Guardiolas schmaler Grat: Wie die Chuzpe flugs zur Hybris wird
Welch eine Chuzpe dieser Mann hat. Wäre es gut gegangen, das Spiel mit der C-Elf, hätte er tatsächlich Pierre Emile Højbjerg zum Champions-League-Kandidaten gemacht und Ylli Sallahi zur Liga-Entdeckung, es wäre als weiterer Beleg gewertet worden, dass Pep übers Wasser wandern kann. So aber kamen die Bayern-Fans in Argumentationsnot – und die erklärten Gegner endlich zu Munition: Unsportlich! Arrogant! Wettbewerbsverzerrung!
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So weit, so vorhersehbar. Spannender ist die Frage, ob Guardioala dieses Experiment nun als einmaligen Betriebsunfall versteht oder ob es nicht eher Bestandteil einer Philosophie ist, die sich in Spanien längst etabliert hat, hierzulande aber noch für Entrüstung sorgt. Die Liga nur noch als Beiwerk zu betrachten, alles auf die Champions League auszurichten – wer sich’s leisten kann... handelt sogar fahrlässig, wenn er beim täglichen Pizza- und Hamburger-Einwerfen (ein Guardiola-Vergleich) Gefahr liefe, dass sich die Stars noch vorm Festmenü den Magen verderben.
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Der übermächtige FC Bayern braucht die Alltagskost nicht mehr, die Pflichtaufgabe scheint ihm sogar lästig. Dass das nicht jedem schmeckt, sich mancher brüskiert, ja vorgeführt vorkommt, vor allem auch durch höhnisch wirkende Selfies von Götze, Alaba, Müller auf der Ersatzbank, wird dabei in Kauf genommen. Zu polarisieren entspricht dem Selbstverständnis des FC Bayern. Insofern: hat Pep konsequent gehandelt.
Und dass so aus der Chuzpe flugs eine Hybris wird? Ein schmaler Grat ist das, auf dem Guardiola da lustwandelt. Sie können’s sich ja erlauben.
