Hand drauf! Der Friede von Fröttmaning
Obwohl Louis van Gaal auch gegen Dortmund Ribéry nicht durchspielen lässt, zeigen sich Trainer und Topstar versöhnt. Hinterher verkündet der Bayern-Coach: „Er war einverstanden mit mir“
MÜNCHEN Ivica Olic stand bereit, unten an der Mittellinie, bereit zur Einwechslung. Für ihn als Joker würde in dieser 72. Minute gleich eine grüne „11“, seine Rückennummer digital aufblitzen, empor gehoben vom vierten Schiedsrichter. Ein Gemurmel ging durch die Allianz Arena. Na, Louis van Gaal wird doch nicht... Nein, nicht wieder den Ribéry, eher den Robben, der kann doch auch mal vorzeitig raus, hat ja wie der Franzose auch schon sein Tor gemacht. 3:1 stand es gegen Borussia Dortmund – und ganz plötzlich stand um kurz vor 20 Uhr die kniffligste Situation für den gesamten FC Bayern an.
Ein Klick auf die Tafel und da war sie, die rote „7“ – und nun steigerte sich das Gemurmel zum Raunen. Wieder Ribéry! Wie am Mittwoch beim 6:2 im DFB-Pokal gegen Greuther Fürth wurde der 26-Jährige vorzeitig nach draußen beordert. Gegen den Zweitligisten soll es eine anderslautende Absprache gegeben haben, missmutig trabte Ribéry zur Bank und verweigerte dem beschwichtigend auf ihn zugehenden Trainer den Handschlag – samt einer theatralischen Geste.
Bevor es am Samstag möglicherweise zu eskalieren drohte, schalteten die Mitspieler schnell, es wurden akute Sofortmaßnahmen eingeleitet. Beinahe jeder ging ein paar Schritte auf Ribéry zu, klatschte ab, tätschelte ihn, sprach lobende Worte. Das besänftigte ihn, wie auch die Ovationen des Publikums. An der Linie machte van Gaal ein paar Schritte auf ihn zu – und Ribéry schlug ein. Hand drauf! Der französisch-holländische Friede von Fröttmaning. Ribéry nickte. Beide lachten. Samma wieda guad.
„Er war einverstanden mit mir“, meinte van Gaal hinterher, „alle wollen 90 Minuten spielen, auch Robben, aber ich entscheide, wer spielt.“ Ende der Durchsage. Und Ribéry hat mittlerweile verstanden. Ob er denn Angst gehabt habe, als er Ribéry rausbefehligte, wurde van Gaal von einem Reporter von „Liga total“ gefragt. Er blickte mürrisch drein und antwortete: „Warum ich Angst habe, was denken Sie?“ Als der Reporter erneut fragte, entgegnete van Gaal gereizt: „Macht das Spaß für Sie? Für mich nicht.“ Aber auch dieses Gespräch endete versöhnlich. Der Trainer hat sie eben alle im Griff momentan.
„Wir spielen drei Spiele in einer Woche“, erklärte van Gaal und rechtfertigte, warum er Ribéry wieder nicht durchspielen ließ bei seinem Startelf-Comeback in der Bundesliga nach über vier Monaten: „Ich kann das machen. Aber dann spielt er nicht gegen Florenz. Wir kommen immer näher an die 90 Minuten.“ Und Ribéry mehr und mehr in Form. Fünf Torschussvorlagen, zwei davon führten zu Treffern (er legte Robben das 2:1 und Gomez das 3:1 auf), dazu drei Beinschüsse und unzählige Tempo-Dribblings.
Der Franzose ist bald wieder ganz der Alte. Die „L’Equipe“ schrieb „Ribéry avait du gaz“, er hat wieder die Power.
Patrick Strasser