Günter Netzer geht Klinsmann scharf an

Günter Netzer spart nicht mit Kritik am Bayern-Trainer: Klinsmann überschätze sich selbst, er habe «nichts von dem erfüllt, was ihm als Ruf vorausgeeilt war». Der Gescholtene lässt das nicht auf sich sitzen.
Zwar hat die Mannschaft des FC Bayern München nach seinem peinlichen 0:4 gegen Barcelona die Schmach durch ein 4:0 in der Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt wieder ein wenig ausgeglichen und ihrem Trainer vorerst den Job gerettet. Dennoch ging «Bild am Sonntag»-Kolumnist Günter Netzer mit diesem hart ins Gericht: «Jürgen Klinsmann ist bei Bayern gescheitert», schrieb der ehemalige Fußball-Nationalspieler.
Netzer warf dem Coach des deutschen Rekordmeisters «Arroganz und Selbstüberschätzung» vor und kam zu der Schlussfolgerung: «Bayern und Klinsmann - es ist ein einziger Irrtum.» Der frühere Bundestrainer habe «nichts von dem erfüllt, was ihm als Ruf vorausgeeilt war». Das 0:4 im Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League am vergangenen Mittwoch «spricht für sich - und gegen Klinsmann. Seine Mannschaft hat sich verselbstständigt, er hat die Mannschaft verloren», schrieb Netzer in seiner Kolumne.
Klinsmann wies die Kritik am Sonntag im Deutschen Sportfernsehen (DSF) zurück. Netzer schreibe über Dinge, die er gar nicht beurteilen könne, sagte der Bayern-Trainer: «Bevor er solche Dinge schreibt, soll er nach München kommen und mal unser Training anschauen.» Klinsmann sprach davon, es seien Dinge verfälscht worden und «medial in die falsche Richtung gesteuert worden. Wenn man uns beurteilen will, dann lade ich alle ein. Wir zeigen dann, welche Arbeit wir hier leisten.»
Nach der Demontage der Münchener in Barcelona war der Druck auf Klinsmann noch größer geworden. Damit droht die Ära des 44-Jährigen beim FC Bayern nach nicht einmal zehn Monaten unrühmlich zu Ende zu gehen. Einen Rücktritt schloss der Coach nach dem Debakel in Spanien allerdings aus. Auch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hält noch zum Trainer und erklärte, man solle «rational» bleiben und keine «spontanen, unsinnigen Entscheidungen» treffen.
Klinsmann räumte ein, dass sich er und die Mannschaft in einem «schwierigen Moment» befinden, «aber ich halte den Kopf dafür hin.» Von Amtsmüdigkeit oder Resignation ist bei Klinsmann nichts zu spüren, stattdessen präsentierte er sich weiterhin kämpferisch. «Wenn wir die nötigen Punkte holen, dann werden wir deutscher Meister», sagte Klinsmann. Über seine Zukunft mache er sich keine Sorgen, fügte er an: «Ich bin voll davon überzeugt, dass ich auch im nächsten Jahr Trainer des FC Bayern bin.» (dpa/nz)