Guardiola: Der Spielertrainer

Die Bayern-Stars staunten nicht schlecht, wie aktiv Pep Guardiola im Training mitmacht: mit scharfen Pässen und perfekter Technik. Und so sehr haben sich seine drei Vorgänger eingebracht.
von  Patrick Strasser

München - Pep Guardiola ist die Nummer 20. Im 48. Jahr der Bundesliga-Zugehörigkeit ist der Spanier Bayerns 20. Trainer. Er hat einen Vertrag bis 2016 unterschrieben, soll – wie jeder seiner Vorgänger – im Idealfall nicht weniger als eine goldene Ära prägen.

Nach dem Premieren-Training am Mittwochnachmittag in der Allianz Arena konnte man jedoch schon einmal festhalten: Guardiola, 42, geht zwar nicht als jüngster Cheftrainer der Bayern in die Geschichte ein (das war mit nur 33 Jahren ab Oktober 1991 Sören Lerby, dessen Kurzengagement im Frühjahr darauf unglücklich endete – dafür ist Guardiola aber sicher der fitteste aller Bayern-Vorturner. Selbst Jürgen Klinsmann, noch so ein Trainer-Irrtum, war zum Dienstantritt 2008 ein Jährchen älter als Pep. 47 Länderspiele absolvierte Guardiola, meist auf der kniffligen Position des Spielgestalters und Taktgebers vor der Abwehr – im Fachjargon: ein Sechser.

Was Guardiola sieben Jahre nach dem Ende seiner aktiven Karriere noch drauf hat, demonstrierte er seinen Spielern am Mittwoch. Klare, scharfe Pässe mit der Innenseite gespielt, dabei trägt der Katalane einen ganz unprätentiösen Fußballschuh „Adidas” aus der Old-School-Kollektion Copa Mundial. Es geht ihm um Fußball, nicht um Schnickschnack. Und so machte Guardiola Übungen vor, war mittendrin, als er Pass-Sequenzen einstudieren ließ. Etwa so: Guardiola nimmt den Ball und schießt ihn scharf zu einem Mitspieler der Gruppe, der das Direktspiel auf engstem Raum gedankenschnell eröffnen muss. „Eines werden die Spieler merken: wie aktiv der Trainer im Training ist”, sagte Gladbachs Coach Lucien Favre, der 1993 beim FC Barcelona hospitierte, Guardiola als Spieler kennenlernte und nun als Trainer verehrt: „Er greift ständig ein, ist sehr präzise. Nein: Er ist sehr, sehr präzise.”
Ein Spielertrainer – neue Welt für die Bayern-Stars. So beteiligten sich die drei Pep-Vorgänger am Training:

Jürgen Klinsmann: Elf Assistenten brachte der Sommermärchencoach der WM 2006 zwei Jahre später mit, um so aktiver kümmerte er sich um das Wohndesign an der Säbener – die Buddhas! Das Coaching überließ er Martin Vasquez, einem Mexikaner, er selbst machte nur selten mit. „Jeden Spieler jeden Tag ein bisschen besser”, lautete Klinsmanns Credo. Am Ende war er im April 2009 nach dem desaströsen 0:4 in Barcelona (mit Trainer Guardiola!).

Louis van Gaal: Als der Holländer, nach eigenem Ermessen Erfinder des neuzeitlichen Fußballs, seinen Job im Juli 2009 antrat, ließ er die Spieler das kleine Fußball-ABC mit Flachpässen („Die Bälle dürfen nicht hoppelen!”) bis zum Erbrechen einüben. Er griff auf dem Platz ein, aber nur dosiert als Vorspieler. Taktisch lehrreich, der Ballbesitzfußball der Bayern war geboren. Letztlich scheiterte van Gaal im April 2011 an sich selbst, an seinem Über-Ego.

Jupp Heynckes: Klar, als der Mönchengladbacher am 1. Juli sein drittes Engagement an der Säbener begann, war er bereits 66 Jahre alt. Wegen eines künstlichen Kniegelenks konnte er Übungen nicht vormachen, lediglich sich beim Stretching in Form halten. Aber auch so gewinnt man ein Triple.

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