"Habe gedacht, das wäre ein Selbstläufer": Welche Personalie Hoeneß beim FC Bayern bereut

München - Die Bayern-Führung um Ehrenpräsident und Aufsichtsrat Uli Hoeneß (71) ist froh, dass nun endlich mal Ruhe herrscht. Nachvollziehbar - denn es war ja auch einiges los in dieser Transferperiode mit prominenten Abgängen, dem spektakulären Harry-Kane-Deal und einem chaotischen 1. September.
Am letzten Tag des Wechselfensters scheiterte die Verpflichtung des Wunsch-Sechsers João Palhinha (28) vom FC Fulham auf der Zielgeraden. Auch deshalb, weil man sich intern bei Bayern lange, zu lange, uneinig darüber war, ob man wirklich Verstärkung auf dieser Position brauchen würde.
Hoeneß stellt das Wort "Transfer" beim FC Bayern unter Strafe – doch Tuchel drängt weiter
Hoeneß hat daher die Verwendung des Wortes "Transfer" nun "bis zum 1. Dezember unter Strafe gestellt", wie er der "SZ" mit einem Schmunzeln sagte. Spätestens dann dürfte das Palhinha-Thema wieder heiß werden. Denn anders als Hoeneß ist der Münchner Trainer Thomas Tuchel (50) davon überzeugt, dass ein defensiv denkender Sechser ("holding six") dringend benötigt wird.
Nach dem Ende der Transferperiode erklärte Tuchel öffentlich, dass der Kader generell "etwas dünn besetzt" sei. Das soll bei den Bossen nicht allzu gut angekommen sein. Vorstandschef Jan-Christian Dreesen (56) sagte dazu: "Ich finde nach wie vor, dass unser Kader erstklassig besetzt ist. Ich sehe überhaupt keinen Grund, nicht zuversichtlich in die Saison zu gehen." Tuchel müsse, so Dreesen, nun einfach "kreativ werden, das ist sein Job."
Uli Hoeneß lobt: Der FC Bayern hat mit Thomas Tuchel einen "sehr guten Trainer"
Droht Zoff bei Bayern? Hoeneß verneint. Die Berichterstattung darüber sei "nur eine Masche, um uns auseinander zu dividieren", sagte er der "Sport Bild". Man könne doch ruhig mal unterschiedlicher Meinung sein. "Das war früher auch immer wieder der Fall. Das hat aber noch nie bedeutet, dass wir dann aufhören, miteinander zu reden oder uns gegenseitig wertzuschätzen", betonte Hoeneß.
Grundsätzlich sei alles in Ordnung mit Tuchel, ergänzte der Bayern-Macher: "Jetzt haben wir mit Thomas Tuchel einen sehr seriösen, sehr guten Trainer. Mit ihm wollen wir die nächsten paar Jahre die Dinge zusammen gestalten. Wir haben von Anfang an gut zusammengearbeitet. Das hat sich jetzt in den letzten Wochen bewährt."
Hoeneß will auch weiter "für den FC Bayern einstehen" – auch Rummenigge mischt mit
Hoeneß gehörte zuletzt dem siebenköpfigen Transfergremium an, das es künftig nicht mehr geben wird. Trotzdem will er sich weiter aktiv in Klubbelange einmischen. Er sei "immer gerne bereit, mich aus dem Fenster zu lehnen und für den FC Bayern einzustehen", sagte Hoeneß, "das bin ich auch jetzt jederzeit, wenn uns der eine oder andere zu sehr ärgert oder heiße Luft verbreitet. Das habe ich mir fest vorgenommen". Auch Ex-Boss Karl-Heinz Rummenigge (67), wie Hoeneß im Aufsichtsrat vertreten, gestaltete in den vergangenen Wochen das Tagesgeschäft verstärkt mit.
Deshalb halte er "die Wahrscheinlichkeit, dass alles aus dem Ruder läuft, für ausgeschlossen. Wir ziehen alle an einem Strang, alles zum Wohle des Vereins", sagte Hoeneß. Eine Fehleinschätzung sei aber gewesen, "dass ehemalige Bayern-Spieler oder Spieler aus der Bundesliga die Nachfolge von Rummenigge und mir antreten könnten. Ich habe gedacht, das wäre ein Selbstläufer – doch ist es eben nicht. Diese Aussage kann ich nicht mehr aufrechterhalten."