Hässlich auf Titelkurs! So wird Bayern Meister!

Nach vielen torreichen Spektakeln in dieser Saison war das 1:0 gegen den Karlsruher SC ein unattraktiver Pflichtsieg. Doch wer solche Spiele gewinnt, meint Manager Uli Hoeneß, der werde am Ende auch Meister.
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Südamerikanische Freude im Münchner Norden. Martin Demichelis und Lucio beglückwünschen Torschütze Jose Ernesto Sosa (v.l.)
sampics/Augenklick Südamerikanische Freude im Münchner Norden. Martin Demichelis und Lucio beglückwünschen Torschütze Jose Ernesto Sosa (v.l.)

MÜNCHEN - Nach vielen torreichen Spektakeln in dieser Saison war das 1:0 gegen den Karlsruher SC ein unattraktiver Pflichtsieg. Doch wer solche Spiele gewinnt, meint Manager Uli Hoeneß, der werde am Ende auch Meister.

Richtig gute Stimmung kam nur dreimal auf am Samstag Nachmittag in der Allianz Arena: Als José Sosa das entscheidende 1:0 schoss gegen den KSC – und als die beiden Stuttgarter Treffer gegen Liga-Primus Hertha gemeldet wurden via Großbild-Leinwand. Am Ende pfiffen die 69 000 auf ihre Bayern. Trotz Sieg, obwohl sie den Berlinern bis auf einen Punkt auf den Pelz gerückt waren. „Ich verstehe die Pfiffe“, gab sogar Manager Uli Hoeneß zu, „aber wir haben keinen Anspruch mehr, schön zu spielen, nur noch erfolgreich.“ Winning ugly, hässlich auf Titelkurs. Frei nach Brad Gilbert, dem abgezocktesten aller Tennis-Trainer.

Wenn man Meister werden will, muss man solche Spiele gewinnen“, sagte Hoeneß. „Wir müssen uns dafür nicht entschuldigen, wir können uns auch mal so einen Sieg leisten“, meinte Cheftrainer Jürgen Klinsmann. „Das Allerwichtigste waren heute die drei Punkte. Wir haben diesmal so gewonnen, wie Hertha sieben, acht Mal. Das darf sich die Mannschaft auch mal erlauben.“ Fanden die Fans nicht. Weil die „zweite Halbzeit katastrophal war“, wie Torwart Michael Rensing bekannte. „Wir haben brutal nachgelassen, den KSC in unserem Stadion spielen lassen.“

Und schließlich noch Dusel gehabt, dass das Tabellenschlusslicht in der Nachspielzeit nicht noch das 1:1 schaffte. Als Rensing, der vorher mit zwei Klasseparaden geglänzt hatte, nach einer Ecke am Ball vorbeiflog, Zé Roberto per Kopf auf der Linie den ersten Zu-Null-Heimsieg der Saison rettete. „Zé ist ja unser Kopfballspezialist“, witzelte Klinsmann. Es klang leicht gequält.

Was gut zu den Bemühungen seiner Aktiven passte. Ursachenforschung: „Vielleicht waren bei den Spielern die Köpfe zu voll“, mutmaßte Klinsmann. Wegen der Aufgaben der Nationalspieler in der WM-Qualifikation in den kommenden zehn Tagen, wegen des Highlights im Champions-League-Viertelfinale gehen den FC Barcelona (8. und 14. April). „Zu viele Fehler im Aufbauspiel“ hätten sich seine Asse geleistet, bemängelte der Coach. Nachdem Schweinsteiger, Demichelis, Lucio, Zé und Lell mit vergebenen Chancen versäumt hätten, „in der ersten Halbzeit den Deckel zuzumachen, sei „bei der Mannschaft der Spielfluss verlorengegangen“, urteilte Klinsmann.

Und bei ihm selbst der Mut zum Risiko. Statt Offensivkraft Sosa wechselte er nach 72 Minuten Defensiv-Spezialist Ottl ein. Bei 1:0 gegen den Letzten! Warum nicht Talent Thomas Müller, der in der Champions League gegen Sporting Lissabon als Joker frech auftrumpfte, ein Tor vorbereitete, eins schoss beim 7:1, eine Chance geben? Als Daniel van Buyten in der Endphase (83.) Lukas Podolski (Klinsmann: „Er hat sich als Einzelkämpfer abgerackert.“) ablöste, hatten die Bayern gar keinen gelernten Stürmer mehr auf dem Platz. „Es zählte nur noch, die drei Punkte einzusacken“, so Kapitän Mark van Bommel. Als das geschafft war, gab sich Klinsmann gleich wieder mutiger. „Wir sind nun einen Punkt dran an Hertha, wir erhöhen den Druck.“ Sie werden auch das Leistungs-Niveau erhöhen müssen. Im nächsten Liga-Spiel (4. April) nach der Länderspielpause kommt’s zum Showdown mit den punktgleichen Wolfsburgern, dem Team von Ex-Trainer Felix Magath. „Das wird ein kleines Endspiel“, sagt Klinsmann. Auch Hoeneß hält die Partie bei den „Wölfen“ für „vorentscheidend“ im Titelrennen. Erstmals in der Saison könnte Bayern an die Liga-Spitze klettern. Mit einem Sieg. Auch wenn der noch so ugly ist.

Franz Meier

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