Guardiola und die Systeme: Verwirrt sind höchstens die Gegner

Pep Guardiola ändert bei Bayern München ständig die Systeme, bis zu viermal in einer Partie. Die Spieler sind begeistert, die Bosse schwärmen, verwirrt sind bisher nur die Gegner.
SID |
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Pep Guardiola: die Bayern-Spieler schwärmen von seinen vielen Systemen, die Gegner zerbrechen daran.
Rauchensteiner/Augenklick Pep Guardiola: die Bayern-Spieler schwärmen von seinen vielen Systemen, die Gegner zerbrechen daran.

München - "Wirrwarr oder Wunderwerk" titelte der kicker zuletzt. Gemeint war das System bei Bayern München unter Trainer Pep Guardiola. Inzwischen gibt es wohl keine taktische Ausrichtung mehr, die der deutsche Fußball-Rekordmeister in dieser Saison nicht schon gespielt hätte. Doch ob 4-2-3-1, 4-4-2, 3-4-2-1, 3-1-4-2 oder 4-1-4-1 - das Ergebnis bleibt fast immer das gleiche: Bis zum Bundesligaspiel am Dienstagabend gegen den SC Freiburg gewann der souveräne Herbstmeister 19 seiner 24 Spiele und verlor nur zwei: einmal in der Champions League bei Manchester City (2:3) und einmal im Spiel um den Supercup gegen Dortmund (0:2).

Die ständigen Umstellungen sind bei Guardiola Programm. In manchen Partien wechselt der 43 Jahre alte Spanier sein System drei- oder gar viermal. Da sei "ein Höchstmaß an Flexibilität" gefragt, sagte der momentan verletzte Kapitän Philipp Lahm zuletzt. Ihn fasziniere, ergänzte Weltmeister Thomas Müller bei Sky, dass sich Guardiola "in jeden Spieler und in jedes Spiel reindenkt. So findet er die richtige Strategie für jeden einzelnen. Wenn er aber sieht, dass sein Plan nach zehn Minuten nicht aufgeht, dann bleibt er nicht stur". Er greife "aktiv ins Spiel ein - lässt uns vorne aber auch die spielerische Freiheit".

Xabi Alonso findet es ohnehin "nicht schwierig", sich immer wieder an die neuen Situationen anzupassen: "Wir arbeiten daran, mehr als ein System zu können, um so schnell wie möglich auf die Umstände im Spiel reagieren zu können."

Für Guardiola selbst sind diese Diskussionen um System und Ausrichtung ohnehin "nicht wichtig", betont er immer wieder: "Das Wichtigste ist die Idee vom Spiel." Ein Spiel mit maximalem Ballbesitz, kurzen Pässen, Spielkontrolle, perfekter Einteilung von Zonen, Überzahl in Ballnähe, aggressivem Angriffspressing und schnellem Aufbau.

Seit seinem Amtsantritt vor eineinhalb Jahren hat Guardiola die Bayern wesentlich flexibler aufgestellt. Vielen Gegnern sind die Münchner deshalb inzwischen auch taktisch einen Schritt voraus. Paradebeispiel war in dieser Saison das beeindruckende 7:1 in Rom gewesen. Während die Bayern auf alle Vorgaben der Roma eine Antwort parat hatten, wirkten die Italiener geradezu hilflos. "Der Trainer hat uns genau gezeigt, wo die Schwachpunkte der Römer liegen", sagte Müller anschließend.

Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Sportvorstand Matthias Sammer geraten deshalb immer wieder ins Schwärmen, wenn sie über "das Genie" Guardiola sprechen. Es sei "fantastisch, wie Pep die Mannschaft fördert und fordert", sagte Rummenigge erst am Samstag nach dem 4:0 in Augsburg. Ex-Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld bezeichnete es im kicker als "weltklasse, wie Bayern diese fließenden Systeme umsetzt". Dies sei eine neue Dimension im Fußball. Doch Perfektionist Guardiola kann den Moment offenbar nie richtig genießen, wie Thiago im Buch "Herr Guardiola" verriet, "weil er immer auf der Suche nach etwas ist, was er korrigieren kann".

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