Hattrick in Hannover: Toni, Toni, Toni
Toni, Toni, Toni und drei Mal kurz am Ohr geschraubt. Luca Toni schafft in Hannover einen "waschechten" Hattrick. Da spricht Manager Uli Hoeneß bereits vom Titel.
HANNOVER Ottmar Hitzfeld hat in dieser, seiner letzten Saison als Bayern-Trainer schon einige neue Fachbegriffe kreiert. Kantige Stürmer heißen bei ihm „Wandspieler“, das altehrwürdige Quäntchen Glück nennt er „Schlachtenglück“. Am Sonntag, nach dem 3:0 in Hannover, hatte der Coach eine weitere Wortschöpfung parat. Hatte Luca Toni nicht eben einen lupenreinen Hattrick erzielt? Nicht mit Hitzfeld! Er taufte den Dreierpack einen „waschechten Hattrick“.
0:0 zur Pause, 3:0 am Ende. Drei Mal traf Luca Toni in Hannover, Liga-Saisontreffer 11, 12 und 13. Erst mit rechts per Volley- Schuss (58.), dann mit rechts per Flachschuss (64.), schließlich als Krönung per Kopfball-Heber (82.), die letzten beiden jeweils nach Vorlage von Bastian Schweinsteiger.
Drei Mal am Ohr geschraubt
Toni! Toni! Toni! Drei Mal getroffen, drei Punkte, drei Mal beim Jubeln am Ohr geschraubt. Ganze 25 Minuten brauchte er für sein Meisterstück. „Luca ist ein Wettkampfspieler, der sich im Spiel steigert“, lobte Hitzfeld und nannte ihn „ein Phänomen“. Die Begründung: „Wenn er gut drauf ist, ist er nicht zu stoppen. Er braucht wenig Chancen, um zu treffen, weil er den Killerinstinkt hat.“
Und diese extreme Lässigkeit vor dem Tor. Wie nach dem Spiel. Fragen zu seiner Person nutzt er wie eine Vorlage, um das Lob an die Mitspieler weiterzugeben. „Ich bin glücklich über die drei Tore, das ist auch ein Verdienst der Mannschaft. Bayern hat viel Geld für mich ausgegeben, mit Toren will ich etwas davon zurückzahlen.“
Ein Ego-Trip wäre unverzeihlich
Tore. Tore. Tore. Und immer an die Kollegen denken. Das kommt an. Denn einen Ego-Trip würden sie dem Italiener nicht verzeihen. „Luca konnte heute nur glänzen und drei Tore machen, weil wir gut für ihn gearbeitet haben“, sagte Kapitän Oliver Kahn, „es war ganz wichtig für sein Selbstvertrauen, dass er getroffen hat.“
Klar, Kahn dachte an den gedankenlos verballerten Elfmeter von Toni vor einer Woche im Topspiel gegen Bremen (1:1). Nun hat es der 30-Jährige wieder gut gemacht. Auf seine Art. „Luca ist eben Luca“, meinte Hoeneß, „er ist vor dem Tor supercool. Seine Ruhe ist phänomenal.“
Heimvorteil gegenüber Werder
Toni ist Bayerns Titelgarantie. „Wir sind sicher, dass wir am 17. Mai (dem Tag des letzten Bundesliga-Spiels gegen Hertha BSC, d.Red.) Meister sind“, kündigt Hoeneß an. „Heute war es wichtig, den Abstand vor den anderen zu halten.“ Bremen ist drei Punkte hinter Bayern, der HSV sechs. Und Hoeneß hat gegenüber Werder einen entscheidenden Vorteil ausgemacht: „Wir haben jetzt noch 14 Spiele, davon acht zu Hause, sechs auswärts – bei Werder ist es umgekehrt.“
Und wenn Toni Torschützenkönig wird (Hitzfeld: „Er hat das Zeug dazu“), ist den Bayern der Meistertitel ohnehin sicher. Auch ohne Schlachtenglück.
Patrick Strasser