Guardiolas Pexperiment: Wie Pep mit Neuer plant
München - Es war die Überraschung schlechthin. Wieder hatte sich Pep Guardiola etwas einfallen lassen, mit dem er den gegnerischen Coach verwirrte. Gegen Hertha BSC setzte der Trainer des FC Bayern die weltbeste Flügelzange mit Arjen Robben und Franck Ribéry in der Zentrale vor Mittelfeldstabilisator Xabi Alonso ein.
Es war nicht das erste Mal, dass Guardiola Spieler auf ungewohnten Positionen einsetzt. Er macht aus den weltbesten Außenverteidigern Philipp Lahm und David Alaba Abräumer im Mittelfeld, er bastelt im Training an seiner Taktik wie ein Heimwerker an der Werkbank, wechselt das System während des Spiels von Dreier- auf Viererkette und zurück. Alles mit dem Ziel, den FC Bayern besser zu machen.
Robben über Neuer: "Ein Torwart aus einer anderen Welt"
Und Guardiola kann variieren und ausprobieren. Die Meisterschaft haben die Konkurrenten aufgrund des großen Rückstands so gut wie abgeschrieben, in der Champions League steht die entscheidende Phase erst im März an. Bedeutet: Die Testphase ist eingeläutet.
Gegen die Hertha zahlte sich die Umstellung von Ribéry und Robben aus. Zumindest die ersten 45 Minuten. Erst in der zweiten Hälfte, als die Berliner mehr und mehr auf den Kasten der Bayern drängten, reagierte Guardiola und brachte mit Sebastian Rode einen weiteren gelernten Sechser. Aber welche taktischen Überlegungen lässt sich Guardiola für das Topspiel gegen Bayer Leverkusen am Samstagabend einfallen? Dia AZ stellt verschiedene Varianten für das Mittelfeld abseits der Überlegungen um die Sechser Rode, Pierre-Emile Höjbjerg und Gianluca Gaudino vor:
Giftzwerg Rode? "Nur auf dem Platz!"
DIE NATI-VARIANTE: XHERDAN SHAQIRI Beim FC Bayern kennen die Fans Shaqiri nur auf der Außenbahn. Links oder rechts – egal. Bei der Schweizer Nati kommt Shaq-Attack aber immer wieder in der Zentrale zum Einsatz. Und überzeugt. Shaqiri selbst gefällt die Rolle. Aber: Bei Guardiola hat Shaqiri, der vor dem Abschied im Winter steht, einen schweren Stand. Trotz der zahlreichen Ausfälle kommt er selten über Kurzeinsätze als Joker hinaus.
DIE REKONVALESZENTEN-VARIANTE: BASTIAN SCHWEINSTEIGER Wäre er schon zu 100 Prozent fit, gäbe es die ganzen Überlegungen gar nicht. Dann wäre Schweinsteiger gesetzt. Aber der Weltmeister soll nach seiner monatelangen Pause erst wieder rangeführt werden. Warum also nicht in einer Position, in der er langsam zurückfindet – hinter den Spitzen? Die Laufintensität könnte Schweinsteiger an die Situation anpassen, sich gelegentlich zurücknehmen.
DIE KANN-ALLES-VARIANTE: THOMAS MÜLLER Müller kann einfach alles. Stürmer, Außenstürmer, hängende Spitze. Es gibt keine Position im Offensiv-Bereich, die der Weltmeister diese Saison noch nicht gespielt hat. Warum also nicht auch als Balleroberer in der Zentrale? Im Angriff ist er zumeist der Erste, der den Spielaufbau des Gegners stört, Fehler der gegnerischen Hintermannschaft provoziert – wie beim Pokalspiel in Hamburg.
DIE STABILISATOR-VARIANTE: JÉRÔME BOATENG Nicht erst gegen Dortmund, als der BVB Xabi Alonso aus dem Spiel nahm, glänzte Boateng in der Spieleröffnung. Mit seinem Aufbauspiel und seinen langen Pässen dirigierte er die Bayern, bereitete beste Chancen vor. Im Zweikampfverhalten macht Boateng in der Bundesliga kaum einer was vor. Warum also den Innenverteidiger nicht weiter nach vorne ziehen? Für Boateng könnten in der Innenverteidigung Dante und Medhi Benatia einspringen.
DIE VERRÜCKTE VARIANTE: MANUEL NEUER Bei den Bayern bekleidet Neuer eh schon zwei Positionen: Keeper und Libero. Sollte Torhüter Pepe Reina, der nach seiner Verletzungspause ins Training zurückgekehrt ist, wieder fit sein, könnte Neuer in der Zentrale aushelfen. Bei seinen regelmäßigen Ausflügen aus dem Kasten ist er eh zweikampferprobt. Und seine spielerischen Qualitäten, was Passspiel und Technik angeht, sind nicht erst seit seinem Hackentrick gegen Frankfurt hinlänglich bekannt. Für Neuer hätte der Einsatz im Mittelfeld zudem einen positiven Nebenaspekt: Der Keeper könnte sich vor der Weltfußballer- Wahl (auch wenn alle Stimmen schon abgegeben sind) noch mal in neuer Position präsentieren. Dann müssten Cristiano Ronaldo und Lionel Messi als Torwart erst noch nachziehen.