Guardiola bei Abstimmung in Barcelona

Bayern-Trainer Pep Guardiola nimmt in Barcelona beim Unabhängigkeits-Referendum für Katalonien teil. Seiner Mannschaft gibt er frei.
von  Patrick Strasser/sid
Bayern-Trainer Pep Guardiola lässt es sich nicht nehmen, beim Unabhängigkeits-Referendum in Katalonien abzustimmen.
Bayern-Trainer Pep Guardiola lässt es sich nicht nehmen, beim Unabhängigkeits-Referendum in Katalonien abzustimmen. © dpa

München/Barcelona - Bayern Münchens Trainer Pep Guardiola hat sein Engagement für die Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien fortgesetzt und am Sonntag bei der Volksbefragung in seiner Heimat teilgenommen. Guardiola, der nach dem 4:0 seiner Mannschaft bei Eintracht Frankfurt nach Spanien gereist war, gab seine Stimme an seiner früheren Wirkungsstätte in Barcelona ab.

"Das hier heute ist ein wichtiger Schritt. Ich bin begeistert, hier sein zu können, um abzustimmen. Es war nicht einfach, aber wir sind hier", sagte Guardiola danach. Die Politiker müssten jetzt auf die Mehrheit hören, ergänzte der 43-Jährige. Nach der Abstimmung stattete Guardiola, der auf seiner Reise von seinem Assistenten Manel Estiarte begleitet wurde, seinen Eltern einen Besuch ab.

Die Volksbefragung ist rechtlich nicht bindend, nachdem das spanische Verfassungsgericht ein ursprünglich geplantes Unabhängigkeitsreferendum untersagt hatte. Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy hatte zuvor erklärt, unter seiner Regierung werde es keine Abspaltung der vergleichsweise wohlhabenden Region geben. Die Abstimmung werde "keinerlei Effekt haben", betonte Rajoy. Guardiola dagegen macht sich seit Jahren für die Loslösung Kataloniens von Spanien stark.

Pep Guardiola ist Katalane. Durch und durch. Um zu verstehen, warum er sich so sehr stark macht für das Bestreben seines Volkes nach Unabhängigkeit, nach Loslösung von der spanischen Krone unterstützt, muss man erklären, woher er kommt.

Geboren ist der 43-Jährige in Santpedor, im Herzen Kataloniens, eine Autostunde von Barcelona entfernt. Ein beschauliches Städtchen mit rund 7000 Einwohnern. Santpedor liegt unweit der Benediktinerabtei „Santa Maria de Montserrat“. Das Kloster aus dem 12. Jahrhundert ist ein Wallfahrtsort und Symbol katalanischer Kultur. Für die Schüler der Region ist ein Besuch von Montserrat Pflicht. Geprägt wurde der kleine Pep von seinem Vater Valentí, früher Bauarbeiter. Ein stolzer Katalane, 82 Jahre alt, der in der Franco-Diktatur aufwuchs und die Unterdrückung nach mehr Autonomie strebender Regionen wie dem Baskenland und eben Katalonien erlebte.

Wann immer Guardiola ein paar freie Tage hat, reist er nach Hause zu Papa Valentí und Mutter Dolors. Daher ist Guardiola die Unabhängigkeitsbewegung so wichtig. In mehreren Videobotschaften machte er sich in den letzten Jahren für seine Heimat stark. „Hier habt ihr eine Stimme mehr für die Unabhängigkeit“. Und: „Katalonien ist meine Heimat. Katalonien ist nicht Spanien“, so Guardiola, der für die Bürgerinitiative „Assemblea Nacional Catalana“ (ANC) „das Recht auf Unabhängigkeit und Selbstbestimmung“ forderte.

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Im Juni, als seine Bayern-Spieler bei der WM in Brasilien weilten und er Urlaub hatte, nahm er an einer Demonstration auf dem Berliner Alexanderplatz teil. Die Teilnehmer konnten kaum fassen, dass er wirklich da war und eine Erklärung des katalanischen Kulturvereins „Omnium Cultural“ verlas.

„Für Pep ist es eine Sache des Herzens“, sagt Martí Perarnau, der im Sommer das Buch „Herr Guardiola“ veröffentlichte und den Trainer ein Jahr begleiten durfte. „Pep sagt, dass er das Referendum unterstützt, weil es eine demokratische Form ist, um festzustellen, wer überhaupt für die Unabhängigkeit ist. Wichtig sei nicht, was er denkt, sondern was das katalanische Volk entscheidet.“

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Mit seiner Frau Cristina und seinen Kindern spricht Guardiola katalanisch, es ist seine Muttersprache. Auch als Trainer des FC Barcelona bediente er immer erst die katalanischen Reporter, selbst auf Pressekonferenzen in Madrid. Die anderen, die Spanier, mussten warten.

Guardiola informiert sich in München ständig über die Onlineausgaben katalanischer Zeitungen. So verwunderte es wenig, dass er, während seine Mannschaft bis Montag trainingsfrei bekommen hat, es sich nehmen ließ, am Sonntag zur Abstimmung zu fliegen.

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