Gut gebrüllt, Gomez!

MÜNCHEN Schön war er ja nicht, dieser Hoeneß-Satz. Mario Gomez sei ein guter Stürmer, aber kein sehr guter Stürmer, hatte der Bayern-Präsident mit Blick auf das verlorene Champions-League-Finale gesagt. Aus der Bahn geworfen habe ihn das nicht, sagt der Gerüffelte: „Das ist doch nichts Verwerfliches.” Er habe ein „sehr gutes Gespräch" mit Hoeneß gehabt: „Ich habe seine Message verstanden."
Mario Gomez ist wieder da. Nach 101 Tagen Verletzungspause traf der Torjäger vier Mal beim 6:0-„Freizeitkick" (Gomez) gegen den Landesligisten Markt Schwaben. Bezeichnend, dass bei seinem Handelfmeter der Spielball platzte, so vehement hatte Gomez die Kugel getreten. Ähnlich entschlossen trat er nun auch in der ersten Presserunde seit vielen Monaten auf: „Es wird immer so getan, als ob ich nicht mit Konkurrenzkampf umgehen könnte. Dabei ist das nicht anders als in den letzten acht Jahren. Als ich zu Bayern kam, waren da Luca Toni, Ivica Olic und Thomas Müller. In der Nationalelf gibt es Miroslav Klose. Ich konkurriere seit Jahren mit sehr guten Stürmern und habe mich immer durchgesetzt. Ich werde mich auch dieses Mal wieder durchsetzen. Und ich werde wieder treffen, wie ich will." Gut gebrüllt, Gomez!
Derweil treffen auch die Konkurrenten wie sie wollen. Mario Mandzukic ist mit acht Toren in zehn Ligaspielen der derzeit beste Torjäger der Bundesliga, Claudio Pizarro, der sich per Dreierpack eindrucksvoll zurückmeldet, zählt sowieso zu den Publikumslieblingen. Anders als Gomez. Er weiß um sein Image: „Die Leute sollen weiter über mich diskutieren. Ich bin anscheinend ein Spieler, der polarisiert. Das ist mein Los, das ich gezogen habe", sagt Gomez und schiebt trotzig hinterher: „Meine Antwort war immer, dass ich gespielt und getroffen habe. Das wird auch in Zukunft so sein." Jeder Satz eine Kampfansage.
Gomez weiß, dass er nun mehr um seinen Stammplatz kämpfen muss als im Vorjahr, als die Konkurrenz aus dem Zweitliga-Torschützenkönig Nils Petersen und dem lange verletzten Ivica Olic bestand. Mandzukic und Pizarro sind andere Kaliber: „Die sind auch top", sagt Gomez. Für den Verein und auch für Coach Jupp Heynckes sei es doch „eine super Situation", dass er jetzt wieder an Bord ist. „Alle drei Stürmer haben die Qualität zu spielen. Aber am Ende habe ich trotzdem immer gespielt."
Gomez hatte in der langen Pause viel Zeit, sich eben diese Worte zurecht zu legen. Noch nie hatte er so lange pausieren müssen. „Es war die erste Operation in meinem Leben", erzählt Gomez, der nach dem unerwartet komplizierten Heilungsprozess aber nie an Rücktritt gedacht habe: „Solange mich meine Füße tragen, werde ich kicken." Und noch ein Satz in eigener Sache: „Ich werde mich so in die Spur bringen, dass ich wieder wichtig für die Mannschaft bin."
Am liebsten würde er schon am Samstag im Derby beim 1. FC Nürnberg losstürmen. Das operierte Sprunggelenk mache keine Probleme, so Gomez, einem Kurzeinsatz stehe von seiner Seite aus nichts im Wege. Schließlich hatte Heynckes ja versprochen, Gomez werde sich „sicher nicht hinten anstellen" müssen, wenn er wieder da sei. Und so wie Mario Gomez klingt, scheint er dafür auch keinen Grund zu sehen.