Folgt Hansi Flick auf Tuchel beim FC Bayern? Wer im Verein einer Rückkehr nicht positiv gegenüberstehen soll

München - Der Tag nach einem Spiel hat beim FC Bayern bestimmte Abläufe. Einige Profis absolvieren ihre Regenerationseinheit im Leistungszentrum an der Säbener Straße, andere auf dem Platz. Ob auf dem Fahrrad-Ergometer wie Manuel Neuer oder in Fußballschuhen wie die Einwechsel- bzw. Ersatzspieler des Vorabends. Die meiste Arbeit verrichtet das Denksportzentrum von Chefcoach Thomas Tuchel: In dessen Kopfkino läuft: "Mein falscher Film".
Daten - und Faktenbasiert wird das Spiel beim VfL Bochum zerpflügt, das unterm Strich hervorbrachte: Bayern zwei Tore, der Abstiegskandidat drei. Und damit kassierte Tuchel im 44. Pflichtspiel bereits seine elfte Niederlage. Vorgänger Julian Nagelsmann hatte in 84 Partien zehn Mal verloren.
Deutsche Meisterschaft 2022/23 wohl der einzige Titel für Tuchel als Bayern-Coach
Nach Pleite Nummer zehn kam Ende März 2023 das überraschende Aus. Aber nur, weil in Tuchel ein Kandidat auf dem Silbertablett des Trainermarktes zu Verfügung stand, der euphorisch genug war, die noch bestehende Chance auf drei Titel in zwei Monaten zu ergreifen. Aber im Fußball bekommt man ja nichts geschenkt - außer von Borussia Dortmund die Meisterschale. Es dürfte, wenn kein Wunder geschieht, Tuchels einziger Titel in München bleiben.
Nach der dritten Pleite in neun Tagen macht der 50-Jährige den Eindruck, er sei schon so abgehärtet, dass ihn kaum noch etwas schocken kann im Kosmos FC Bayern. Weil Tuchel innerlich schon abgeschlossen hat mit diesem Job, der für ihn nach lediglich knapp elf Monaten im Amt immer mehr zum Albtraum-Engagement wird?

Vorläufige Jobgarantie für Thomas Tuchel beim FC Bayern
Unter der Rubrik erste titellose Saison seit 2011/12 käme Tuchel in die Geschichtsbücher des glorreichen Vereins. Was bleibt einem da außer - gespielter - Lässigkeit und fatalistischer Hoffnung? Seine Tage sind gezählt, das weiß er. Die nächsten Spiele (wann ist das wirklich letzte?) wie ein Abreißkalender.
"Ich halte nichts von diesen monströsen Trainer-Unterstützungsbekundungen", sagte Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen zum angeschlagenen Trainer und beteuerte, Tuchel sitze kommenden Samstag gegen RB Leipzig "selbstverständlich" auf der Bank. Trotz der Krise, in der Bayern erstmals seit Mai 2015 (damals stand die Meisterschaft unter Pep Guardiola bereits fest) drei Partien hintereinander verlor, darf Tuchel bleiben. Weil er bleiben muss?
Kehrt Hansi Flick zum FC Bayern zurück?
Tuchel scheint alternativlos. Obwohl sein Vertrag bis 2025 datiert ist, gilt er nur noch als ein Coach auf Abruf. Doch die Bosse um Dreesen und Präsident Herbert Hainer, der weiterhin den engsten Draht zum Tegernsee, zum mächtigen Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß pflegt, wollen an ihrem glücklosen Trainer festhalten. Sie hoffen weiter auf die Wende vor bzw. spätestens beim Achtelfinal-Rückspiel gegen Lazio Rom am 5. März. Nur keine erneute Kurzschlussreaktion.
Außerdem gibt es keinen adäquaten Plan B. Erstens, da keiner aus Tuchels Assistententeam infrage käme, sofort zu übernehmen - dafür sind sie zu loyal zu ihrem Chef. Hansi Flick, der Sieben-Titel-Coach der Jahre 2020/21, wäre frei und wohl im Verein trotz der Misstöne bei seiner Kündigung im Sommer 2021 vermittelbar. Verständlich, dass der ehemalige Bundestrainer bei einer Rettermission gerne einen längeren Vertrag als nur über drei Monate unterschreiben würde.
Hoeneß soll Flick-Rückkehr nicht uneingeschränkt positiv gegenüberstehen
Freundschaftsdienste dieser Art leistete nur Jupp Heynckes. Laut "Bild" soll Hoeneß einer Rückkehr von Flick nicht uneingeschränkt positiv gegenüberstehen. Leverkusens designierter Meistercoach Xabi Alonso, der angeblich auch bei seinem Ex-Verein FC Liverpool als Nachfolger von Jürgen Klopp auf dem Zettel steht, oder Sebastian Hoeneß, der den VfB Stuttgart wachgeküsst hat, müssten aus ihren Verträgen herausgekauft werden - und würden im Fall der Fälle erst zur neuen Saison einsteigen. Für eine Annäherung brauchen die Bosse Zeit. Plus eine gut ausgearbeitete Geheimdienst-Operation.
Tuchel gibt sich nonchalant. "Ich bin Trainer, fürchte mich vor nichts", betonte er in Bochum, "alles gut." Über das Verhältnis zu den Entscheidungsträgern sagte er: "Ich spüre die Unterstützung, kenne mein Verhältnis zu Jan und weiß, wie wir zusammenarbeiten. Dass es eine Trainerdiskussion gibt, ist das Geschäft. Kein Problem, das kenne ich."