Guardiolas Horror: Glückssache
Es war ein Bild für die Götter, als Pep Guardiola am Mittwoch in Leverkusen auf seinem Holzstühlchen saß und sich alle Mühe gab, den Elfmeterthriller nicht zu verfolgen. Der Taktikguru, der nach 120 Minuten wusste, hier endet sein Einflussbereich. Hier geht es nicht um Dreierketten, aufkippende, abkippende oder sonst wie polyvalente Mittelfeldformationen, hier geht es um etwas ganz banales: Glück.
Einfach nur Glück. Nicht trainierbar, nicht simulierbar. Man hat es – oder nicht. Es ist professionellen Fußballspielern zuzutrauen aus elf Metern ohne Gegenspieler das Tor zu treffen. Wobei, das Glück macht keine Unterschiede, ob der Kicker aus Leverkusen, oder aus München kommt. Dass der Kamikazeflieger Thiago das Glück an diesem Abend doppelt für sich in Anspruch nehmen durfte, ist Ironie des Schicksals.
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Elfmeterschießen zeigen diesen Sport in seiner Urform. Puristisch. Zweckmäßig. Pragmatisch. Schuss! Tor – oder kein Tor! Danach der Gegner. Das gleiche Spiel. Dazu, irgendwie symbolisch, dieser große Trainer auf einfachstem Holzgestühl. Im Moment muss er den Rekordmeister aufgrund der Personalsituation, so spielen lassen, wie er es gar nicht will. Tiki-Taka hat Pause. Weg von Dreiecken, Vierecken, endlos zermürbenden Passfolgen. Er muss an die Urinstikte seiner Jungs ran. Geht’s raus, spielt’s Fußball, haut alles raus, belohnt euch! Er musste eine Komponente in das Spiel miteinbeziehen, die ihn ansonsten am meisten stört. Das Unplanbare, das Glück. So haben die Münchner in dieser Woche zwei schwierige, komplizierte Spiele gewonnen.
Und vielleicht ist das im Moment die beste Erkenntnis für den Verein und seinen Trainer. Die Mannschaft folgt ihm taktisch, aber auch emotional. Selbst auf einem einfachen Holzklappstuhl.
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