Hamburger Spar-Verein: Van Bommel zu teuer

HSV-Trainer Martin Jol will den Bayern-Kapitän unbedingt verpflichten, doch seine Bosse blocken ab. Denen ist der Holländer zu alt, zudem würde der 31-Jährige das Gehaltsgefüge sprengen.
von  Abendzeitung
Bekam von Trainer Jürgen Klinsmann (l.) in Sachen Vertragsverlängerung noch Bedenkzeit: Mark van Bommel.
Bekam von Trainer Jürgen Klinsmann (l.) in Sachen Vertragsverlängerung noch Bedenkzeit: Mark van Bommel. © dpa

HAMBURG - HSV-Trainer Martin Jol will den Bayern-Kapitän unbedingt verpflichten, doch seine Bosse blocken ab. Denen ist der Holländer zu alt, zudem würde der 31-Jährige das Gehaltsgefüge sprengen.

Wenn Martin Jol in diesen Tagen mit dem Vorstand über Neueinkäufe diskutiert, kennen Vereinschef Bernd Hoffmann und Sportdirektor Didi Beiersdorfer den Kandidaten-Vorschlag ihres Trainers schon zur Genüge. „Wir sollten“, brummt Jol gern, „wirklich den Mark van Bommel holen.“ Der sei ein echter Kerl. Ein Leader.

Dabei kämpft der holländische Trainer in dieser Personalfrage auf verlorenem Posten. Denn für den Vorstand ist van Bommel ungefähr so attraktiv wie ein David Beckham für Uli Hoeneß. Nein, van Bommel passe einfach nicht zum neuen HSV. Zu alt, zu wenig entwicklungsfähig. Und außerdem würde er mit einer geschätzten Netto-Gage von über drei Millionen Euro im Jahr das Gehaltsgefüge des HSV zerstören. Bei Bayern kriegt der derzeitige Kapitän noch Bedenkzeit, ob er dem neuen Vertragsangebot (bis 2010) zustimmt. Trainer Jürgen Klinsmann: „Wenn er noch ein, zwei Wochen braucht, ist das kein Problem.“

Beim HSV köchelt angesichts des Erfolges – die Hamburger rangieren schließlich nur zwei Punkte hinter dem heutigen Gegner FC Bayern (20.30 Uhr, ARD live), sind nach dem 3:1 über die Löwen im Pokal-Viertelfinale, zudem im Uefa-Cup weiter – der Konflikt um van Bommel zwar noch auf vergleichsweise kleiner Flamme. Dennoch sind erste Spuren unübersehbar. Vor allem bei Jol. Der galt in der Hansestadt bislang als Gute-Laune-Bär. Freundlich, zuvorkommend, jovial. Auch bei den Journalisten gibt er sich eher leutselig, bietet altgedienten Reportern („Du bist doch älter als ich“) sogar das „Du“ an. Und via „Hamburger Abendblatt“ setzte er sogar ein besonders schönes Exemplar aus seiner Gemäldesammlung mit über 300 Bildern für eine Wette („Ich hole den DFB-Pokal“) ein.

Doch in den vergangenen Tagen war Jol eher mürrisch. Die Verärgerung über den Transferkurs ist ihm deutlich anzumerken. Mit de Jong verkauften die HSV-Bosse eine der Korsettstangen seines Teams nach Manchester City – zugegeben ein gutes Geschäft angesichts der sagenhaften Ablöse von 18,7 Millionen Euro. Zudem erlag Ivica Olic, dreifacher Torschütze gegen die Löwen, dem Euro-Lockruf der Bayern. Im Sommer wird der Kroate an die Isar wechseln. Der HSV war nicht bereit, seine Gehaltsofferte nochmals aufzustocken. „Auch ein Ivica Olic ist es nicht wert, dass wir unverhältnismäßige Risiken eingehen“, beschied Vereinschef Hoffmann kühl. Auch Jol war damit einverstanden. Sein Credo: „Wir müssen einen Schritt zurückgehen, um dann wieder drei Schritte vorzurücken.“

Inzwischen sieht der Holländer diese Arithmetik indes massiv gefährdet. Denn statt der erhofften Verpflichtung des Bayern-Stürmer Lukas Podolski, der sich am Ende doch für Köln entschied, beglücken den Holländer jetzt Profis namens Marcel Ndjeng (aussortiert in Gladbach) und Tomas Rincon aus Venezuela. Beide auf Leihbasis, beide aus der Kategorie Ergänzungsspieler. Und zumindest auf dem Blick eher unpassend für die Drei-Schritt-vor-Strategie. Die soll auch erst im Sommer weiter fortgesetzt werden. Dann, so hofft der kaufmännische denkende Vorstand, werde schon die Finanzkrise für ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis auf dem Transfermarkt sorgen.

Erlebt der HSV heute gegen die Bayern eine Niederlage nach dem Stuttgarter Pokal-Modell, könnten sich die kleinen Zündeleien in der Hansestadt schnell zu einem Brand ausweiten. Und auch ein Gemütsmensch wie Jol könnte dann die Contenance ganz verlieren.

Paul Willke

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