Große Bayern? Es wird nachgemessen

In Getafe haben sie den Druck, unbedingt gewinnen zu müssen. Nicht mal Ulli Höneß weiß, ob Franck Ribéry, Luca Toni und Miroslav Klose dem standhalten. Große Bayern?
von  Abendzeitung
Luca Toni (l.) ist 1,96 Meter lang, Franck Ribéry ist 26 Zentimeter kleiner. In Getafe soll das ungleiche Star-Pärchen heute gemeinsam Größe beweisen.
Luca Toni (l.) ist 1,96 Meter lang, Franck Ribéry ist 26 Zentimeter kleiner. In Getafe soll das ungleiche Star-Pärchen heute gemeinsam Größe beweisen. © sampics

In Getafe haben sie den Druck, unbedingt gewinnen zu müssen. Nicht mal Ulli Höneß weiß, ob Franck Ribéry, Luca Toni und Miroslav Klose dem standhalten. Große Bayern?

Es ist die Ungewissheit, die einen Trainer unruhig macht. Wenn er etwas nicht planen und erwünschte Abläufe nicht akribisch vorbereiten kann. Und zudem keine Erfahrungswerte hat.

So ergeht es Ottmar Hitzfeld vor dem Viertelfinal-Rückspiel im Uefa-Cup beim FC Getafe (20.45 Uhr, Sat.1 und Premiere live). Die Frage, die ihn umtreibt: Wie reagieren einige Spieler, wenn sie gewinnen müssen? Wenn plötzlich der Druck auf der Mannschaft lastet und das Ausscheiden gegen einen Gegner droht, der in der spanischen Primera Division auf Rang zwölf steht und seine Premiere-Saison auf europäischer Ebene bestreitet?

Bei Kapitän Oliver Kahn, bei Lucio, Demichelis weiß es Hitzfeld, selbst bei den noch jungen Lahm oder Schweinsteiger. Diese Spieler haben sich schon dutzendfach in der Champions League bewährt.

Das erste Mal spüren sie Druck

Aber wie reagieren die Neuen: Ribéry und Toni etwa oder Klose? Und so spricht Manager Uli Hoeneß das aus, was Hitzfeld denkt: „Das erste Mal in der Saison spüren wir einen gewissen Druck. Ich bin gespannt, wie die Mannschaft reagieren wird.“

Nach dem 1:1 im Hinspiel wird Getafe der erste große Prüfstein in dieser Saison. Denn in der Bundesliga dürfen sich die Bayern dank kontinuierlich schwächelnder Gegner auf einen Start-Ziel-Sieg freuen. Nie konnten Werder Bremen, Schalke oder der HSV den Bayern ernsthaft Angst machen. Und so kommt es nun zur von Manager Uli Hoeneß heraufbeschworenen Fernglas-Meisterschaft. Im Pokal erreichten sie das Finale durch je zwei Siege gegen Regionalliga-Klubs und Zweitligisten, einzig der VfL Wolfsburg war eine Bundesliga-Hürde. Und im Uefa-Cup waren sie nie wirklich gefährdet. Im Dezember musste gegen Saloniki ein Sieg her, die bemitleidenswerten Griechen wurden mit 6:0 abgefertigt.

In Getafe zählt’s.

Große Bayern? Am Donnerstag wird nachgemessen. Insbesondere, wenn man die Ansprüche derart formuliert, wie die Bayern das gestern auf dem Weg nach Madrid taten. „Wir werden frech nach vorne spielen, wollen einen großen Kampf abliefern“, kündigte Hitzfeld an und griff auf sichere Fakten zurück: „Im Uefa-Cup sind wir immer gut für ein, zwei Auswärtstore.“ Stimmt. 2:0 in Lissabon, 3:2 in Belgrad, 1:1 in Braga, 2:2 in Aberdeen, 5:0 in Anderlecht. Und ein 2:2 würde ja auch schon reichen.

Dennoch: Der erste Titel – und damit schon das Titelpaket namens Triple steht auf dem Spiel. Wer sich in der kommenden Saison mit den Großen des europäischen Fußballs wieder auf Augenhöhe messen will, darf sich keine Blamage gegen den Vorstadtklub Getafe erlauben. „Es ist ein Spiel, in dem wir Druck haben“, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. „Aber unsere Mannschaft hat die Qualität, es zu schaffen.“ Das Halbfinale zu erreichen. Nur? Es soll der erste Schritt sein. „Ich bin überzeugt, dass wir das Finale erreichen werden“, sagte Hitzfeld.

Allein schon wegen Oliver Kahn. Denn Hitzfeld weiß, wie der reagiert, wenn’s schief geht. Wenn Kahn einen peinlichen Europacup-Abschied in der Provinz erleidet. Im Misserfolgsfall drohen massive interne Turbulenzen. „Es wird das viertletzte Europacup-Spiel von Oliver Kahn“, verkündete Rummenigge, als wäre es ein Vorstandsbeschluss und fügte hinzu: „Wir wollen ihm einen großen Abgang verschaffen – beim Endspiel in Manchester.“

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