saison wird besser sein als der erste.“ Dabei ist der schon gar nicht schlecht verlaufen: Die Bayern führen die Bundesliga mit drei Punkten Vorsprung an, im Pokal stehen sie im Achtelfinale, nur in der Champions League wurde Platz eins verfehlt. Zur Strafe geht es gegen den starken FC Arsenal (15. Februar und 7. März).
Doch lange Zeit, das war ja das eigentliche Problem, hatte man das Gefühl, dass die Stars noch ein wenig mit der Philosophie Ancelottis fremdeln würden: Extremrotation, eine defensivere Ausrichtung, viel mehr Freiheiten auf dem Platz – es dauerte lange, ehe die Bayern aufhörten, eine Pep-Guardiola-Mannschaft zu sein. Inzwischen, das wurde spätestens in Doha klar, sind sie eine Ancelotti-Mannschaft.
FC Bayern in Doha: Hoeneß nach Blitzbesuch "glücklich"
„Wir trainieren sehr intensiv“, sagte David Alaba. „Das Training ist gut, wir sind sehr motiviert“, meinte auch Franck Ribéry. 90 Minuten dauerten die öffentlichen Einheiten meistens, Ancelotti legte einen klaren Schwerpunkt auf Kondition und Fitness, ließ seine Stars in der Sandgrube sprinten.
Die Stimmung im Team ist hervorragend
„Die Spieler sind jetzt in einer guten Verfassung“, sagt er: „Du spielst immer auch so, wie du trainierst.“ Einige Bayern-Profis wie Robert Lewandowski ließen durchblicken, dass Ancelottis Trainingssteuerung erfolgsversprechender sei als die von Guardiola. Und die Stimmung im Team? „Super“, sagte Ribéry. Das merkte man.
Negativ war vor allem die Verletzung Thiago. Der Mittelfeldstar fällt laut Ancelotti mindestens drei Wochen aus, verpasst wegen Oberschenkelproblemen den Bundesliga-Start in Freiburg am 20. Januar. Doch die Bayern sind optimistisch, den Spanier ersetzen zu können. Thomas Müller ist die erste Alternative. Und so steigt Ancelotti heute mit einer einzigen Sorge ins Flugzeug zurück nach München, Abflug ist um 10 Uhr deutscher Zeit. „Wir müssen aufpassen, dass keiner krank wird.“ Angesichts des Temperaturunterschieds von 25 Grad verständlich. Andere Probleme sieht der Trainer nicht. Für den FC Bayern sind das gute Nachrichten.