Guardiola gehen die Spieler aus: Er fleht Fans an

Guardiola stehen im Training vor der Partie der Bayern gegen Eintracht Frankfurt nur noch 14 Akteure zur Verfügung. "Die Spieler sind müde, wir brauchen die Unterstützung unserer Anhänger"
MÜNCHEN - Jetzt muss der 12. Mann helfen. Viel mehr Spieler hat Pep Guardiola eh nicht mehr zur Verfügung. 14 Profis konnte der Bayern-Coach am Freitag lediglich um sich scharen im Training an der Säbener Straße vor dem Spiel am Samstag (15.30 Uhr, Sky live) gegen Eintracht Frankfurt. „Wir haben 14 Spieler im Moment, wir sind müde. Ich habe nicht viele Möglichkeiten“, sagte ein geknickter Guardiola und fügte aus der Abteilung Galgenhumor hinzu: „Ich kann auch nicht spielen.“
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Wie ernst die Lage ist, war dem Appell des Spaniers an den 12. Mann, an die Fans, zu entnehmen: „Wenn unsere Beine morgen nicht top sind, hoffe ich, dass die Fans daran denken, was diese Mannschaft in den letzten drei Jahren geleistet hat. Die Spieler sind müde, aber sie werden alles geben. Wir brauchen die Unterstützung der Fans.“ Der letzte Neuzugang auf der Streichliste der Spieler hieß Medhi Benatia. Der Verteidiger erlitt beim Pokal-Fight in Leverkusen (5:3 nach Elfmeterschießen) einen Muskelfaserriss im Oberschenkel und fällt nun bis zu vier Wochen aus. „Ich weiß nicht, wie lange wir mit dieser Situation leben können“, klagte Guardiola, der beinahe flehentlich meinte: „Ich hoffe, dass der Kopf die Beine kontrollieren kann.“ Denn: „Wir hatten Probleme, jetzt haben wir noch mehr Probleme. Noch nie in meinem Leben habe ich so eine Situation wie derzeit erlebt – mit so vielen Verletzten.“
Die Übersicht zum mitlesen – oder mitleiden, je nach Perspektive: Neben Benatia fehlen: Javi Martínez (Kreuzbandriss), Arjen Robben (Bauchmuskelriss), David Alaba (Innenbandriss), Bastian Schweinsteiger, Franck Ribéry (beide Sprunggelenksprobleme), Tom Starke (Bänderriss) und Sinan Kurt (krank). Dazu kommt noch: Claudio Pizarro, Holger Badstuber, Philipp Lahm und Thiago sind nicht fit für 90 Minuten. Einzig von Ribéry gibt es gute Nachrichten: Der Franzose absolvierte am Donnerstag und Freitag mit einem Rehatrainer intensive Lauf- und Sprinteinheiten. „Es geht ihm besser. Aber ich weiß noch nicht, ob es für Porto reicht“, sagte Guardiola.
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Porto – das Hinspiel des Viertelfinals der Champions League am kommenden Mittwoch – ist die entscheidende Partie, auf die die medizinische Abteilung hinarbeitet. Nicht auf Frankfurt. Ein Kurz-Einsatz in Portugal ist das Ziel bei Ribéry. Und Schweinsteiger? Wegen eies Infekts war der Vize-Kapitän am Freitag nicht an der Säbener Straße. Er soll am Montag nach Porto mitfliegen – Einsatz-Chancen? Offen.
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„Ich weiß nicht, wo das enden soll“, hatte Sportdirektor Matthias Sammer nach dem Leverkusen-Spiel gesagt. Im April stehen noch sechs Partien an, nur englische Wochen. „Unsere Situation ist kritisch, sehr kritisch“, meinte Guardiola, der nun gefordert ist. Als Improvisationskünstler. Als Zauberer. Aus der Zweiten Mannschaft, der Regionalliga-Truppe, dürfte wohl Lucas Scholl (18), der Sohn von Ex-Profi Mehmet, in den Kader rücken. Aber sonst? Der Trainer muss sich und die Aufstellung beinahe täglich neu erfinden, Systemwechsel von Angriffsfußball auf defensiveres Abwarten inklusive. Es gelingt, die Ergebnisse stimmen, die Spielweise bezeichnet Guardiola selbst jedoch als „okay, aber wir haben keine Überraschungsmomente“. Ein dickes Lob gab’s für den Improvisationskünstler Pep von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge: „Der Trainer ist genial. Er hat viele Pläne, nicht nur A, B oder C, sondern ich habe den Eindruck, das ganze Alphabet rauf und runter.“
Gegen Eintracht Frankfurt (ohne den verletzten Liga-Top-Torjäger Alexander Meier) dürfte es ganz grob gesehen Plan J, Kategorie 2, sein. Sebastian Rode, die jungen Mitchell Weiser (20) und Gianluca Gaudino (18) könnten in der Startelf stehen, damit Fachkräfte wie Xabi Alonso, Rafinha oder Robert Lewandowski geschont werden können. Guardiola kämpferisch: „Wir müssen uns anpassen. Die Probleme sind da. Aber das motiviert mich, eine Lösung zu finden.“
Man ist gespannt.