Hat Ex-Bayer Pizarro die Münchner schon zum Meister gemacht?

München - Samstagabend, die Bayern zwischen Sofa, Dinner und Abendgestaltung. Nach getaner Arbeit, dem 3:1 gegen Hannover am Nachmittag. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht", so Trainer Niko Kovac.
Also: Was geht bei Dortmund? Die müssen in Bremen ran. Jenen Bremern, die den Münchnern im DFB-Pokalhalbfinale sehr aktiven Widerstand leisteten. Erst 2:0 vorne, dann rapp zapp 2:2. Schließlich erreichte Bayern durch einen geschenkten Elfer das Endspiel – 3:2. Werder hat sich davon nicht mehr erholt. Glaubt man.
Der BVB selbst zeigt sich im Weserstadion gut erholt von der 2:4-Derbyschmach gegen Schalke. Auch ohne den gesperrten Kapitän Marco Reus führen die Dortmunder in Bremen durch Christian Pulisic und Paco Alcácer zur Pause 2:0, spielen souverän – heißt: weiter nur zwei Punkte Vorsprung für die Bayern. Alles wie gehabt. Der ein oder andere in der Bayern-Familie wird den Fernseher ausgemacht haben, das Endergebnis wird schon per Push-Nachricht aufs Handy kommen.
Claudio Pizarro hilft seinem Ex-Klub
Dann klingelt's. Kevin Möhwald erzielt das 1:2 nach Bürki-Patzer. Vier Minuten später klingelt's wieder. Ding-Dong. Pizza-Service. Achtung, Bayern! Hier wird die Schale geliefert. Claudio Pizarro, der fitteste 40-Jährige dieses Planeten, mit dem 2:2. Der ewige Pizza, von 2001 bis 2007 sowie 2012 bis 2015 bei Bayern, macht seinen zweiten Herzensverein neben Werder (fast) zum Meister – nicht auszudenken. "Dieses Tor hat mir viel bedeutet, dieses Tor geht vor allem nach München. Ich denke, dass dort alle glücklich sind", sagte Pizarro, vor zwei Wochen bei Bremens Gastspiel in München von den Bayern-Fans gefeiert und von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge mit einem Job als Botschafter geködert.
Dortmund strauchelt, verliert am Ende fast noch das Spiel. Auf jeden Fall zwei Punkte gegenüber den Bayern. Und auch den Titel? "Einer gewinnt und der sitzt auf der Couch, das sind die Spieler des FC Bayern. Die freuen sich riesig, fühlen sich als Gewinner", sagt "Sky"-Experte Lothar Matthäus. BVB-Trainer Lucien Favre, der vor einer Woche nach der Derby-Pleite die Meisterschaft in der ersten Emotion abgehakt und abgeschrieben hatte, meinte nun trotzig: Wir sind keine Träumer. Wirklich überzeugt klang das nicht. Der Schweizer: "Wir müssen das letzte Spiel zu Hause unbedingt gewinnen und hoffen, dass Bayern strauchelt."
FC Bayern mit erstem Matchball in Leipzig
So viel zum Fahrplan der Spieltage 33 und 34 – Dortmund muss in der Tat am Samstag gegen Düsseldorf gewinnen, während die Bayern zeitgleich Matchball Nummer eins in Leipzig haben. Matchball Nummer zwei am 18. Mai zu Hause gegen Frankfurt, wenn die Dortmunder bei der anderen Borussia in Mönchengladbach antreten.
Noch ein Sieg und Bayern ist durch, dank der besseren Tordifferenz würden auch zwei Remis reichen. Nach zwischenzeitlich neun Punkten Rückstand im Dezember. Welch’ Aufholjagd! "Wir wollen nicht nur das Double holen, wir wollen die restlichen drei Spiele gewinnen, überzeugend auftreten und es einfach super positiv beenden", sagte Kapitän Thomas Müller. Denn: "Wir haben uns aus dem Loch im Herbst herausgezogen, dafür wollen wir uns jetzt auch belohnen."
1:0 gegen Bremen an Ostern, dann 1:1 in Nürnberg, nun das 3:1 gegen Hannover. Bayern ohne Glanz, aber demnächst mit Gloria: dem siebten Titel in Serie.
Einer ging zu hart mit dem Primus ins Gericht. "Bayern ist stark genug für das Double. Die Mannschaft braucht nur die richtige Einstellung. Sie hätten den Sack schon längst zumachen können, das ist aber nicht gelungen. Wenn ich die Spiele in der Champions League und der Europa League sehe, wie da gefightet wird, da meine ich manchmal, die Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft zu sehen", sagte Franz Beckenbauer.
Da möchte man dem 73-Jährigen mit allem Respekt zurufen: Ach, Franz!