Gutendorf: "Guardiola hat Scheiße gebaut!"
Berlin - Rudi Gutendorf hat wohl so ziemlich alles erlebt, was es im Fußball zu erleben gibt. Samoa, Mauritius, Fidschi lauten nur einige der 55 Trainerstationen des mittlerweile 87-Jährigen. Aus Chile musste der gebürtige Koblenzer nach dem Militärputsch fliehen, in Ruanda diskutierte er mit Spielern der verfeindeten Volksgruppen Hutu und Tutsi am Lagerfeuer – doch auch ein Engagement in der deutschen Bundesliga kann Gutendorf selbst nach mehr als 35 Jahren nicht vergessen. Seinen Job beim Hamburger SV.
„Ich würde keine Träne weinen, wenn der HSV absteigt. Das ist eine Wunde, die bis heute nicht verheilt ist“, sagte Gutendorf und machte vor allem Felix Magath für seine Entlassung 1977 verantwortlich: „Das war der Rädelsführer. Die haben mich betrogen und gegen mich gespielt. Und die Scheißkerle von oben, die haben es zugelassen, dass man mich rausgeschmissen hat. Ohne jeden Grund.“ Es war ein Moment voller schlechter Erinnerungen, doch die waren am Montagabend in Berlin eigentlich fehl am Platz. Schließlich wurde Gutendorf, auf den der Begriff Weltenbummler wie vielleicht auf keinen anderen passt, mit einem Sonderpreis der Initiative Deutscher Fußball Botschafter geehrt. Doch auch der FC Bayern blieb von Gutendorfs Kritik nicht verschont: Wie die Bayern sich in den beiden Spielen gegen Real Madrid verkauft hätten, sei „erbärmlich“ gewesen, fand er. Das 0:4 im Rückspiel eine „Katastrophenklatsche“. Der Schuldige? Für Gutendorf ganz klar: Pep Guardiola.
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„Der Trainer hat ganz große Scheiße gebaut, dass er ständig ausgewechselt hat. Man kann doch eine Mannschaft nicht ständig auseinander reißen, sagt Gutendorf: „Was wäre ich froh gewesen, wenn Jupp Heynckes noch eine Saison drangehängt hätte. Der hätte das nochmal wiederholt.“ Monika Staab, derzeit Trainerin der Frauen-Nationalmannschaft von Katar, erhielt bei der Veranstaltung den Hauptpreis. Den Publikumspreis bekam Nationalspieler André Schürrle, der für den FC Chelsea spielt.
„Sie sind Botschafter mit Kopf und mit zwei geschickten Füßen“, sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier beim Festakt in seinem Ministerium. Und erinnerte auch an den Startschuss von Gutendorfs „Welttournee“. Mit den Worten „Machen Se et jut. Sonst nehmen die einen Trainer aus der Sowjetzone“, schickte der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer 1961 Gutendorf zu seinem ersten Auslandseinsatz nach Tunesien.
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Und Gutendorfs Weltreise begann. Mit 55 Stationen auf fünf Kontinenten steht er im Guinness-Buch der Rekorde. In seiner Wohnung in Koblenz hängt eine riesige Karte – „Die Welt des Rudi Gutendorf“ steht darüber. Alle seine Stationen sind eingefärbt: Egal ob Samoa, Ruanda oder Fidschi, Japan, Australien oder Peru.