Hamster-Plan und Stammelf: Das sind die neuen Kovac-Bayern
Bayerns Trainer Niko Kovac setzt ab sofort auf eine fixe erste Elf. "Die Rotation wird stattfinden, aber nur, wenn jemand verletzt ist", sagt er - und peilt in den letzten vier Liga-Spielen des Jahres die Maximalausbeute an.
München - Niko Kovac ist ein Kopfmensch. Ein nachdenklicher Typ, der gerne mal ins Philosophische driftet. Die Kostprobe vom Freitag: "Ein Mensch – wenn er willig ist – lernt, bis er stirbt." Er will jeden Tag dazulernen, sagt der 47-Jährige. Nichts einfacher als das in der Lebensschule Säbener Straße.
Seine Schulzeit hatte er als Spieler, von 2001 bis 2003. Nun unterrichtet Kovac. Vor ein paar Wochen hat er den Lehrplan geändert, seine Schüler kamen mit dem Stoff nicht zurecht. Einige wurden aufmüpfig, mussten zum Rapport bei den Schuldirektoren, Verweise blieben jedoch aus.
Bayern-Spieler nun anders aufgestellt
Für ihre Prüfungen sind die Bayern nun anders aufgestellt. "Wir mussten etwas verändern", erklärte der Fußball-Lehrer. Die - nun ja - teils schwer erziehbaren Herren fühlen sich nun besser, funktionieren dank der Doppel-Sechs mit Joshua Kimmich und Leon Goretzka.
Das Umschaltspiel nach hinten sieht besser aus, die Stabilität ist gewachsen, die Außenverteidiger Rafinha und David Alaba können offensiver agieren.
So sieht das neue Gerüst des FC Bayern aus
"Wir werden das beibehalten", erklärte Kovac, "die letzten Spiele haben wir das defensiv und offensiv sehr gut gemacht." Kovacs Autorität wurde durch die Direktoren Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge gestärkt, nun kann er einen anderen Ton anschlagen: „Wir sind in der Ansprache der Mannschaft gegenüber in einigen Punkten deutlicher geworden.“ Und härter.
Die Rotation, das Spielerseelenbefriedungsprogramm, hat Kovac abgeschafft. "Die Rotation wird stattfinden, aber nur, wenn jemand verletzt ist", sagte der Trainer, der nun auf eine fixe erste Elf setzt. "Für die, die hintendran sind, ist das natürlich keine schöne Situation. Die Spieler - egal, wer es ist - müssen dranbleiben und dann ihre Chance nutzen. Aber so ist das Geschäft."
Dumm gelaufen für die Krisenverlierer Javi Martínez und Mats Hummels. "Die Mannschaft hat es gut gemacht gegen Bremen und Benfica. Mats war auch krank. Ich werde da nicht wechseln." Kovac plötzlich knallhart und klar in seiner Ansage - weil er eben nie auslernt.
Operation alle Zwölfe
Gegen Nürnberg startet am Samstag die Elf vom 2:1 in Bremen. Ob es Arjen Robben (Oberschenkelprobleme) in den Kader und dann auf die Ersatzbank schafft, wird sich zeigen.
Mit dem Heimspiel gegen den Club beginnt die vorweihnachtliche Punkte-Hatz. Man will einsacken, keine Geschenke mehr verteilen. In Hannover (15.12.), gegen Leipzig (19.12.) und in Frankfurt (22.12.) sollen gnadenbringende Dreier her. Kovac: "Wir müssen kämpfen und hamstern, damit wir bis Weihnachten am besten alle Punkte einfahren."
Operation alle Zwölfe. Erfolge gegen die direkten Konkurrenten um einen Champions-League-Platz, RB und die Eintracht, wären besonders wichtig, sonst droht nicht nur Kovac ein rohes Fest. Von einer größeren Shopping-Tour im Januar hält der Bayern-Trainer nichts. "Die Klubs, die im Winter was machen müssen, haben ein großes Problem, weil der Markt nicht so groß ist", also gingen die Preise ins "Astronomische", sagte Kovac. Man werde den Markt beobachten und "nichts machen".
Kovac sprach von "Ergebniskrise"
Er zwinkerte und schob ein: "Stand jetz" (das Copyright hält er höchstselbst). Der Mann wirkt gelöster, aufgeräumter. So eine überstandene Krise bei Bayern zählt am Ende der Karriere womöglich mehr als ein Pokalsieg mit seinem vorherigen Verein Eintracht Frankfurt.
Kovac sprach von einer "Ergebniskrise" und räumte ein: "Ich wäre dumm, wenn ich daraus nichts mitnehmen würde. Erfahrungen kann man nicht kaufen. In jedem Schlechten gibt es etwas Gutes." Auf die Zeit seit seinem Amtsantritt Anfang Juli rückblickend sagte Kovac: "Diese fünf Monate hier waren sehr, sehr, sehr lehrreich."
Er hat Erfahrungen gehamstert, es war ein ziemlich kompaktes Führungskräfteseminar.
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