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Haue und Hughes: Die erste Heynckes-Ära beim FC Bayern startet mit einer Krise

Teil V der AZ-Serie zu den Krisenjahren beim FC Bayern: 1988 verpassen die Münchner unter Jupp Heynckes den Titel, HSV-Keeper Uli Stein schlägt Jürgen Wegmann ins Gesicht – und dann gehen auch noch Lothar Matthäus und Andreas Brehme.
Patrick Strasser |
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Düsterer Blick in die Zukunft: Manager Uli Hoeneß gewährt Jupp Heynckes ein "Übergangsjahr", der Coach selbst mag gar nicht hinschauen.
Düsterer Blick in die Zukunft: Manager Uli Hoeneß gewährt Jupp Heynckes ein "Übergangsjahr", der Coach selbst mag gar nicht hinschauen. © imago

München - Trainer Udo Lattek verabschiedet sich zum zweiten Mal aus München, wird in seiner zweiten, diesmal vierjährigen Ära seit 1983 drei Mal hintereinander Meister – ab 1985. Dazu kommen zwei Triumphe im DFB-Pokal (1984 und 1986).

Der ganz große Coup bleibt Lattek, dem beliebten Sprücheklopfer, allerdings verwehrt. Am 27. Mai 1987 setzt es trotz der 1:0-Führung durch Wiggerl Kögl – per Kopf – im Finale des Europapokals der Landesmeister in Wien eine 1:2-Niederlage gegen den FC Porto. "Wir hatten schon eine Hand am Pott", schimpft Dieter Hoeneß, der seine Karriere in jenem Sommer beendet. Lattek wird Sportdirektor beim 1. FC Köln – und damit bald zum großen Widersacher der Bayern.

Jupp Heynckes soll den Titel für den FC Bayern holen

Vorgeschichte/Ausgangslage: Auf die zehnte Meisterschaft der Vereinsgeschichte soll mit Lattek-Nachfolger Jupp Heynckes Nummer elf folgen. Der Mönchengladbacher, mit seiner Borussia noch ohne Titelgewinn, dekoriert sich zum Einstand mit einem Titelchen. Gegen den Hamburger SV schafft man im Supercup ein 2:1.

Der Aufreger in Frankfurt: HSV-Torwart Uli Stein verpasst dem doppelten Torschützen Jürgen Wegmann, als Hoeneß-Ersatz teuerster Neuzugang mit rund einer Million Mark Ablöse vom FC Schalke, einen Faustschlag ins Gesicht. Wegmann, Spitzname "Kobra", soll mit Roland Wohlfarth das neue Sturmduo bilden. Angreifer Reinhold Mathy verabschiedet sich nach Uerdingen.

Fieser Volltreffer: HSV-Keeper Uli Stein schlägt FC-Bayern-Stürmer Jürgen Wegmann mit der Faust ins Gesicht und sorgt damit für einen Skandal.
Fieser Volltreffer: HSV-Keeper Uli Stein schlägt FC-Bayern-Stürmer Jürgen Wegmann mit der Faust ins Gesicht und sorgt damit für einen Skandal. © imago

Als Lothar Matthäus erstmals aufblühte

Saisonverlauf/Titel-Ausbeute: Am zweiten Spieltag schießt Bayern den HSV (im Tor für Stein der völlig überforderte Mladen Pralija) mit 6:0 aus dem Olympiastadion, wird bereits als alter und neuer Meister gefeiert. Wegmann (2) und Wohlfarth treffen, auch Lothar Matthäus doppelt. Unter seinem Entdecker Heynckes blüht der Franke auf, erzielt als offensiver Mittelfeldspieler mit 17 die meisten Ligatore der Münchner. Doch Auswärtspleiten machen den guten Start kaputt.

Durch die Pleiten in Homburg, Gladbach (bei Heynckes' Ex-Klub!) und Köln (mit Udo Lattek als Strippenzieher auf der Tribüne!) rutscht man auf Rang fünf. Die Mannschaft ist zu instabil, kann sich lediglich im Europapokal der Landesmeister zusammenraufen und überwintert nach Erfolgen gegen ZSKA Sofia und Neuchâtel, das Viertelfinale ist erreicht. Im DFB-Pokal muss nach einem 2:2 nach Verlängerung am Mönchengladbacher Bökelberg ein Entscheidungsspiel in München über den Gewinner dieser hitzigen Zweitrunden-Begegnung entscheiden.

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Im DFB-Pokal läuft's für den FC Bayern, im Europacup eher nicht

Etwas mehr als zwei Wochen später zaubert Manager Uli Hoeneß den walisischen Stürmerstar Mark Hughes (erst Anfang November vom FC Barcelona ausgeliehen) aus dem Hut, der von einem Länderspiel in Prag per Learjet eingeflogen wird.

Mit Überraschungscoup Hughes gewinnt der FC Bayern gegen die Fohlen mit 3:2 nach Verlängerung, scheidet jedoch dann im März 1988 im Pokal-Viertelfinale mit 1:2 beim HSV aus. Eine Woche später folgt der bittere Europacup-K.o. bei Real Madrid.

Von Barça zum FC Bayern: Wales-Star Mark Hughes kommt auf Leihbasis von den Katalanen nach München, erzielt in 18 Spielen aber nur sechs Tore.
Von Barça zum FC Bayern: Wales-Star Mark Hughes kommt auf Leihbasis von den Katalanen nach München, erzielt in 18 Spielen aber nur sechs Tore. © imago

Im Rückspiel setzt es im Bernabeu-Stadion ein 0:2, doch das Viertelfinal-Duell verliert man bereits im Hinspiel, als es nicht gelingt, eine 3:0-Führung über die Zeit zu bringen - Endstand 3:2.

Offensiv hui, defensiv pfui – so die Devise in der Liga. Mal gelingt ein 8:1 gegen Schalke, dann verliert man auswärts hintereinander in Bremen, Hannover und Kaiserslautern. Der vierte Meistertitel in Folge ist unerreichbar, die Schale holt sich Konkurrent Werder Bremen.

Auf diese Saison folgte der große Umbruch beim FC Bayern

Lehren/Konsequenzen: Nach dem "Übergangsjahr", so Heynckes, das nach der Lattek-Ära zur titellosen Saison geriet, steht ein personeller Umbruch an. Matthäus und Andy Breme wechseln zu Inter Mailand, Publikumsliebling Jean-Marie Pfaff zurück in die belgische Heimat.

Mit Norbert Eder, Michael Rummenigge und Mark Hughes (Ende der Leihe) suchen sechs Nationalspieler das Weite. Vor allem die knapp zehn Millionen Mark Ablöse aus Mailand investiert Hoeneß in die Nürnberger Stefan Reuter und Roland Grahammer sowie Olaf Thon (Schalke) und den schwedischen Stürmer Johnny Ekström. Torwarttrainer Sepp Maier, im November 1988 eingestellt, formt Raimond Aumann zum starken Pfaff-Nachfolger. Der Umbruch gelingt, 1989 holt Heynckes seine erste Schale.

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  • Südstern7 am 03.07.2023 20:56 Uhr / Bewertung:

    "Lattek wird Sportdirektor beim 1. FC Köln – und damit bald zum großen Widersacher der Bayern."

    Der große Widersacher war Christoph Daum. Lattek fällt nur ein immer den selben Pullover zu den Spielen zu tragen, hält sich aber ansonsten mit Kommentaren zurück. Daum beschreibt in seinem Buch "Immer am Limit", dass Lattek als sein Vorgesetzter ihn zwar "machen ließ", ihn aber keineswegs zu den grenzwertigen Attacken auf Heynkes ermutigte. Udo hatte dann ja auch schnell genug von Köln und verdingte sich lieber bei der Springer-Presse als Kolumnist.

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